Ein letztes Mal im Nationaltrikot: Toni Kroos beendet seine Karriere. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Das 1:2 gegen Spanien bedeutete für die deutsche Nationalmannschaft das Aus bei der EM 2024 – für Toni Kroos endet damit seine gesamte Laufbahn. Die erfolgreicher kaum hätte verkaufen können.

Es wurde getröstet, abgeklatscht, sich aufgeholfen vom Boden. Die Enttäuschung war greifbar bei den deutschen Spielern nach dem unglücklichen K.o. im Viertelfinale der Europameisterschaft. Und einer wurde ganz besonders oft umarmt. Denn für Toni Kroos endete am Freitagabend in Stuttgart nicht nur seine Karriere in der Nationalmannschaft, nicht nur die EM – sondern seine komplette aktive Laufbahn.

Der 34-Jährige war von Julian Nagelsmann ja noch einmal reaktiviert worden, nachdem es auch unter der Regie des neuen Bundestrainers im Herbst 2023 Rückschläge gegeben hatte. Manch einer beobachtete das Comeback im Nationaldress mit Skepsis – doch Kroos strafte sie Lügen, in dem er vom Start weg Herr im Ring war und die deutsche Mannschaft wieder ein Leistungslevel nach oben hob.

Bei Real Madrid schaffte er noch vor der EM einen perfekten Abschluss seiner Vereinskarriere. Erst holten die Königlichen die spanische Meisterschaft, dann gewann sie die Champions League – für Kroos war es der sagenhafte sechste Titel in der Königsklasse. Sollte dann gar der EM-Titel im eigenen Land obendrauf kommen? Fast zu kitschig wäre das, meinte der Weltmeister von 2014 noch vor dem Turnier.

Tatsächlich kam es nicht so weit – was an Toni Kroos nicht gelegen hatte. Zwar hatte er Mühe gehabt, dem Viertelfinalspiel gegen die Spanier seinen Stempel aufzudrücken. Nach zehn Jahren bei Real kennt man in Spanien eben seine Stärken und weiß sie einzudämmen. Aber der 34-Jährige ließ sein Team nie im Stich, schleppte sich bis zum Ende der Verlängerung über den Rasen und ließ noch einmal alles auf dem Platz, was sein Körper zu geben imstande war. Allein: Es reichte nicht.

„Umso bitterer ist es.“

Nach einer hektischen ersten Hälfte drehte das deutsche Team erst nach der spanischen Führung so richtig auf, drängte auf den Ausgleich, erzielte ihn in der 89. Minute auch – doch als alles auf eine Entscheidung im Elfmeterschießen hindeutete, schlugen die Spanier noch einmal zu. 119. Minute – sportlich brutaler geht es kaum. „Wir waren sehr nah dran“, sagte Kroos, „umso bitterer ist es.“

Doch sah er auch das Positive der vergangenen Wochen: „Ich bin froh, wenn ich da ein bisschen mitgeholfen habe, dass wir alle in Deutschland den Anspruch und die Hoffnung haben, weiterzukommen. Ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft das in Zukunft schafft. Aber es gehört auch dazu, dass wir heute alle traurig sind.“

Von einer nun unvollendeten Karriere ob des fehlenden EM-Titels zu sprechen, wäre unangebracht. Meisterschaften, Pokalsiege, europäische Vereinstitel, die Clubweltmeisterschaft und natürlich der WM-Pokal – alles steht in der Vitrine des Greifswalders. Und das wird bleiben. Auch, wenn er nun geht.

Übrigens: Unter den Huldigungen auch der spanischen Fans in Stuttgart. Sie hielten ihm ein Real-Trikot mit der Nummer 8 entgegen. Zum letzten Mal.