England, Dänemark, Slowenien, Serbien (v. li. o. im Uhrzeigersinn) – wer wird deutscher Gegner im EM-Achtelfinale Foto: AFP/ADRIAN DENNIS

Die deutsche Mannschaft wartet gespannt auf ihren Gegner im Achtelfinale der Heim-EM. Doch die Vorbereitung ist knifflig – weil noch vier Teams infrage kommen. Wie ist die Lage in Gruppe C?

Über den späten Treffer zum 1:1 hatte sich Julian Nagelsmann emotional gefreut. Das Tor von Niclas Füllkrug gegen die Schweiz sicherte Deutschland den ersten Platz in der Gruppe A. Klar ist nun: Die Deutschen treffen auf den zweiten der Gruppe C. Aber: Bis der Bundestrainer weiß, wer das sein wird, vergehen noch einige Stunden. Erst an diesem Dienstagabend beendet die Gruppe C ihre Vorrunde – und es ist noch alles offen. Je nach Ausgang der beiden Partien (England gegen Slowenien und Dänemark gegen Serbien/jeweils 21 Uhr) kann jedes dieser vier Teams noch zum deutschen Kontrahenten im Achtelfinale werden.

England (4 Punkte, 2:1 Tore) Die Three Lions stehen eigentlich gar nicht so schlecht da. Nach dem Sieg über Serbien und dem Remis gegen Dänemark sind sie Spitzenreiter und können den Gruppensieg aus eigener Kraft klarmachen. Sie würden dann Deutschland aus dem Weg gehen. Doch die Stimmung rund um das englische Nationalteam ist ziemlich im Keller – schuld sind die mauen Leistungen des Kaders, der einen Marktwert von 1,8 Milliarden Euro aufweist. Die Experten schlagen jedenfalls Alarm.

„Rätselhaft und besorgniserregend“ fand der frühere Abwehrspieler Rio Ferdinand die beiden Auftritte. „Er muss besser werden“, forderte die Stürmer-Legende von Kapitän Harry Kane. Der gab sich noch betont gelassen: „Ich weiß, dass es zu Hause wahrscheinlich viel Lärm geben wird, aber das haben wir auch bei der letzten EM erlebt.“ Damals erreichte England noch das Finale. Dass vieles besser werden muss, sieht aber auch der in der Kritik stehende Trainer Gareth Southgate ein: „Unser Niveau muss höher werden.“ Angst vor einem Duell mit Deutschland im Achtelfinale haben die Engländer allerdings nicht – 2021 gewannen sie es 2:0.

Dänemark (2 Punkte, 2:2 Tore)Die dänischen Fans sorgen bislang für eine besondere EM-Stimmung rund um das Nationalteam. Das hatte bereits einen magischen Moment, als der vor drei Jahren zusammengebrochene Christian Eriksen gegen Slowenien traf. Es ist auch noch ungeschlagen – aber irgendwie auch nicht zufrieden. Denn in den beiden Partien gegen Slowenien und England war mehr drin.

So sind die Dänen einerseits zuversichtlich, was den Einzug ins Achtelfinale angeht. Andererseits droht auch ein weiteres Vorrundenaus nach dem frühen Ausscheiden bei der WM in Katar 2022. Der Trainer Kasper Hjulmand sah beim 1:1 gegen England aber „Leidenschaft, Qualität und Feuer“, weshalb er am Weiterkommen nicht zweifelt. Zudem hat er ja noch einen Trumpf in der Hinterhand: Der junge Topstürmer Rasmus Hojlund hat bisher noch nicht getroffen. „Wir wollen ihn in Schwung bringen“, sagte der Coach vor dem Duell mit Serbien. Auf Deutschland trafen die Dänen zuletzt 2021 in einem Test für die EM – der 1:1 endete.

Slowenien (2 Punkte, 2:2 Tore)Erst einmal gab es ein Duell zwischen Deutschland und Slowenien – in einem Testspiel im Jahr 2005. Das DFB-Team gewann 1:0, Lukas Podolski traf. Mit der Gegenwart hat das nichts mehr zu tun. In jener geben die Slowenen ein zwiespältiges Bild ab. Einerseits gehören sie nach zwei Unentschieden gegen Dänemark und Serbien zu den positiven Überraschungen des Turniers. Andererseits hadern sie bereits mit ihrem Schicksal.

Beim Auftakt gegen Dänemark verhinderte der Pfosten bei einem Schuss von Leipzigs Stürmer Benjamin Sesko einen Sieg. Beim 1:1 gegen Serbien führten die Slowenen lange, der Ausgleich fiel erst in der Nachspielzeit, davor hatte Timi Elsnik den Pfosten getroffen. Das nagt, dennoch herrscht vor dem Duell mit England noch Zuversicht. „Wir haben bewiesen, dass wir zu guten Auftritten in der Lage sind“, sagte Elsnik, „wir werden nicht aufgeben.“

Serbien (1 Punkt, 1:2 Tore)Auf ein Duell der Deutschen mit Serbien hofft Bastian Schweinsteiger – die Frau des Weltmeisters von 2014, Ex-Tennisprofi Ana Ivanovic, stammt aus Belgrad. Die Hoffnungen Serbiens ruhen seit dem zweiten Gruppenspiel auf Luka Jovic. Der frühere Frankfurter erzielte als Joker den späten Ausgleich gegen Slowenien – der dafür taugt, weiter vom Achtelfinale träumen zu dürfen. Jovic gebe dem Land „die Möglichkeit, weiter an unseren Traum zu glauben“, sagte der Trainer Dragan Stojkovic. Mit bisher nur einem Punkt haben die Serben vor dem Duell mit Dänemark allerdings die schlechteste Ausgangsposition in Gruppe C.

In der es übrigens zu einer speziellen Konstellation kommen kann. Enden beide Spiele mit dem gleichen Ergebnis, wären Slowenien und Dänemark punkt- und torgleich. Weil sowohl der direkte Vergleich als auch das Torverhältnis und die erzielten Tore dann identisch wären, müsste erst die Fair-Play-Wertung und anschließend das Uefa-Ranking aus der Qualifikation entscheiden.