Die Zahl der Fahrzeuge mit Elektromotor nimmt in Stuttgart stark zu. Die Stadt will die Zahl der öffentlichen Ladestationen daher verdoppeln. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

2023 sollen 500 Standorte auf einen Schlag ausgeschrieben werden. Oberirdische Parkplätze für Verbrenner werden reduziert. Für das Laternenladen soll ein Versuch starten.

In der Landeshauptstadt startet voraussichtlich 2023 die nächste Ausschreibung für öffentlich zugängliche Ladestationen für E-Autos. Dann sollen auf einen Schlag im gesamten Stadtgebiet 500 weitere Standorte mit insgesamt 1000 Ladeanschlüssen vergeben werden. Damit werden 1000 bisherige Parkplätze, die allen Antriebsarten zugänglich sind, exklusiv für E-Autos reserviert. Mit dem Ausbau soll sich das Angebot an Säulen mit einer Ladeleistung bis zu 22 Kilowatt verdoppeln.

1000 bisherige Parkplätze werden für E-Autos reserviert

Außerdem soll 2023 das E-Laden an Laternen erprobt werden, auch vier Standorte für sogenannte Ladehubs mit zahlreichen Schnellladeplätzen sollen gefunden werden, sie werden voraussichtlich nahe an den Autobahnen und Schnellstraßen liegen. Bisher tummeln sich auf diesem Gebiet drei große Wettbewerber: die Stadtwerke Stuttgart, die Energie Baden-Württemberg (EnBW) und EZE Network. Aktuell setzen sie die Ergebnisse der jüngsten Ausschreibungsrunde um. Das geht langsamer voran als geplant. Für die nächste Stufe gibt es Gründe. So wächst die Zahl der reinen E-Autos und Plug-in-Hybride kontinuierlich, Stuttgart liegt mit acht Prozent dieser Wagen am Fahrzeugbestand weit über dem Landesschnitt (rund 3,5 Prozent), an den Neuzulassungen hatten diese Autos in diesem Jahr bis September bereits einen Anteil von 30 Prozent, informiert die Stadtverwaltung die Gemeinderatsfraktionen.

Der Rat hat vor drei Monaten die Klimaneutralität für 2035 beschlossen. Der Umstieg auf E-Autos ist neben mehr Bus- und Bahnnutzung, Rad- und Fußverkehr eine Möglichkeit, dieses Ziel im Verkehrssektor zu erreichen. Dieser ist laut dem von der Stadt beauftragten McKinsey-Gutachten für 14 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Gutachter halten bis 2035 in Stuttgart rund 4100 öffentliche Normal- und 500 Schnellladepunkte für nötig.

Emissionen müssen sinken

Stuttgart sei beim Thema Laden „besonders gut unterwegs“, sagt Martin Körner, der neue Leiter des OB-Grundsatzreferats Klimaschutz, Mobilität und Wohnen. Unter den deutschen Großstädten verfüge man mit 1159 öffentlich zugänglichen Ladepunkten umgerechnet auf die Einwohnerzahl über die meisten (18,4 je 10 000 Einwohner). Dieser Vergleich der Bundesnetzagentur unterschlägt allerdings eine Besonderheit: Hier sind laut dem Anbieter Share Now 350 E-Smart unterwegs, die wegen ihrer kleinen Batterie häufig an die öffentlichen Säulen müssen und dort oft länger als nötig stehen. Offenbar greift bei ihnen die Blockiergebühr später als bei Otto Normal-E-Autofahrer.

Weniger Stellplätze für Verbrenner

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur bedeutet auch, dass oberirdische Stellplätze für Verbrenner reduziert werden. Körner verweist bei diesem Punkt auf rund 11 000 innerstädtische Plätze in Parkgaragen. Man werde den Ladebedarf für E-Autos nicht völlig decken können, heißt es im Papier an den Rat. Perspektivisch könne man 15 bis 40 Prozent der Ladevorgänge abdecken, der Rest muss sich auf Firmenparkplätzen, in Quartiersparkhäusern oder an privaten Wallboxen abspielen. Körner erinnert an das Förderangebot der Stadt, mit der die einer Wallbox vorgelagerte Technik bezuschusst wird – mit bis zu 1000 Euro pro Ladepunkt.