Ab dem 12. September ist bei Lidl und Kaufland Schluss mit kostenfreiem Laden. Foto: imago/Michael Bihlmayer

Einkaufen gehen und dabei kostenlos das Elektroauto laden? Das war einmal. Viele Händler verlangen dafür nun Geld, bald auch Lidl und Kaufland. Eine Übersicht.

Ab dem 12. September kostet das Laden von E-Autos bei Lidl und Kaufland Geld. Das teilte die Schwarz-Gruppe als Mutterkonzern am Montag mit. Jede Kilowattstunde an regulären Ladepunkten mit bis zu 43 Kilowatt Ladeleistung koste dann 0,29 Euro, an Schnellladepunkten mit bis zu 149 Kilowatt Ladeleistung seien es 0,48 Euro. An einzelnen Standorten könne mit 150 Kilowatt oder mehr für 0,65 Euro je Kilowattstunde geladen werden.

Mit dem Ende des Gratisladens solle der weitere Ausbau sowie die Instandhaltung der derzeit 1300 E-Ladestationen gewährleistet werden. Denn diese werden von Kunden deutlich mehr genutzt: Im Jahr 2020 hätten im Durchschnitt vier Elektroautos am Tag an einer Lidl-Ladestation ihre Akkus aufgeladen, bei Kaufland neun Autos. 2021 habe sich diese Anzahl bereits bei beiden Händlern verdoppelt. An Spitzentagen verzeichnet Lidl rund 15 und Kaufland rund 20 Ladevorgänge je Station, die mit Ökostrom gespeist werden. Voraussetzung für die Nutzung sind die Lidl-Plus-App oder die Kaufland-eCharge-App, die auch verfügbare Ladesäulen und den Ladevorgang in Echtzeit anzeigen.

Aldi: Aufladen kostet unverändert 39 Cent

Auch beim Discounter-Konkurrenten Aldi Süd kostet das Laden seit Juni Geld: Nutzer zahlen seitdem 39 Cent pro Kilowattstunde an den Schnellladesäulen, an den Normalladesäulen kostet die Kilowattstunde 29 Cent. Das sei in der Regel günstiger als zu Hause, sagt eine Sprecherin.

Derzeit kann bei rund 550 Filialen an mehr als 1200 Ladepunkten geladen werden. Aldi Süd verfüge damit über das größte und leistungsstärkste Ladenetz im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. 200 der Ladepunkte sind Schnellladesäulen mit bis zu 150 Kilowatt Ladeleistung. Noch in diesem Jahr sollen mehr als 100 weitere Ladesäulen in Betrieb genommen werden. Die Ladedauer ist nach Angaben des Discounters nicht mehr begrenzt und das Laden auch außerhalb der Filialöffnungszeiten möglich, meist von sechs bis 22 Uhr, mancherorts sogar rund die Uhr. Eine Registrierung ist nicht notwendig, aufladen kann also jeder. Gespeist werden die Ladepunkte mit Sonnenenergie von Photovoltaikanlagen oder mit Grünstrom aus Wasserkraft.

Auch Edeka baut aus

An Standorten von Edeka und der Discounttochter Netto sind weit mehr als 400 Ladepunkte in Betrieb. Das teilte das Unternehmen auf Anfrage im Juni mit. Bis 2024 sollen rund 1000 neue Ladepunkte an insgesamt 250 Standorten im Südwesten hinzu kommen. Da die einzelnen Edeka-Kaufleute im Südwesten teils mit örtlichen Anbietern und lokalen Initiativen zusammenarbeiten, könnten keine Aussagen zu Gebühren gemacht werden, sagte ein Sprecher.

Rewe und seine Discounttochter Penny setzen auf schnelles Laden

Im November 2021 haben die beiden Händler eine Partnerschaft mit Shell und der EnBW vereinbart, um – nach eigenen Angaben – eines „der größten und modernsten Schnellladesäulen-Netze in Deutschland aufzubauen“. Dazu gehören Ladesäulen der höchsten Leistungsklasse (High-Power-Charger).

Aktuell betreibt die EnBW bundesweit 2075 Schnellladepunkte, davon knapp 600 in Baden-Württemberg. Regelmäßig kommen neue Standorte hinzu, sagt eine Sprecherin der EnBW. In diesem Jahr wurden bereits 190 Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten in Betrieb genommen, weitere 20 stehen kurz vor der Inbetriebnahme. „Knapp vierzig Prozent unserer Schnellladestandorte stehen beim Handel“, teilt eine Sprecherin der EnBW mit. Ende 2024 soll es an den Rewe- und Penny-Märkten in Deutschland mehr als 6000 Ladepunkte geben.

Im gesamten EnBW-Hypernetz seien die Preise einheitlich, zum 6. Juli hatte der Energiekonzern die Preise jedoch leicht erhöht. Kunden stehen verschiedene Tarife zur Verfügung, auch solche für Viellader. Im Normaltarif kostet der Strom aktuell 0,46 Euro pro Kilowattstunde für Normalstrom und 0,55 Euro für Schnellstrom. Die EnBW übernimmt für die jeweiligen Standortpartner die Investitionen für den Aufbau und Betrieb der Schnellladeinfrastruktur. Auch Baumärkte wie Bauhaus, Hagebau oder Toom, aber auch die Drogeriekette dm setzen bei Ladestationen auf die EnBW als Partner.

Ikea: Laden bleibt kostenlos

In den Einrichtungshäusern gibt es insgesamt etwa 220 Ladestationen (mit 22 Kilowatt). Derzeit können Ikea-Kunden während der Öffnungszeiten ihr Elektrofahrzeug kostenlos aufladen. Die Nachfrage nach Lademöglichkeiten übersteige insgesamt das Angebot, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Ein Ausbau der Lademöglichkeiten sei daher geplant. Ob das Laden künftig kostenpflichtig werden könnte, könne zum aktuellen Zeitpunkt nicht vom Unternehmen beantwortet werden.

McDonald´s nimmt 250. Ladesäule in Betrieb

Gemeinsam mit dem Mobilitätsunternehmen EWE Go baut die Fast-Food-Kette seit Ende 2020 das Schnellladenetz in Deutschland aus. McDonald´s stellt den nötigen Raum zur Verfügung, EWE Go verantwortet Aufbau und Betrieb der Ladesäulen. Pro Restaurant gibt es normalerweise eine Schnellladesäule, die über zwei Ladestellen verfügt.

Der Strom kostet, tanken kann jeder. Es gibt verschiedene Bezahloptionen – entweder mit einer entsprechenden Ladekarte oder durch Scannen eines QR-Codes und der Zahlung per Paypal oder Kreditkarte. Je nach Restaurantstandort sind die Ladezeiten teils begrenzt. Bis 2025 sollen die Säulen an rund 1 000 McDrive-Standorten stehen. Mitte August wurde in der Stadt Delmenhorst bereits die 250. Ladesäule in Betrieb genommen.

Trend zu kostenpflichtigem Laden ist klar erkennbar

Bereits im Frühjahr hat eine Umfrage des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI gezeigt, dass die Zahl der Händler, die für das Laden Gebühren verlangten, deutlich zugenommen habe. Innerhalb von zwölf Monaten war demnach der Anteil der Händler, bei denen das Laden grundsätzlich nicht mehr kostenfrei war, von 29 auf 42 Prozent gestiegen. Rund 26 Prozent der Händler boten für Kunden immerhin noch vergünstigte Tarife beim Laden an. Bei 15 Prozent der Händler durfte die Kundschaft weiter kostenfrei laden. Weitere 15 Prozent boten das Laden für alle kostenlos an.

Die EHI-Projektleiterin Elektromobilität, Cathrin Klitzsch, betonte, auch nach Abschluss der Studie habe sich der „Trend weg vom kostenlosen Tanken im deutschen Handel weiter fortgesetzt“. Gleichzeitig sei aber auch die Leistung der auf den Parkplätzen an den Einkaufsstätten neu installierten Ladesäulen Schritt für Schritt größer geworden. Dadurch sei es möglich, in kürzerer Zeit mehr Strom zu tanken.

Wissen rund ums Laden

Ladepunkt
An jeder Ladestation gibt es einzelne Kabel und Buchsen, das sind die Ladepunkte. Je Ladepunkt kann immer nur ein E-Auto zur selben Zeit laden. Eine Ladestation kann aber über mehrere Ladepunkte verfügen.

Ladestation
Es gibt unterschiedliche Arten. AC-Ladestationen (Alternating Current) arbeiten mit Wechselstrom, hier können E-Autos in der Regel nur mit bis zu elf Kilowatt geladen werden, in der Spitze sind aber auch 22 Kilowatt möglich – nur wenn es die Ladetechnologie des Autos auch zulässt. DC-Ladestationen (Direct Current) arbeiten mit Gleichstrom. Das sind Schnellladesäulen mit bis zu 50 Kilowatt Ladeleistung. Generell setzt der Einzelhandel zunehmend auf Turbo-Schnellladesäulen, sogenannte High Power Charger (HPC) mit 100 Kilowatt bis zu 350 Kilowatt Ladeleistung. Damit lässt sich ein E-Auto besonders schnell aufladen.