Dabeisein? Nicht um jeden Preis, findet Lotter Haushaltswaren. Beim verkaufsoffenen Sonntagen macht das Geschäft nicht mehr mit. Foto: Mathes

Fast alle Geschäfte am Sonntag beim Ludwigsburger „Märzklopfen“, dem Innenstadtfest zum Frühlingsbeginn, geöffnet, Lotter Haushaltswaren nicht. Abteilungsleiter Gerald Pritz erklärt, weshalb.

Verkaufsoffener Sonntag in der Barockstadt – und einer der Lieblings-Einzelhändler der Ludwigsburger macht nicht mit. Die Mitarbeiter sollen den Sonntag für sich und ihre Familien haben, findet das Unternehmen. Und es gibt noch weitere Gründe. Ein Gespräch mit Gerald Pritz, Abteilungsleiter bei Haushaltswaren Lotter.

Herr Pritz, am Sonntag war beim Ludwigsburger Märzklopfen Shoppen nach Lust und Laune angesagt. Lotter hat es anders gehandhabt und ließ den Laden zu. Warum?

Wir haben, als die verkaufsoffenen Sonntag aufkamen, zunächst nicht mitgemacht, aus Solidarität mit der Innenstadt und auf Bitte des Innenstadtvereins Luis später dann doch, zumindest an zwei von drei Terminen im Jahr. Die Frequenz war auch immer hoch. Allerdings hat sich das nicht auf den Umsatz niedergeschlagen. Wenn etwas also aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn macht und zudem noch die Mitarbeiter belastet, muss man eben den Mut haben, Nein zu sagen. Zumal es die Einstellung der Inhaberfamilie Ernst ist, dass der Sonntag den Familien gehört und kein Arbeitstag sein soll.

Auf Ihrem Aushang haben Sie es begründet: Die Mitarbeiter sollen nach einer anstrengenden Woche einen Tag der Ruhe und Erholung genießen und den Sonntag mit Familie und Freunden verbringen können...

Unsere Mitarbeiter tun viel für uns, also wollen wir auch viel für die Mitarbeiter tun. Es war jedenfalls niemand traurig, dass er am Sonntag nicht zum Arbeiten kommen durfte.

Gerald Pritz von Lotter Haushaltswaren. Foto: privat

Wie ist die Resonanz der Kundschaft auf diese Haltung des Unternehmens?

Wir bekommen mittlerweile kaum noch Kritik dafür. Wir handhaben es seit 2019 so, dass wir an keinem verkaufsoffenen Sonntag mehr mitmachen. Die Ludwigsburger wissen es inzwischen. Manche, die extra von auswärts kommen, stehen vielleicht etwas irritiert vor dem Aushang, aber im Großen und Ganzen wird es akzeptiert, denke ich. Anfangs hat sich Herr Ernst auch selbst vor das Geschäft gestellt, um die Entscheidung zu erklären. Und ich stand auch schon davor.

Wie viele Mitarbeiter müssten an einem Tag der offenen Tür denn kommen?

Sieben auf jeden Fall. Viele Besucher haben wir ja schon immer gehabt, da muss man schon überall jemanden stehen haben. Aber wie gesagt: Dass viele Kunden da sind, heißt nicht, dass viel gekauft wird.

Muss nicht gerade der Einzelhandel, vor allem nach Corona, jede Chance nutzen, sich ins Bewusstsein zu bringen?

Das war bei unserer Überlegung kein Gesichtspunkt. Nach der Coronapandemie war unsere Branche eher auf der Gewinnerseite. Natürlich, fünf geschlossene Monate waren fünf geschlossene Monate. Aber Homeoffice und Cocooning haben auch zur Folge gehabt, dass sich Menschen eher für ihr Zuhause interessierten. Viele Leute haben das Kochen für sich entdeckt und sind dabei geblieben. Und bei uns sind die Sortimente auch relativ stabil. Da können wir von Glück sagen.