Unten Supermarkt und Bäckerei, oben Luxuswohnungen – das sind die Konstanten am Echterdinger Zeppelinplatz. Foto: Philipp Braitinger

Der Friseur hat sich neue Räume gesucht, die Wäscheboutique und die Parfümerie-Filiale haben geschlossen. Es gibt reichlich Veränderungen am Echterdinger Zeppelinplatz.

Zunächst sich beim Friseur die Haare richten lassen, dann in der benachbarten Parfümerie einen frischen Duft ergattern und dann vielleicht noch im Wäscheladen auf der gegenüberliegenden Straßenseite einkaufen: Dieses Verwöhnprogramm konnte sich jeder, dem der Sinn danach stand, früher im und am Echterdinger Carré gönnen. „Das hat lange gut funktioniert“, sagt Angelika Goldak, die Wirtschaftsförderin der Stadt. Diese „Wohlfühlecke“ gibt es allerdings nicht mehr.

Weil die Ladenmiete im Echterdinger Carré hoch ist und er seinen Laden auch verkleinern wollte, hat sich Alfred Maier, Inhaber des Friseursalon Qvovadis nach neuen Geschäftsräumen umgeschaut. In den neunen Räumen an der Stettener Hauptstraße gab es allerdings einen Wasserschaden, das Friseurteam ist übergangsweise bei einem Kollegen untergekommen. Die Wäscheboutique Drunterwelt hat derweil ihren Laden vis-à-vis des Echterdinger Zeppelinplatzes schon länger geschlossen. Auch hier hat die hohe Ladenmiete für die Schließung eine entscheidende Rolle gespielt, zudem war der Mietvertrag ausgelaufen. Das Unternehmen hat in Echterdingen noch ein Online-Büro und weitere Filialen in Esslingen und Schwäbisch Hall. Zuletzt hat nun auch die Parfümerie-Filiale Baslerbeauty dichtgemacht, die Räume werden gerade leer geräumt.

„Der strukturelle Wandel, dem der Einzelhandel unterliegt und der durch die Pandemie noch befeuert wurde, macht sich bemerkbar“, sagt die Wirtschaftsförderin dazu. Und: „Es ist eine schwierige Zeit.“ Sie findet es schade, dass es den Friseur und die beiden Läden am Zeppelinplatz nicht mehr gibt, denn dieses Angebot habe gut zueinandergepasst und eine gewisse Kundenfrequenz gebracht, die anderen Einzelhändlern zugutegekommen sei.

Die Flächen stehen nicht leer

Die Flächen stehen derweil nicht leer. Oliver Haaga, Inhaber von Visit You, hat sie zusätzlich angemietet, um seine Druckerei auszuweiten, die er seit 1987 in Echterdingen betreibt und die auch Werbetechnik anbietet und gleichzeitig eine Werbeagentur ist. Für die nun insgesamt 520 Quadratmeter zahlt er „sehr viel Geld pro Monat“, sagt er und hofft, dass sich „die Investition in die Zukunft“ auszahlt. „Zu uns kommen Firmen, die sagen, sie wollen alles aus einer Hand.“ Auch für die ehemaligen Geschäftsräume der Drunterwelt gibt es mittlerweile Interessenten – aus der Gastronomie, wie Angelika Goldak verrät.

Wandel gehört schon länger zum Handel im Echterdinger Carré: Zunächst waren dort der Supermarkt Rewe Güntner und ein Modegeschäft der Brüder Kehrer untergebracht, dann nur noch der Lebensmittelmarkt, der seine Ladenflächen deutlich vergrößerte. Mit dem zweiten Bauabschnitt kamen weitere Häuser hinzu. In das Büro- und Geschäftshaus an der Hauptstraße zogen zunächst eine Filiale der Stuttgarter Parfümerie Mußler und eben die Qvovadis Friseure ein.

Ein Publikumsmagnet für die ganze Stadt war und ist das Carré derweil nicht. Gleiches gilt für die Geschäfte am Ortseingang im Echterdinger Norden – den mehrstöckigen Rewe-Markt mit Media-Markt. Familien kommen dort gut mit dem Auto hin, nach dem Lebensmitteleinkauf schauen sie vielleicht noch beim Drogeriemarkt und dem Schuhladen vorbei, die ebenfalls dort sind. Kaum jemand aber läuft von dort aus in das Echterdinger Ortszentrum. Die dort ansässigen Einzelhändler profitieren von diesen Einkaufswilligen nicht.

Das Einkaufsverhalten hat sich verändert

Für eine Stadt mit 40 000 Einwohnern seien diese Märkte dennoch Gold wert, erklärt derweil Ralf Schröder, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Echterdinger Fachgeschäfte. Sie würden den Bürgern eine gute Grundversorgung bieten. Zusammen mit dem guten Branchenmix, den es im Ort aus Ladengeschäften und Dienstleistern gebe, entstehe „das so wichtige Gefühl des Zuhauseseins“. Schröder sagt: „Das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich durch die Pandemie verändert. Das Bummeln ist weniger geworden.“ Die Frequenz in den Läden sei nicht mehr so hoch wie früher. Die Verkaufszahlen seien trotzdem gut – ähnlich wie vor der Coronapandemie.

„Wir wollen den Einzelhandel in den Ortszentren fördern. Dort wollen wir die Marktplatzsituation halten und stärken“, sagt Goldak. Dies sei auch im Einzelhandelskonzept der Stadt verankert. Um die Ortskerne vor einem Ausbluten zu schützen, gebe es spezielle Vorgaben des Regionalverbandes und Regeln in den Bebauungsplänen der Stadt. Für ganz viele Sortimente sei deshalb auch eine weitere Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel im Echterdinger Norden ausgeschlossen.

Die Echterdinger Werbegemeinschaft freut sich, dass die historische Mitte von Echterdingen neu gestaltet, die Aufenthaltsqualität dort verbessert, die Gastronomie dort erhalten werden soll. Positiv bewerten die Einzelhändler auch, dass versucht werde, den vielen Autoverkehr, der durch den Ortskern rollt, in den Griff zu bekommen. Zumal die Kurzzeitplätze an der Straße erhalten bleiben sollen und die Ladengeschäfte und Dienstleister auch mit dem ÖPNV gut erreichbar seien.

Kunst bewegt L.-E.

Einzelhandel stärken
Verschiedene Aktionen sind geplant, um wieder mehr Menschen in die Ortszentren zu locken. Die Aktion „Kunst bewegt L.-E.“ gehört dazu. Von Freitag, 17. März, an werden wieder Kunstwerke in den Geschäften von Leinfelden und Echterdingen zu sehen sein. Initiatoren sind die Werbegemeinschaft Echterdinger Fachgeschäfte und der Verbund Leinfelder Geschäfte. Vernissage ist am Freitag, 17. März, 18 Uhr, in der Echterdinger Zehntscheuer, die Abschlussveranstaltung beginnt am Freitag, 31. März, um 18 Uhr, in der Stadtbücherei am Neuen Markt.

Schulen mischen mit
In diesem Jahr zeigen auch die Abschlussklassen des Immanuel-Kant-Gymnasiums und des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums ihr künstlerisches Können. Jedes Unternehmen, das an der Aktion teilnimmt, erhält ein Werk einer Schülerin oder eines Schülers zur Präsentation.