Zuckertüten heißen sie in manchen Gegenden. Trotzdem sollten nicht nur Naschereien hinein. Foto: //Sylvio Dittrich

Sie ist die Begleiterin in den angeblichen Ernst des Lebens: die Schultüte. Doch wie füllt man sie sinnvoll? Und wie wird der erste Schultag einer ohne überflüssige Last? Eine Expertin gibt Tipps für Eltern und Verwandte.

Wie soll das Kind bloß diesen Kaventsmann von Ranzen jeden Tag in die Schule schleppen? Das fragt man sich als nervöse Erstklässler-Eltern beim Kauf des bunten Tornisters. Und dann das: Am ersten Schultag trägt das Kleine die neue Last so stolz und leichten Herzens dorthin – als habe es nichts als pures Glück auf dem Rücken.

Für gut 100 000 Kinder im Land steht bald der erste Schultag an. Und für ihre Väter und Mütter die Frage: Was geben wir mit? Was braucht es, um diesen Tag zu einem besonderen zu machen, aber ihn auch nicht allzu sehr aufzuladen, im wahrsten Sinne zu überladen? Eine Expertin gibt Antworten.

Was kann in die Schultüte?

Zuckertüte heißt die Begleiterin am ersten Schultag in manchen Gegenden Deutschlands. Das passt. Immerhin soll sie den Kindern den Start in die neue Zeit versüßen. Den Brauch gibt es seit dem 19. Jahrhundert, als Süßigkeiten für Kinder etwas Besonderes waren. Auch heute werden sie noch in die Tüten gepackt. Dorothea Jung von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke-beratung.de) rät aber dazu, neben Naschsachen auch Sinnvolles und Spielerisches zu schenken. Etwa Zubehör für den Ranzen wie Regenschutz, einen Turnbeutel, Trinkflasche, Brotdose oder einen reflektierenden Anhänger, an dem das Kind den Tornister erkennt – falls Mitschüler dasselbe Modell haben. „Auch Karten- oder Lernspiele, Bügelperlen oder ein kleines Legoset passen hinein“, sagt Jung. Schön seien auch Dinge, die symbolisieren, dass die Tochter oder der Sohn nun langsam größer und selbstständiger wird. Wie etwa ein Wecker, eine Armbanduhr, ein Glücksbringer oder ein Geldbeutel.

Wie wird die Schultüte nachhaltig?

Wer die Umwelt schonen will, dem rät die Verbraucherzentrale dazu, unverpackte Dinge auszuwählen und sich an Umwelt-, Bio- und Fairtrade-Zeichen zu orientieren. Süßigkeiten wie Müsliriegel könnten auch selbst gemacht und direkt in die neue Brotdose gepackt werden. Sinnvoll seien außerdem Dinge, die ohnehin für den Schulstart angeschafft werden müssen, wie Radiergummis, Spitzer, ein Malkasten oder besondere Stifte. Auch von Leselernbüchern, Springseilen oder Lupen hätten Kinder länger etwas.

Was können Oma, Opa und andere Verwandte für die Schultüte schenken?

„Eltern sollten mit den Verwandten absprechen, was wer schenkt“, sagt Dorothea Jung. Einen neuen Rucksack für Wandertage oder die Turnschuhe für den Schulsport können zum Beispiel die Großeltern beisteuern. Damit die Materialflut nicht zu groß wird, können Verwandte auch einen Gutschein für einen gemeinsamen Zoo- oder Kinobesuch schenken. Geld sei natürlich auch eine Option, sagt die Expertin, allerdings würden sich Kinder in diesem Alter wahrscheinlich mehr über etwas freuen, das sie tatsächlich auspacken können.

Braucht es die große Feier zur Einschulung?

Wie opulent das Fest zum Schuleintritt sein sollte – dafür gebe es keine Regel, meint Dorothea Jung. Manche feiern nur mit Oma und Opa, andere planen ein großes Fest mit Familie und Freunden. Im Hinterkopf sollte man aber haben, dass der erste Schultag an sich schon aufregend ist und man das Kind auch nicht überfordern sollte. „Wichtig ist, dass es kein Fest für die Erwachsenen ist, sondern für das Kind“, sagt die Erziehungsexpertin. Der Besuch im feinen Restaurant ist also nicht das Richtige. „Man sollte an einen Ort gehen, wo es Spielmöglichkeiten gibt. Bei gutem Wetter könnte ein Picknick eine Möglichkeit sein.“

Wie begleitet man das Kind nach der Einschulung?

Manche Kinder haben viele Fragen zur Schule, andere entdecken sie lieber selbst. Darauf sollten Eltern eingehen, sagt Dorothea Jung. Hundertprozentig vorbereiten könne man den Nachwuchs ohnehin nicht, die Schule ist eine Erfahrung, die man Kindern nicht abnehmen kann. Für Väter und Mütter gilt es, in dieser ersten, aufregenden Zeit einfach da zu sein. „Wenn das Kind nach Hause kommt, sollten Eltern Zeit für es haben, damit es erzählen kann, seine Erlebnisse, Fragen oder Sorgen los wird.“ Insgesamt gelte für die Schulzeit: „Eltern können das Kind begleiten, aber sie sollten ihm nicht alles abnehmen.“ Mit der Schule beginne die Zeit, in der Kinder langsam selbstständig werden und Verantwortung übernehmen.