6.9.2018 Vier Brände im Stadtgebiet beschäftigten die Feuerwehren in Esslingen.

 Foto: SDMG

Ein Gesamtschaden von mehreren Zehntausend Euro ist in der Nacht auf Donnerstag durch fünf Brände entstanden. Nun gab es weitere Feuer zwischen Nellingen und Zollberg.

Esslingen (pol)In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war ein Feuerteufel in Esslingen unterwegs. Der unbekannte Täter entzündete Müll unter anderem vor der Agentur für Arbeit und dem Supermarkt Norma. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei waren mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz. So konnten sie verhindern, dass Menschen verletzt wurden. Allerdings entstand ein Schaden in Höhe von mehreren Zehntausend Euro. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus und vermutet hinter allen Bränden denselben Täter.

Zu den ursprünglich vier Brandstiftungen innerhalb einer Nacht ist noch eine fünfte hinzugekommen, wie die Polizei jetzt mitteilte. Um 0.30 Uhr entdeckte ein Passant im Maille Park zwei brennende Mülleimer. Den einen löschte er, im anderen war das Feuer bereits von selbst ausgegangen. Den Vorfall meldete der Zeuge am nächsten Tag. Bislang hat die Fahndung nicht zum Erfolg geführt. Deshalb bittet die Polizei Zeugen um sachdienliche Hinweise. Am Samstagmorgen wurden zudem in Schrebergärten zwischen Nellingen und Zollberg mehrere Brände gelegt. Dabei entstand hoher Schaden. Ob ein Zusammenhang zu den vorangegangenen Fällen in Esslingen besteht, ist derzeit unklar.

Um 22.24 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Ein Passant hatte in der Rennstraße Rauch aufsteigen sehen von einem Autoanhänger, wie er etwa zum Verkauf auf Wochenmärkten benutzt wird. Die Feuerwehr konnte den Schwelbrand rasch löschen. Kurze Zeit später, um 23.06 Uhr, löste ein Brand in der Agentur für Arbeit in der Plochinger Straße den automatischen Alarm aus. Das Feuer war in einem Müllcontainer ausgebrochen. Doch als die Feuerwehr eintraf, hatten die Flammen bereits auf das Gebäude übergegriffen. Die Wärmedämmung der Hausfassade sei aus Styropor gewesen und geschmolzen, berichtet Michael Ziegler, stellvertretender Pressesprecher der Agentur für Arbeit. Außerdem habe die Hitze die Glasfenster zum Bersten gebracht. Zwar konnte die Feuerwehr eigenen Angaben zufolge das Feuer mit großem Arbeits- und Zeitaufwand löschen. Doch durch die Fensteröffnungen seien Ruß und Brandgeruch in die Büros eingedrungen. „Deshalb ist der neue Anbau aktuell geschlossen“, erklärt Ziegler. Doch der Altbau sei nicht betroffen. „Dort geht der Betrieb regulär weiter. Für die Kunden bleibt alles beim Alten.“

Keine Menschen verletzt

Um 23.10 Uhr musste die Feuerwehr zum dritten Mal am Mittwochabend ausrücken. Diesmal zum Supermarkt Norma in der Blumenstraße. Auch hier brannten beim Eintreffen der Einsatzkräfte mehrere Container, in denen Müll und Papier lagerten. Obwohl die Truppe den Brand schnell in den Griff bekam, wurde auch hier die Hausfassade beschädigt. Bis zum Redaktionsschluss war bei dem Discounter niemand zu erreichen, der über das Ausmaß des Schadens genauere Auskunft hätte geben können. Kurz nach 2 Uhr wurde die Feuerwehr zum vierten und letzten Brand in dieser Nacht gerufen. Diesmal standen mehrere Gelbe Säcke in den Kesselwasen in Flammen. Weil der Abfall abseits stand, ging von ihm laut Polizei keine Gefahr für die angrenzenden Gebäude aus. Das Feuer konnte ohne weiteren Schaden gelöscht werden.

Menschen wurden bei den Bränden nicht verletzt. Das ist auch dem Einsatz der Esslinger Feuerwehr zu verdanken, die laut Andreas Gundl, Leiter der Stabsstelle für besondere Gefahrenabwehr, in allen vier Fällen schnell vor Ort war. „Wir hatten die Feuer schnell im Griff“, sagt er. „Obwohl die Kollegen an bis zu drei Brandstellen gleichzeitig eingreifen mussten.“ Viereinhalb Stunden dauerte es, bis die 49 Feuerwehrleute mit ihren elf Fahrzeugen endgültig abziehen konnten. Das Polizeipräsidium Reutlingen schätzt den entstandenen Gesamtschaden auf mehrere Zehntausend Euro. Genauere Angaben macht Pressesprecher Martin Raff nicht: „Für eine exakte Bezifferung ist es noch zu früh. Die muss ein Sachverständiger vornehmen.“ Besonders hart habe es die Arbeitsagentur getroffen, an den übrigen drei Stellen sei der Schaden nicht so groß.

Dass es sich bei den Bränden um Unfälle handelt, glaubt der Beamte nicht. „Anzahl und schnelle Taktung der Feuer lassen auf Brandstiftung schließen.“ Außerdem habe man bei dem Verkaufswagen einen Stofflappen gefunden. Damit sei eine Holzleiste der Außenverkleidung vorsätzlich angezündet worden. Aus denselben Gründen geht die Polizei bei allen vier Bränden von demselben Täter beziehungsweise derselben Tätergruppe aus. Ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt, darauf ließen die Taten laut Raff keinen Rückschluss zu.

In der Gesamtschau der vier Fälle kann man zu dem Schluss kommen, dass sie demselben Muster folgen: Immer wurde leicht entzündliches Material in Brand gesteckt, das vermutlich an Ort und Stelle vorgefunden wurde. Dass das Feuer auf nahestehende Gebäude übergreift, war offenbar gewollt oder wurde zumindest billigend in Kauf genommen. Das sieht nach einer Gelegenheitstat aus. Harmlos ist es deshalb aber noch lange nicht. Denn während die Rennstraße, die Plochinger Straße und die Blumenstraße etwas außerhalb des Zentrums liegen, befindet sich der Kesselwasen in der Innenstadt und damit inmitten Jahrhunderte alter Fachwerkhäuser. Da kann es leicht passieren, dass die Holzbalken Feuer fangen und die Flammen von einem Haus aufs nächste übergreifen. Dann bleibt es möglicherweise nicht beim Sachschaden. Doch für dieses Mal gibt Polizeisprecher Raff Entwarnung: „Die Gefahr eines Stadtbrands bestand nicht.“

Fahndung der Polizei ergebnislos

Gleich nach dem Start der Brandserie machte sich die Polizei auf die Suche nach dem Täter. „Die Fahndung lief die ganze Nacht“, berichtet Raff. Mehrere Streifenwagen seien beteiligt gewesen. Unterstützt worden seien sie von einem Hubschrauber. „Der hat einen besseren Überblick und kann ein größeres Gebiet schneller absuchen.“ Trotzdem gibt es bislang keine Hinweise auf den oder die Täter. Darum bittet die Polizei Zeugen, sich zu melden. Bis jetzt seien noch keine sachdienlichen Hinweise eingegangen. Um den Fall kümmert sich nun die Kriminalpolizei Esslingen. „Sie wird die vier Fälle vergleichen und nach Gemeinsamkeiten suchen“, erklärt Raff. „Außerdem werden die Kollegen in den folgenden Nächten besonders aufmerksam sein.“

Intensive Fahndungsmaßnahmen der Polizei, auch mit Unterstützung der Polizeihubschrauberstaffel, führten bislang zu keinem Erfolg.

Das Polizeirevier Esslingen sucht unter der Rufnummer: 0711/3990330 Zeugen, die Angaben machen können.