Viele Menschen interessiert es, wie gut sie im Vergleich mit Anderen verdienen. Eine Studie nennt nun klare Schwellenwerte – für Singles, Paare und Familien.
Köln - Wie gut verdiene ich? Das fragen sich viele Menschen. Für die Antwort bleibt oft nicht mehr als ein Bauchgefühl. Zwar gibt es etliche Studien zu dem Thema. Die definieren Einkommen aber oftmals so, dass man es auf dem Kontoauszug kaum nachvollziehen kann – zum Beispiel das Statistische Bundesamt beim Vergleich des Bruttogehalts.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln nutzt für seinen Gehaltsvergleich Daten des sozioökonomischen Panels, einer seit Jahrzehnten kontinuierlich wiederholten Umfrage unter 35 000 Personen. Anhand dieser Daten kann man auch Nettoeinkommen vergleichen – also das, was von Lohn, Vermietungen, Kapitalanlagen, Renten und staatlicher Unterstützung auf dem Konto ankommt. Schenkungen von Familienmitgliedern werden eingerechnet. Bei Immobilieneigentümern kommt noch etwas obendrauf, wenn sie weniger für Zins und Tilgung ausgeben als sie sich an Miete ersparen.
So stehen Sie mit Ihrem Einkommen da
Mit diesen Daten hat die IW-Forscherin Judith Niehues für unsere Zeitung Einkommensdezile errechnet – also mit welchem Einkommen ein Haushalt beispielsweise zu den bestverdienenden zehn Prozent gehört. Weil eine Familie mit zwei Kindern höhere Ausgaben hat als ein Single, unterscheiden sich die Werte je nach Zusammensetzung des Haushalts.
Beispielhaft geben wir im Folgenden die Schwellenwerte für Singles, Paare ohne Kinder und eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren an:
Um zu den obersten zehn Prozent gehören, müssen Singles 3700€ im Monat verdienen, Familien mit zwei Kindern sogar fast 7800. Einen Vergleich für weitere Gruppen kann man mit dem Rechner auf der IW-Website anstellen.
Verdienen Kinderlose besser?
Wie hoch der Anteil der verschiedenen Lebensformen unter den Bestverdienern ist, hat Judith Niehues ebenfalls ausgerechnet. Demnach leben unter den Bestverdienern in jedem fünften Haushalt minderjährige Kinder. Das entspricht relativ genau dem Anteil von Paaren mit Kindern in der Gesamtbevölkerung (21,8 Prozent laut Statistischem Bundesamt).
An anderer Stelle bilden die am besten verdienenden zehn Prozent die Lebensformen in der Gesamtgesellschaft nicht so gut ab. Das gilt insbesondere für die Gruppe der „Hikos“. Das Akronym steht für „High Income Kids Out“, also Paare, deren Kindern den Haushalt schon verlassen haben. Sie machen neun Prozent der Gesamtbevölkerung aus – aber 17 Prozent der bestverdienenden zehn Prozent.
Noch stärker überrepräsentiert ist diese Gruppe, wenn man das einkommensstärkste Prozent anschaut. Da machen sie mehr als ein Viertel der Bestverdiener aus. Nicht so stark überrepräsentiert sind die in der Diskussion häufiger genannten „Dinkys“. Das steht für „Double Income No Kids (Yet)“, also (noch) kinderlose Paare.
Ältere Berufstätige verdienen besser
Neben der Lebensform spielt das Alter eine wichtige Rolle beim Einkommen. Sofern sie nicht regelmäßig größere Beträge geschenkt bekommen, tun sich jüngere Menschen schwer, unter die Spitzenverdiener zu kommen.
Das IW hat auch hier die konkreten Anteile ausgerechnet: Unter den Topverdienern sind etwa elf Prozent zwischen 18 und 34 Jahre alt – aber fast vierzig Prozent zwischen 50 und 64. Die Anteile verschieben sich mit zunehmendem Lebensalter, jedenfalls solange die Menschen berufstätig sind. Vor allem die 50- bis 64-Jährigen sind in den hohen Einkommensklassen gut vertreten, Rentner dagegen stärker in den Gruppen mit eher geringem Einkommen:
Wie sozial gerecht die Einkommen verteilt sind, ist eine andere Frage. Wichtig zu wissen: die Einkommenswerte beziehen sich auf das Jahr 2018. Aktuell liegen sie mit Sicherheit höher – wie hoch, lässt sich nur schwer abschätzen, insbesondere wegen der „schwer vorhersehbaren Einflüsse der Pandemie“, so Judith Niehues.