Serge Micarelli, der im November seine Tätigkeit aufnimmt, baut auf attraktive Konzepte im Leo-Center. Er glaubt fest an die Zukunft des Einzelhandels.
Wie sieht die Zukunft des Einzelhandels aus? Werden Innenstädte ihre Attraktivität verlieren und künftig verwaisen? Werden Einkaufszentren aussterben? Anzeichen gibt es längst. Und nicht erst seit der Coronapandemie wird der stationäre Einzelhandel vor große Herausforderungen gestellt, während das Online-Geschäft in den vergangenen Jahren einen Boom erlebte, der anhält. Das veränderte Kaufverhalten der Kunden betrifft auch traditionelle Einkaufszentren wie das Leo-Center in Leonbergs neuer Stadtmitte am Neuköllner Platz.
In einer aktuellen Studie beschäftigte sich der international agierende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsanbieter PWC mit dem Thema „Einzelhandel im Wandel. Sind Shoppingcenter noch zukunftsfähig?“ Eine Erkenntnis daraus: Es gibt nach wie vor eine Nachfrage für den Besuch von Einkaufszentren – und Center spielen immer noch eine Rolle im Einkaufsalltag vieler Menschen. Am häufigsten seien Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Bäckereien, Feinkostläden oder auch Gastronomie gefragt. Allerdings würden die Center mit ihren Konzepten nicht auf den Wandel der Bedürfnisse ihrer Kundschaft eingehen. Ein Trend, so die Studie, gehe beispielsweise dahin, dass viele Besucherinnen und Besucher die Center mittlerweile zum Zeitvertreib nutzten. Flächen mit Unterhaltungs- sowie Gastronomieangeboten seien mehr denn je gefragt.
Wenig kundenfreundlich: unterschiedliche Öffnungszeiten der Geschäfte
Wer das Leo-Center besucht, trifft momentan auf jede Menge Leerstände. Dafür gibt es viele Gründe, unter anderen das Aus von Karstadt in diesem Jahr. 2023 verschwanden die Cafés im Obergeschoss wegen der Insolvenz des Betreibers. Auch das vegane Restaurant King of Greens ging in die Knie. Seitdem herrscht fast schon gespenstische Stille in diesem Bereich. Wenig erbaulich für die Attraktivität des Centers: Einst waren alle Geschäfte bis 20 Uhr geöffnet, aktuell gibt es unterschiedliche Schließungszeiten.
Das Management – die bisherige Center-Chefin Nadine Fensterer hat das Betreiber-Unternehmen ECE jetzt verlassen – versichert, dass im Hintergrund viele Gespräche mit potenziellen Mietern laufen. Was kann der neue Center-Manager Serge Micarelli, der am 9. November seine Arbeit aufnimmt, in dieser schwierigen Zeit bewegen? Der 63-Jährige, der zuletzt die Glacis-Galerie in Neu-Ulm leitete, glaubt weiterhin fest an den Einzelhandel, und vor allem an die Shoppingmalls. „Mit attraktiven Konzepten wie beispielsweise Pop-up-Stores oder Event-Locations wird der stationäre Handel auch weiterhin existieren.“ Das Leo-Center sei eines der stärksten Center der ECE und werde sich weiterentwickeln. „Weil es in der Stadt eine starke Präsenz hat.“
Einzelhandel muss auf Veränderungen in der Gesellschaft eingehen
Der Einzelhandel könne weiterhin bestehen, wenn er den Wandel beherrsche und auf die Veränderungen in der Gesellschaft eingehe, den stationären Handel mit dem Online-Handel kombiniere und auch die Bedürfnisse der heranwachsenden Generation berücksichtige. Davon ist Serge Micarelli überzeugt. Mit dem neuen umsatzstarken Ankermieter New Yorker, der im kommenden Jahr ins Obergeschoss einziehen wird, erwartet er eine hohe Kundenfrequenz im Haus. Wie die ehemalige Karstadt-Fläche künftig bespielt wird, ist noch offen.
Bleibt zu hoffen, dass das Management nicht nur nach dem Motto „Masse statt Klasse“ verfahren wird. Serge Micarelli hat viele Ideen, wie er wieder frischen Wind ins Leo-Center bringen kann. Jetzt gilt es, diese auch umzusetzen. Ein funktionierendes Einzelhandelszentrum ist für die Stadt wichtig.