Lebensmittel, wie man sie aus Afrika kennt, aber auch Klamotten und Souvenirs gibt es im „Afrobaazar“ von Agnes Kimathi-Fröhlich in Nellingen. Foto: Roberto Bulgrin

Die gebürtige Kenianerin Agnes Kimathi-Fröhlich hat in Ostfildern-Nellingen einen Afrika-Laden eröffnet. Damit will sie ein Stück der Lebenskultur von Kenia pflegen.

Ostfildern - Ob sie sicher sei, dass so ein exotischer Laden auch im eher traditionell geprägten Nellingen laufen kann? Mit so einer Frage belastet sich Agnes Kimathi-Fröhlich gar nicht. „Ich lebe im Jetzt. Und ich mache mir keine Sorgen“, sagt die 47 Jahre alte gebürtige Kenianerin in geschliffenem Deutsch. Reichtümer könne sie mit ihrem Afrika-Laden gewiss nicht verdienen, schon gar nicht jetzt, wo wegen der Großbaustelle in der Hindenburgstraße viel Laufkundschaft ausbleibt. Aber Kimathi-Fröhlich hat so viel Gottvertrauen, dass sie das Abenteuer eingegangen ist und Anfang Januar das Geschäft „Afrobazaar & More“ eröffnet hat.

An Besuchern fehlt es beim Ortstermin mit dem EZ-Reporter nicht. „Zu mir kommen auch viele Menschen aus dem arabischen Raum und aus Südamerika“, erzählt die fünffache Mutter. Das sei schon in ihrem Vorgängerladen in Denkendorf so gewesen. Genauso möchte sie es in Nellingen pflegen, wo sie mit 167 Quadratmetern deutlich mehr Fläche zur Verfügung hat: „Hier soll man sich einfach treffen. Ein Begegnungsraum für alle Kulturen.“ Toleranz und Weltoffenheit liegen der 47-Jährigen sehr am Herzen. „Vielleicht kann ich ein bisschen dazu beitragen, dass man mehr aufeinander zugeht.“

Kontakt nie abgerissen

Vor 22 Jahren war Kimathi-Fröhlich nach Deutschland gekommen, der Liebe wegen. Ihr Mann, ein gebürtiger Aichwalder, war Anfang der 90er-Jahre für das christliche Missionswerk Diguna zwei Jahre lang in Kenia tätig. Sie studierte damals evangelische Theologie in Kijabe, 60 Kilometer von der Hauptstadt Nairobi entfernt. Eigentlich wollte sie Pastorin werden, erzählt die Frau mit dem sonnigen Gemüt. Vor allem in der Jugendarbeit habe sie sich damals sehr engagiert. Und als ehrenamtliche Helferin in der Mission, die sie auch mit ihrem heutigen Ehemann zusammenbrachte. Er geht längst wieder seinem angestammten Beruf als Industriemechaniker bei Index in Deizisau nach, sie trägt als Einzelhändlerin zum Lebensunterhalt der Familie bei. Ihr Afrobazaar hilft Kemathi-Fröhlich aber auch, Kontakt zu ihrer geliebten Heimat zu halten.

Mindestens einmal im Jahr reist sie nach Kenia und wandelt auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Das Leben dort sei völlig anders, sagt sie. „Es sind viel mehr Leute auf der Straße. Und es gibt einen viel größeren Geräuschpegel.“ Diese Lebendigkeit im öffentlichen Leben vermisst sie. Wie früher ist sie bei ihren Heimatbesuchen barfuß unterwegs. Ein weiteres Muss für sie: Hugati, gegrilltes Ziegenfleisch, essen. „Das ist so lecker“, schwärmt sie.

Doch Kimathi-Fröhlich ist auch im Herzen längst in Deutschland angekommen. Vor allem schätzt sie die Pünktlichkeit und die Ordnung, Tugenden, die ihr als ungeduldigen Menschen sehr zupass kommen.

Viel schärfere Speisen

Die Produkte, die sie in ihrem Laden in Nellingen anbietet, spiegeln auch die Esskultur in ihrer afrikanischen Heimat wider. „Bei uns kocht und isst man viel schärfer“, erzählt die 47-Jährige. Natürlich stehen viele landestypische Gewürze wie Massala in den Regalen. Zum Sortiment zählen beispielsweise auch Egusi, Melonensamen für Suppen, Erdnussmehl, mit denen Soßen verfeinert werden, Palmöl oder Fufu, Cocoyam-Mehl, mit dem sich eine feine Breimasse zubereiten lässt. Daneben gibt es frische Lebensmittel wie Yams-Wurzeln aus Ghana. „Die sind wie Kartoffeln, nur fester“, erklärt die 47-Jährige. Ergänzt wird das Lebensmittel-Sortiment durch Tiefkühlware wie Cassavabrot oder gefrorene Kürbisblätter und Soßen, die ein befreundeter Afrikaner aus Reutlingen herstellt und vertreibt.

Typisch für das afrikanische Lebensgefühl sind die knallig bunten Kleider im Textil-Bereich des Ladens oder Haar-Extensions, mit denen sich afrikanische Frauen gerne schmücken. Doch es gibt nicht nur neue Waren, zum Angebot im Basar zählen auch Second-Hand-Sachen oder Souvenirs, die einen neuen Besitzer suchen.

Von allem etwas – man kommt sich vor wie in einem multikulturellen Gemischtwarenladen, der noch ergänzt wird durch afrikanische Musikinstrumente. Die liegen Agnes Kimathi-Fröhlich besonders am Herzen, denn sie singt für ihr Leben gern. Am liebsten afrikanische Gospels. Mit einer eigenen kleinen Band ist sie auch auf Gemeindefesten oder Afro-Festivals zu hören.

Eine Eröffnungsfeier gibt es am Samstag, 7. März, in „Afrobazaar & More“ in der Nellinger Hindenburgstraße. Von 10 bis 18 Uhr ist ein stündlich wechselndes Programm geplant, von Kochen mit Bananen über Trommeln bis zur Afro-fire-Liveshow.