Von Gerd Schneider

Stellt man sich ein Jahr als Behälter vor, er wäre eigentlich viel zu klein für all das, was sich in den vergangenen zwölf Monaten zugetragen hat. Und leider ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Geschichtsschreibung 2016 dereinst als Krisenjahr ausweisen wird. Wie schon 2015 hat der Terror Europa im Griff, und er sucht nun auch Deutschland heim. Eine Messerattacke in Hannover, eine barbarische Bluttat im Regionalzug bei Würzburg, Sprengstoffanschläge in Essen und Ansbach, ein Amoklauf in München - all das war nur ein Vorgeschmack auf das Blutbad, das ein Angriff mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin anrichtete. Er warf einen dunklen Schatten auf das Fest der Liebe. Eine Welt, die aus den Fugen gerät: Dieses Kollektivgefühl greift im Laufe des Jahres spürbar um sich. Europa wird vom „Brexit“ kalt erwischt. Putin spielt sein Spiel und überzieht die Welt mit einer neuen Art des Kalten Krieges. Und Amerika wählt Donald Trump zu seinem nächsten Präsidenten.

2016, das war auch ein Jahr des Abschieds. Die Popmusik verlor zwei ihrer Größten, Prince und David Bowie. In Deutschland starben Roger Willemsen, Götz George und Guido Westerwelle. Auch die Anhänger des VfB Stuttgart hatten Grund zur Trauer. Der VfB verdiente sich den Abstieg redlich. Jubel gab es dagegen nebenan bei Daimler. Mercedes-Pilot Nico Rosberg holte sich erstmals den Formel-1-Titel - und trat zurück.

Ein Novum gab es im Frühjahr auf der politischen Bühne: Grün-Schwarz übernahm die Macht im Land. Was auch unter der neuen Regierung geblieben ist: der Feinstaub. Und das „Schaffe, schaffe, Häusle baue“. Ob bei Stuttgart 21, in der Esslinger Innenstadt oder auf dem Flughafen: Ohne Unterlass wird Altes abgerissen und Neues errichtet.