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Erst verschwand der Ehemann, dann der neue Lebensgefährte. Beide wurden ermordet. Die Männer seien "abgehauen", soll der betroffenen Frau erklärt worden sein.

Ellwangen (dpa)Der Hauptangeklagte im Ellwanger Dreifachmord-Prozess soll sein erstes Opfer mit vorgehaltener Pistole zur Eheschließung mit seiner Tochter gezwungen haben. Das sagte die 35-jährige Tochter des Angeklagten am Donnerstag als Zeugin vor dem Landgericht Ellwangen aus. Sie sei damals von ihrem Freund schwanger gewesen.

Der heute 55 Jahre alte Vater habe ihren damaligen Freund mit einer Pistole bedroht und ihn auf diese Weise dazu gebracht, die standesamtlichen Ehepapiere zu unterzeichnen. "Eigentlich wollten wir erst später heiraten", sagte die gelernte Verkäuferin unter Tränen. Nach der Trauung habe ihr Mann einen Selbstmordversuch unternommen.

Laut Staatsanwaltschaft hat der Vater seinen Schwiegersohn rund drei Jahre später, im Februar 2008, ermordet. Er sei "gegen die Beziehung seiner Tochter zu dem türkischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens" gewesen, erklärte die Anklagebehörde. Sechs Jahre später soll der Vater auch den neuen Lebensgefährten seiner Tochter umgebracht haben. Der Tochter sei jeweils erklärt worden, die Männer seien "abgehauen".

Im Fall des "verschwundenen" Ehemanns habe ihr Vater gesagt, dass er sich in die Türkei abgesetzt und sie und ihre zwei gemeinsamen Kinder im Stich gelassen habe. "Er hat mir dann Schläge angedroht und mich gezwungen, die Scheidung einzureichen."

Auf der Anklagebank sitzen neben dem Vater die beiden 33 Jahre und 31 Jahre alten Brüder der Frau. Der 33-Jährige soll dem Vater bei der Ermordung des Lebensgefährten seiner Schwester im Jahr 2014 sowie 2019 bei einem Mord an einem Geschäftsmann geholfen haben. Dem 31-jährigen Bruder wird Mittäterschaft bei der Ermordung des Lebensgefährten 2014 vorgeworfen. Alle drei Morde wurden in Sontheim an der Brenz (Kreis Heidenheim) verübt. Die Angeklagten und die Tochter gehören zu einer italienischen Familie, die seit längerem in Baden-Württemberg lebt.