Michelle Obama, ehemalige US-First Lady, spricht mit Schülerinnen der Can Giuoc High School in Vietnam. Foto: dpa/Hau Dinh

Die ehemalige First Lady war während der Amtszeit ihres Mannes ausschließlich mit geglätteten Haaren zu sehen. Nun zeigt sich Michelle Obama wiederholt mit ihren Naturlocken – und setzt damit ein klares Statement.

Stuttgart - Haare als Politikum? Auch nach der Amtszeit ihres Mannes setzt sich die ehemalige First Lady für die gute Sache ein. Michelle Obama ist momentan zusammen mit der Schauspielerin Julia Roberts in Vietnam, um sich gemeinsam für mehr Rechte und Bildung für Frauen einzusetzen. Die von der Obama-Stifung ins Leben gerufene Girls Oppurtunity Alliance soll Mädchen weltweit ermöglichen, zur Schule zu gehen und ihr Potenzial auszuschöpfen. Neben ihrem Charity-Projekt sorgt Michelle Obama auf ihrer Asienreise auch mit ihrer Haarpracht für starke Botschaften. Die sonst perfekt geglättete Ex-First-Lady zeigte sich bei einem Termin einer Schule mit natürlichen Locken.

Haare als Statement

Warum Michelle Obamas Naturlocken ein Statement sind? Gerade für dunkelhäutige Frauen hat es eine große Bedeutung, die ehemalige First Lady mit natürlichem Haar zu sehen. Obama verriet im Podcast „2 Dope Queens“, dass sie sich als schwarze Frau eine Strategie für ihre Afrolocken zulegen musste. Vor ihrer Zeit im Weißen Haus war Obama eine erfolgreiche Anwältin, die sich lange nicht traute, ihr natürliches Haar zu zeigen. Sie hatte sogar Angst, dass ihr Haar durch die regelmäßigen Behandlungen und das Glätten dauerhaft beschädigt werden oder gar ausfallen hätte können. Sich die Freiheit herauszunehmen, sich mit gekräuseltem Haar zu zeigen, war auch für die First Lady lange nicht selbstverständlich: „Das war nicht nur etwas, das ich als First Lady durchmachen musste. Das ist etwas, was man als schwarze, berufstätige Frau durchmachen muss”, so Obama in dem Podcast.

Wie politisch Frisuren sein können, beschreibt die nigerianische Bestsellerautorin Chimamanda Ngozi Adichie, die sich sicher ist, dass Barack Obama den US-Wahlkampf um das Präsidentenamt verloren hätte, wenn seine Frau ihre Haare nicht geglättet hätte. In ihrem Werk Americanah geht die Autorin besonders auf die Problematik ein, wie sie in einem Interview mit dem Tagesanzeiger erzählt: „Überall auf der Welt vergewaltigen schwarze Frauen ihre Haare mit Krebs erregenden Entkrausungsmitteln und glühenden Eisen, weil glattes Haar aus unerfindlichen Gründen als Standard akzeptiert wird. Afros gelten als ungepflegt und unprofessionell. Selbst eine Michelle Obama mit Zöpfen und Haarverlängerungen wäre undenkbar.“

Von der Arbeitertochter zur First Lady

Schon in der Vergangenheit zeigte sich die ehemalige First Lady mit natürlichen Locken: Ob im Urlaub in Europa, beim Obama Foundation Summit oder bei der Vorstellung ihrer Autobiografie „Becoming“ – die ungeglättete Haarpracht sorgt bei ihres Fans regelmäßig für Jubel und mediale Aufmerksamkeit. Obama ist sich klar, dass sie, die als schwarze Arbeitertochter in der South Side von Chicago aufgewachsen ist und die erste afro-amerikanische First Lady wurde, eine wichtige Vorbildfunktion für junge schwarze Frauen hat.