Die Earth Hour ist gerade in Krisen ein wichtiges Zeichen. Einige Kommunen im Rems-Murr-Kreis beteiligen sich an der symbolischen Aktion. Dabei haben fast alle eines gemeinsam.
Agata Ilmurzynska kann sich noch an ihre erste Earth Hour erinnern, 2008 muss es gewesen sein. Die Kinder, die bei einer Unterorganisation des WWF aktiv waren, schmückten ihre Zimmer zu der Zeit gerne mit unzähligen Tierplakaten. Und eines Tages brachten sie dazu noch einen Werbeflyer für die Earth-Hour-Aktion mit. „Da hatten wir quasi gar keine Wahl, als mitzumachen“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Fellbach. Also schaltete die Familie den Strom aus, zündete Kerzen an und spielte ein Brettspiel im Dämmerlicht. „Ich denke, das ist die Idee dahinter. Man soll diese Stunde nutzen, um etwas von den Sachen zu machen, die in Vergessenheit geraten sind, wegen all der Technik. Einfach mal dasitzen und Dinge hinterfragen, darum geht es“, sagt Agata Ilmurzynska.
Auf die Grünen-Fraktionsvorsitzende geht die Initiative in Fellbach zurück
Und eben weil es in ihrer Familie zum festen Ritual wurde, geht auch die Initiative auf sie zurück, die Stadt Fellbach für die große Klimaschutzaktion mit ins Boot zu holen. Und auch in diesem Jahr ist Fellbach wieder mit dabei. „Meine Parteikollegin Beate Wörner hat es bei einer der letzten Sitzungen angesprochen, und es zeigte sich, dass die Stadt es schon auf dem Schirm hatte, auch ohne unser Zutun“, sagt Agata Ilmurzynska. Das verwundert nicht, denn gerade in Krisenzeiten wird besagte Earth Hour als wichtiger symbolischer Akt verstanden, um ein Zeichen zu setzen.
Die Aktion des WWF – die Abkürzung steht für „World Wide Fund For Nature“, auf Deutsch „Welt-Naturstiftung“ – findet am Samstag, 25. März, um 20.30 Uhr statt. Ziel ist es, dass in der Stunde von 20.30 bis 21.30 Uhr abends möglichst viele öffentliche und private Gebäude dunkel bleiben. Durch den Aufruf, Energie einzusparen, bleiben in Fellbach bereits seit Längerem bei vielen öffentlichen Gebäuden und Wahrzeichen die Lichter aus – trotzdem ruft die Stadt dazu auf, sich an der Earth Hour zu beteiligen. „Unsere Straßenbeleuchtung wurde moderat reduziert und Akzentbeleuchtungen abgeschaltet. Damit haben wir bereits Einsparungen erreicht“, erklärt Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Rund 170 000 Kilowattstunden konnten so eingespart werden.
In Deutschland ist das Engagement groß – viele machen bei der Earth Hour mit
Zahlreiche Menschen in aller Welt schalten am Samstag für eine Stunde die Lichter aus. Auch in Deutschland ist das Engagement groß: Rund einen Monat vor der WWF-Aktion hatten schon mehr als 300 Städte ihre Teilnahme zugesagt. Die Earth Hour des WWF ist die größte weltweite Klima- und Umweltschutzaktion. Gerade nach einem Jahr mit verheerenden extremen Wetterereignissen, einer Energiekrise und sich stetig ändernden politischen Prioritäten ist die Earth Hour wichtig: Mit dieser Aktion fordern die Verantwortlichen entschlossenere Maßnahmen. „Die Klimakrise wartet nicht. Deutschland steht vor mehrfachen Herausforderungen. Es zählt jetzt jeder Zehntelgrad “, heißt es in der Ankündigung zu der Aktion.
Auch Waiblingen ist dabei. Die Stadt folgt dem Aufruf des WWF Deutschlands und unterstützt die Earth Hour. Aufgrund der Energiekrise bleiben dort bereits seit April 2022 die Lichter aus. Baubürgermeister Dieter Schienmann erklärt: „Um Energie zu sparen, haben wir unsere Wahrzeichen schon länger nicht mehr beleuchtet. Dennoch ist es uns ein großes Anliegen, die Earth Hour auch in diesem Jahr zu unterstützen und gemeinsam ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen.“ Schienmann ruft daher die Waiblinger Bürger auf, mitzumachen. Die Earth Hour des WWF findet dieses Jahr bereits zum 17. Mal statt. Ihren Anfang nahm die Aktion im Jahr 2007 in Sydney. Mittlerweile wird die „Stunde der Erde“ auf allen Kontinenten in mehr als 180 Ländern veranstaltet. Weltweit nehmen 7000 Städte teil.
Viele Städte im Kreis haben längst die Beleuchtung abgeschaltet
In Weinstadt ist am Samstag keine konkrete Aktion geplant – aber nur aus dem Grund, weil – wie in Fellbach – längst ausgeschaltet wurde. „Das Symbolische an der Earth Hour ist der Abschalt-Effekt. In Weinstadt wäre dieser Effekt nicht wirklich vorhanden, da wir ohnehin schon dafür sorgen, dass es nachts keine unnötige Lichtverschmutzung gibt“, sagt eine Sprecherin.
Auch Schorndorf beteiligt sich quasi das ganze Jahr und kann deshalb am Samstag nicht für einen besonderen Aha-Moment sorgen. „Unser Rathaus und das Burgschloss sind sowieso nicht beleuchte.“ Dagegen schaltet Winnenden anlässlich der Earth Hour im Stadtteil Bürg die Beleuchtung des bekannten Turms ab. Und auch Agata Ilmurzynska will wieder mitmachen. Sofern sie mit der Familie daheim ist, wird es ab halb neun dunkel bleiben. „So was ist auch eine gute Gelegenheit, um mal zu musizieren.“
Der WWF lädt ein – ob von zu Hause oder unterwegs, ob analog oder digital – bei der Earth Hour mitzumachen und sich auf www.wwf.de/earth-hour anzumelden. Auch ohne Anmeldung kann mitgemacht werden.