Nach der Diagnose Krebs kommt die Behandlung. Amerikanische Forscher schafften es erstmals, zwölf Teilnehmer einer Studie mit einem Medikament vollständig zu heilen. Foto: /Pixabay

In einer Medikamenten-Studie erzielte ein Forschungsteam eine 100 prozentige Heilungsquote bei Darmkrebs. Leider ist die Studie nicht repräsentativ – dennoch stimmt sie Forscher optimistisch.

Eine Heilung von Darmkrebs – ohne Chemotherapie oder Operation. Diese Hoffnung weckt eine vielversprechende Studie, die das Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC), ein privates Krebszentrum in New York (USA), am 5. Juni in The New England Journal of Medicine veröffentlichte. Alle Studienteilnehmer konnten wohl durch den Wirkstoff Dostarlimab geheilt werden. Allerdings: Es waren nur zwölf Patienten, die alle an einer sehr spezifischen Darmkrebs-Art litten: Einem Adenokarzenom, das durch eine seltene genetische Krankheit verursacht wurde (Konstitutionelle Mismatch Repair-Defizienz). Die Studie ist also alles andere als repräsentativ und das Medikament wird auch in naher Zukunft nicht gegen andere Arten von Darmkrebs eingesetzt werden können.

Vielversprechende Ergebnisse

Dennoch sagt der Darmkrebs-Spezialist Alan Venook, der nicht an der Studie beteiligt war, im Gespräch mit der New York Times, dass eine volle Remission etwas sei, dass es bis dato in der Krebsforschung noch nicht gab. Er betonte, dass vor allem die Behandlung ohne vermutlich lebensverändernde Behandlungen wie Operation und Chemotherapie etwas sei, mit dem niemand gerechnet habe. Oft leiden Darmkrebspatienten nach einer Operation an Stuhl- oder Harninkontinenz, einer Erektionsstörung oder benötigen gar einen künstlichen Darmausgang.

Wie wirkt das Medikament?

Der Wirkstoff Dostarlimab wird bereits bei der Behandlung von Gebärmutter-Krebs eingesetzt. Das Medikament blockiert an den köpereignen T-Zellen, also die Zellen, die für die eigene Immunreaktion mitverantwortlich sind, den sogenannten PD-1-Rezeptor.

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Dieser Rezeptor ist eigentlich dafür verantwortlich, dass die T-Zellen keine gesunden Zellen angreifen und es nicht zu einer Überreaktion des Immunsystems kommt. Die PD-1-Rezeptoren können jedoch von Krebszellen getäuscht werden, sodass sie von T-Zellen nicht erkannt werden. Genau das wird mit dem Medikament verhindert: Es demaskiert quasi die schädlichen Zellen, sodass die körpereigene Abwehr die Erkrankung bekämpfen kann.

Die Frage nach den Nebenwirkungen

Wegen der geringen Teilnehmerzahl der Studie können bislang keine Aussagen über Nebenwirkungen getroffen werden. Jedoch kam es unter den Teilnehmern wohl zu keinen relevanten Komplikationen. Venook sagte hierzu, dass entweder die Zahl der Studienteilnehmer zu gering gewesen sei, oder diese Krebsart sei schlicht anders.