Quelle: Unbekannt

Von Lorena Greppo

Lichtenwald - Eingebrockt hat ihnen das Ganze Karlheinz Dravec, darüber sind sich die drei Ultraläufer einig. Dravec, der Leichtathletik-Abteilungsleiter des TSV Lichtenwald, gibt dies selbst freimütig zu. Sein Vereinskollege Bernhard Bucher habe den Deutschlandlauf erwähnt, jedoch auch angemerkt, dass alle 100 Startplätze bereits vorreserviert seien. Wenige Tage später hat Dravec trotzdem auf der Internetseite des Deutschlandlaufs nachgeschaut - und, siehe da, ein Startplatz war freigeworden. „Da habe ich sofort zugeschlagen, ohne auch nur die Teilnahmebedingungen zu lesen oder meine Frau zu fragen“, erzählt Dravec schmunzelnd. „Dann saß ich in der Klemme.“

Mit der Buchung hat sich der erfahrene Läufer auf eine Herausforderung eines ganz besonderen Kalibers eingelassen. Vom 16. Juli bis zum 3. August sind die Teilnehmer des Deutschlandlaufs jeden Tag unterwegs. Der Startpunkt ist in Sylt, das Ziel auf der Zugspitze. Die ersten 18 Etappen haben alle eine Ultramarathondistanz - zwischen 54,4 und 90,1 Kilometer. Die letzte Etappe ist zwar „nur“ 24,3 Kilometer lang, allerdings geht es insgesamt 2242 Meter hoch auf Deutschlands höchsten Berg.

„Ich habe mich gefragt: Was mach ich denn jetzt“, erinnert sich Dravec. Kurz darauf schickte er Armin Storz, ebenfalls passionierter Läufer und zudem Vorsitzender des TSV Lichtenwald, eine Nachricht, in der er von seiner Spontanentscheidung erzählte. Dieser wiederum informierte Bernhard Bucher. So kam es dann, dass auch diese beiden sich für den Deutschlandlauf anmeldeten, als weitere Startplätze frei wurden.

Das Tempo drosseln

Seitdem heißt es: trainieren. Zwar sind alle drei regelmäßige Langstreckenläufer - gemeinsam haben sie schon mehrmals bei den Bieler Lauftagen den 100 Kilometer-Lauf absolviert. Über beinahe drei Wochen hinweg täglich einen Ultramarathon zu laufen, ist jedoch auch für die drei Männer nicht mal so nebenbei zu bewältigen. „Die Kunst ist es, langsamer zu laufen“, erklärt Armin Storz. Denn die Ausdauer muss für mehrere Tage und längere Strecken halten. Im Alltag baut Storz das Laufen ohne große Umstände ein: Der 57-Jährige läuft von Lichtenwald zur Arbeit in Oberesslingen und wieder zurück.

Gewöhnungsbedürftig werde für sie beim Deutschlandlauf vor allem das Camperleben werden, sind sich die drei Männer einig. Übernachtet wird für gewöhnlich in Sport- oder Gemeindehallen, der Veranstalter transportiert mit einem Lkw das Gepäck der laut Veranstalter insgesamt 65 Teilnehmer (59 Männer und sechs Frauen). Ein Koch wird neben dem 15-köpfigen Versorgungsteam ebenfalls an Bord sein und das Abendessen kredenzen, denn unterwegs nehmen die Sportler hauptsächlich Powergels, Brühe, Wasser und Cola zu sich. Nach dem Abendessen wird eventuell noch die Kleidung gewaschen, aber die Läufer müssen sich auch zeitig schlafenlegen - um 4 Uhr am Morgen heißt es aufstehen, dann wird gefrühstückt und um 6 Uhr sind sie wieder auf der Strecke. Bucher unterstreicht die Notwendigkeit der Regenration: „Füße hoch ist die Devise.“ Und reichlich Kohlenhydrate verzehren, fügt Storz hinzu. Er stimmt sich bereits auf das Nomadenleben ein und merkt an: „Die Hygiene wird wohl etwas darunter leiden.“

Die Strecke des diesjährigen Deutschlandlaufs führt die Teilnehmer nicht auf dem geradesten Weg von Norden in den Süden des Landes, sondern macht einen Schlenker durch Nordrhein-Westfalen. Organisator Oliver Witzke erklärt: “ Ich wollte die Läufer durch NRW führen, weil ich hier in meiner Heimat mit vielen Helfern rechnen kann, die den Lauf tatkräftig unterstützen. Außerdem ist die Rheinschiene besonders gut geeignet - der Radweg, auf dem gelaufen wird, ist autofrei, leicht zu finden, für Zuschauer gut zugänglich und bietet tolle Ausblicke.“

Etappenziel Lichtenwald

Auf zahlreiche Zuschauer hofft auch der TSV Lichtenwald, der mit zu den Ausrichtern der einzelnen Etappen gehört. Nachdem ein anderer Verein zu Anfang des Jahres weggebrochen war, beschloss der TSV, den Lauf zu unterstützen. Ziel der Etappe 14 und Ausgangspunkt der 15. Teilstrecke ist nun also das Vereinsheim der Schurwaldgemeinde (siehe Karte). Die 14. Etappe haben Storz, Bucher und Dravec bereits abgelaufen, die 88 Kilometer und 1480 Höhenmeter haben sie in etwa 9,5 Stunden bewältigt.

Normalerweise haben die geübten Läufer ein anderes Tempo drauf, besonders Storz und Dravec. „Die beiden sind D-Züge, ich bin da eher ein Personenzug“, sagt Bucher mit einem Lachen. Dementsprechend ist auch der Verschleiß an Laufschuhen groß - zwischen vier und sechs Paar braucht jeder der drei Läufer im Jahr. Die Zeit ist Bucher jedoch egal, Hauptsache er kommt an.

Zudem wollen die drei Lichtenwalder Läufer ihr Lauf-Abenteuer einem guten Zweck widmen (siehe Infobox). Privatpersonen und Firmen können einzelne Etappen für einen Läufer sponsern. Der Erlös dieser Spendenaktion geht an die sozialmedizinische Nachsorge am Klinikum Esslingen. „Manche Firmen haben sich schon gemeldet“, sagt Armin Storz.

Auch die Läufer selbst tragen die Kosten der Teilnahme nicht allein, sondern greifen auf Sponsoring zurück. Dravec listet auf, wo überall investiert werden muss: „Drei Wochen Urlaub muss ich nehmen, dazu kommt das Startgeld, die Anreise, Ausrüstung, Nahrungsmittel - die letzten beiden natürlich auch schon in der Vorbereitungszeit - da kommen für alles schon etwa 3000 bis 4000 Euro zusammen.“

https://deutschlandlauf.wordpress.com

Laufen für den guten Zweck

Ihre Teilnahme am Deutschlandlauf verbinden die drei Läufer des TSV Lichtenwald Armin Storz, Bernhard Bucher und Karlheinz Dravec mit einer Spendenaktion. Unterstützt wird die sozialmedizinische Nachsorge für den Landkreis Esslingen in der Trägerschaft der Lebenshilfe Göppingen.

Das Spendenziel sind 4000 Euro. Angedacht ist, dass Einzelpersonen oder auch Firmen die einzelnen Etappen eines Läufers sponsern können. Für jeden gelaufenen Kilometer wird ein Euro gespendet.

Auf das Spendenkonto des TSV Lichtenwald kann unter IBAN: DE33 6009 0700 0740 8930 50, BIC: SWBSDESSXXX (Südwestbank Stuttgart) der gewünschte Betrag überwiesen werden.

Die sozialmedizinische Nachsorge begleitet Familien nach einem Krankenhaus- oder Reha-Aufenthalt. Zu dem interdisziplinären Team am Klinikum Esslingen gehören nach Angabe der Lebenshilfe Göppingen drei Krankenschwestern, ein Sozialarbeiter sowie eine Teambegleiterin.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite: http://www.liwalauf.tsv-lichtenwald.de/