Nadine Salewski mit ihrer Kursbescheinigung. Da wusste sie noch nicht, was auf sie zukommen würde. Foto: privat

Kurz nach einem Auffrischungskurs in Sachen Erste Hilfe wurde es für die Oberriexingerin Nadine Salewski ernst: Ein Mann erlitt im Bus einen Herzinfarkt.

Es ist Samstagmorgen, die Oberriexingerin Nadine Salewski fährt mit dem Bus zur Arbeit nach Ludwigsburg, wo sie in der Myliusstraße als Augenoptikerin arbeitet. Der Bus ist nahezu leer, außer dem Busfahrer und Salewski sitzt nur noch ein älteres, etwa 70-jähriges Paar darin, das sie vom Sehen her kennt. Die 33-jährige macht es sich hinter den beiden in ihrem Sitz bequem und hört über den Kopfhörer Musik. Ein ganz normaler Tag, so scheint es. Doch dann läuft alles anders.

„Mir fiel auf, dass sich die Frau auf einmal merkwürdig benahm. Sie hat sich halb vor ihren Mann gestellt, hat versucht, ihm auf den Brustkorb zu drücken; es sah aus, als ob sie ihn anschreien würde.“ Und der Mann sei irgendwie zusammengesackt gewesen. Trotzdem habe das Ganze von ihrem Sitzplatz aus gesehen noch relativ normal gewirkt. Aber die Situation ließ Nadine Salewski keine Ruhe. „Ich hatte erst am Montag mit meinen Kolleginnen und Kollegen einen Ersthelferkurs gemacht, für den uns unser Chef einen Tag freigestellt hat. Vielleicht war ich ja deshalb sensibler, als ich es normalerweise gewesen wäre“, meint sie.

Eine Verständigung war nicht möglich

Jedenfalls ging sie nach vorne und fragte, ob sie irgendwie helfen könne. „Doch die Frau stand offenbar unter Schock, und da sprach sie nur Russisch.“ Und der Verständigungsversuch mit dem Handyübersetzer habe vor Aufregung auch nicht funktioniert.

Nadine Salewski hatte unterdessen bemerkt, dass der Mann sehr blass war. Sie kontrollierte, ob er bei Bewusstsein war, überstreckte seinen Kopf, um die Atmung zu überprüfen, und weil er keinerlei Lebenszeichen von sich gab, begann sie mit der Herzdruckmassage. Zuvor hatte sie den Busfahrer gebeten, rechts ranzufahren – und den Rettungsdienst alarmiert.

Weitere Helfer waren rasch zur Stelle

„Der Mann hat zwischendurch immer mal wieder kurz japsend geatmet, deshalb habe ich keine Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht“, erklärt die junge Frau. Weil das Ganze nur etwa einen halben Kilometer außerhalb Oberriexingens passierte, seien sehr schnell weitere Ersthelfer mit einem Defibrillator vor Ort gewesen, dann sei auch der Rettungsdienst gekommen. Damit war Salewskis Einsatz aber noch nicht zu Ende. „Das Erste, was ich von den Rettungskräften gehört habe, war: ‚Sie machen das sehr gut, machen Sie erst mal weiter‘“, erinnert sie sich. Denn die Sanitäter hätten erst mal Medikamente und alles Nötige für den Weitertransport ins Krankenhaus vorbereitet.

Sie selbst sei zwar aufgeregt gewesen, aber dank des erst kürzlich absolvierten Kurses habe sie sich doch einigermaßen sicher gefühlt. „Und über den Notruf wurde ich auch angeleitet, da kam ein Pfeifton im richtigen Rhythmus“, erinnert sich Nadine Salewski. Trotzdem sei die Lage am Anfang schwierig gewesen, weil die Frau auch immer wieder versucht habe, mit ihr zu kommunizieren.

Aus der Ukraine geflüchtet

Die Verständigung wurde erleichtert, als Karin Großkopf vom örtlichen Arbeitskreis Asyl mit einem Dolmetscher heraneilte. Die anderen Helfer hatten sie angerufen. Tatsächlich kennt sie das Paar, das aus der Ukraine geflohen ist, von ihrer ehrenamtlichen Arbeit her. „Zum Glück hat die Rettungskette super funktioniert“, sagt sie.

Als der Kranke im Rettungswagen gewesen sei, habe sich seine Frau überschwänglich bei ihr bedankt, sagt Nadine Salewski. Für sie selbst sei es ganz selbstverständlich gewesen, zu helfen. „Aber es wäre mir lieber gewesen, wenn ich das Gelernte nicht so schnell hätte einsetzen müssen“, meint sie. Zuvor hatte sie nur für den Führerschein einen Ersthelferkurs gemacht. Doch jetzt will sie ihn regelmäßig auffrischen.

Dem Patienten gehe es leider immer noch nicht gut, sagt Karin Großkopf. Doch die Ärzte hofften, dass er dank der schnellen Hilfe keine bleibenden Schäden davontrage. Jetzt habe man erst einmal die Tochter aus Polen herbringen können. Der Sohn dürfe die Ukraine nicht verlassen.