Mika Burk (von links), Neu-Nationaltrainer Thomas Stockhause und Tamara Röske: Das Trio fährt im Sommer nach Berlin. Foto: privat

Ein Trio vom Verein 46Plus darf zu den Special-Olympics-Weltspielen nach Berlin. Dort kommen im Sommer im Olympiapark rund 7000 Sportlerinnen und Sportler mit Handicap zusammen.

„Es ist unglaublich und wir sind megastolz. Einfach der absolute Hammer“, jubelt Natja Stockhause vom Verein 46Plus Down-Syndrom Stuttgart. Die Freude der Sportbeauftragten hat einen Grund: Gleich drei Teilnehmer der Vereinssportgruppe, die in Kornwestheim unterm Dach des dortigen SVK trainieren, haben jüngst ihre Zusage für die Weltspiele von Special Olympics erhalten. Mika Burk und Tamara Röske werden vom 17. bis 25. Juni am aktiven sportlichen Geschehen teilnehmen. Natja Stockhauses Mann Thomas begleitet die deutsche Delegation unterdessen in der Funktion des Nationalcoaches.

Kugelstoßen und Weitsprung sind die Disziplinen

Mit dem Gewinn der Goldmedaille bei den nationalen Spielen im vergangenen Jahr hat sich der 23-jährige Mika Burk im Kugelstoßen qualifiziert. Er tritt in dieser Disziplin gegen die Konkurrenz aus 190 Nationen an. Tamara Röske (27) ist nach ihrem starken Abschneiden im Weitsprung mit dem Gewinn der Silbermedaille eine von insgesamt 16 Leichtathletinnen im Deutschen Nationalteam. Doch natürlich braucht es dafür auch professionelle Anleitung. Die kommt wie erwähnt von Thomas Stockhause. Als 46Plus-Trainer der allerersten Stunde überzeugte er das Organisationskomitee von Special Olympics Deutschland – nicht zuletzt mit seiner sportlichen Vielseitigkeit als ehemaliger Zehnkämpfer. Er ist nun als Nationalcoach bei den Weltspielen am Start und mit weiteren Trainerinnen und Trainern verantwortlich für 32 Athletinnen und Athleten in der Leichtathletik-Sparte.

Die Wettbewerbe werden im Hanns-Braun-Stadion im Berliner Olympiapark ausgetragen. Die Special Olympics World Games sind die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Rund 7000 Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten in 26 Sportarten an. Als gastgebende Nation stellt Deutschland mit 577 Personen die größte Delegation der Weltspiele.

Generalprobe im Sommer 2022 offenbarte noch Optimierungspotenzial

Die Generalprobe gab es 2022 mit den nationalen Spielen an selber Stelle. „Da hat man gesehen, dass es noch ein bisschen Optimierungspotenzial gibt bei den organisatorischen Abläufen“, so Natja Stockhause, die im vergangenen Juni als Cheftrainerin fungiert hatte. Elf Athletinnen und Athleten mit Down-Syndrom waren damals vom Verein 46Plus an den Start gegangen. Das Resultat: Viermal Gold, dreimal Silber und dreimal Bronze. Ob sich solche Erfolge auch in diesem Sommer wiederholen lassen?

Zunächst stehen für die drei Nominierten von 46Plus eine ganze Reihe an Pflichtterminen im Kalender – verbunden mit vielen Reisen quer durch das Bundesgebiet. „Das ist ein wirklich straffes Programm, das hat uns echt überrascht“, gibt Natja Stockhause zu. Gleich im Januar geht es für das Trio erst einmal übers Wochenende nach Erfurt zu einem ersten Vorbereitungslehrgang. Dieser dient zum einen dem gegenseitigen Kennenlernen der Sportler untereinander, aber es finden dort auch schon die ersten gemeinsamen Trainingseinheiten im deutschen Team statt. Weitere Lehrgänge folgen im März und Mai in Kienbaum und Malente. „Das sind halbe Weltreisen“, stellt Natja Stockhause fest, „aber die Kosten dafür werden von Special Olympics Deutschland übernommen“. Anfang April geht es dann schon einmal vorab nach Berlin – zu dem Einkleidungstreffen. Dort werden die drei 46Plusler mit der einheitlichen Delegationskleidung des deutschen Nationalteams ausgestattet.

Und dann wird es irgendwann auch richtig ernst: Die Eröffnungsfeier im Berliner Olympiastadion mit dem Einzug der Delegationen, dem olympischen Zeremoniell und der ganzen Show drumherum können Tamara Röske, Mika Burk und Thomas Stockhause jetzt schon kaum mehr abwarten. Vorher wird aber noch kräftig trainiert.

Special Olympics: Die Organisation geht auf die Kennedys zurück

Special Olympics
 Special Olympics ist die weltweit größte Bewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. In Deutschland ist der Verband Teil des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und verschafft derzeit mehr als 40 000 Menschen mit geistiger Behinderung selbstbestimmte Wahlmöglichkeiten. Diese reichen von behinderungsspezifischen bis hin zu inklusiven Angeboten. Weltweit unterstützt Special Olympics um die vier Millionen Menschen.

Anfänge
 Die Bewegung wurde 1968 von Eunie Kennedy-Shriver gegründet, einer der Schwestern von US-Präsident John F. Kennedy. Anlass war die Behinderung ihrer Schwester Rosemary nach einer Lobotomie.

Internet
Infos zu Special Olympics und den Weltspielen gibt es online auf https://specialolympics.de und auf www.berlin2023.org.