Corn wird nicht im Ofen landen: Donald Trump und seine Frau Melania begnadigten den Truthahn. Foto: AFP/MANDEL NGAN

Die verbleibende Amtszeit eines abgewählten Präsidenten wird in den USA als „lame duck period“ bezeichnet. Wie passend, dass Donald Trump nun gemäß der Tradition einen Truthahn begnadigte.

Washington - Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hat vor Thanksgiving bei einer traditionellen Zeremonie einen Truthahn vor dem Ofen bewahrt. Trump, der nach seiner Wahlniederlage vom 3. November im Politik-Jargon als „lame duck“ bezeichnet wird, begnadigte am Dienstag im Rosengarten des Weißen Hauses den Truthahn Corn (Mais). Als „schönen, schönen Vogel“ bezeichnete der Präsident den knapp fünf Monate alten Truthahn.

In seiner Rosengarten-Rede erwähnte Trump seine Abwahl, die er bislang nicht eingestanden hat, mit keinem Wort. Stattdessen jubelte er über die neue Rekordmarke des US-Leitindex Dow Jones von mehr als 30.000 Punkten, bezeichnet das Coronavirus erneut als „China-Virus“, begrüßte Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes und bekräftigte sein Politik-Motto „Amerika zuerst“. 

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Ansonsten hielt sich der von seiner Ehefrau Melania begleitete Trump in seiner Rede mit politischen Äußerungen zurück und wünschte den US-Bürgern ein frohes Thanksgiving-Fest am Donnerstag. Auch „First Daughter“ Ivanka Trump und ihr Mann Jared Kushner nahmen mit ihren drei Kindern Arabella, Theodore und Joseph an der traditionellen Truthahn-Begnadigung teil.

Weder Corn noch Cob landen im Kochtopf

Für die Zeremonie waren zwei Truthähne aus dem Bundesstaat Iowa nach Washington geschickt worden. Bei einer Online-Abstimmung konnten die Bürger dann entscheiden, ob Corn oder Cob (Kolben) zum National Thanksgiving Turkey gekürt und damit begnadigt wird. Zwar fiel die Wahl auf Corn, aber auch Cob muss nicht fürchten, auf einem Teller zu landen: Beide Truthähne werden in den Ruhestand auf dem Campus der Iowa State University entlassen.

Derweil sorgten Videos von Trumps Truthahn-Begnadigung vor zwei Jahren im Internet für Erheiterung. Der Präsident schien damals schon sein eigenes Verhalten nach seiner Wahlniederlage gegen Biden vorwegzunehmen - allerdings bei der scherzhaften Beschreibung des Truthahns Carrots (Karotten), der bei der Wahl zum National Thanksgiving Turkey seinem Rivalen Peas (Erbsen) unterlegen war.

„Das war eine faire Wahl“, sagte Trump. „Leider hat sich Carrots geweigert, seine Wahlniederlage einzugestehen, und eine Neuauszählung verlangt. Wir sind zu einer Entscheidung gekommen. Carrots, es tut mir leid dir sagen zu müssen: Die Ergebnisse haben sich nicht geändert. Was für ein Pech für Carrots.“

Trump hat in seinem Kampf gegen seine Wahlniederlage eine Reihe von Klagen wegen angeblichen Wahlbetrugs eingereicht und verlangt Neuauszählungen. Das Video des Jahres 2018 wurde wegen der Parallelen jetzt ein Internet-Hit - und mit vielen scherzhaften bis hämischen Kommentaren versehen. „Besser als Satire“, schrieb eine Twitter-Nutzerin. Ein Twitter-Nutzer schlug vor, Trump fortan „Carrots“ zu nennen. Es gab zudem wenig schmeichelhafte Kommentare, die Trumps Gesichtsfarbe mit der von Truthähnen verglichen.

Gesundheitsbehörden warnen von Thanksgiving-Feiern

Thanksgiving ist die US-Version des Erntedankfestes und für viele das wichtigste Familienfest in den USA. Trotz der Corona-Pandemie werden auch in diesem Jahr Millionen Menschen zu ihren Verwandten reisen, was bei Gesundheitsbehörden und Experten große Sorgen weckt. Die Gesundheitsbehörde CDC hat den Bürgern wegen der Ansteckungsgefahr dringend abgeraten, über die Feiertage zu verreisen.

In den USA sind schon mehr als 259.000 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben, mehr als 12,5 Millionen Infektionen wurden bislang bestätigt. Das sind die mit Abstand höchsten Zahlen weltweit.