Steht vor der Vertragsverlängerung beim TVB Stuttgart: Rückraumspieler Dominik Weiß, der dem Verein schon seit 2009 die Treue hält. Foto: Baumann

Dominik Weiß hat schon viel erlebt mit dem TVB Stuttgart. Aktuell befindet sich der dienstälteste Spieler des Handball-Bundesligisten mit seinem Club im Tief. Wie es wieder nach oben gehen soll, erklärt der 32-Jährige im Interview.

Stuttgart - Die Art und Weise wie der TVB Stuttgart drei seiner vergangenen vier Spiele in der Handball-Bundesliga verloren hat, lässt manche ratlos zurück. Der 2,09 Meter große Rückraumspieler Dominik Weiß erklärt die Krise aus seiner Sicht und sagt, auf was es bis zum nächsten Spiel am 7. März (16 Uhr) beim SC DHfK Leipzig ankommt.

Herr Weiß, können Sie sich an eine schlechtere Phase beim TVB erinnern, als die aktuelle?

Wir hatten schon Phasen, die schlechter waren, weil sie länger andauerten. Vor zwei Jahren war in der Rückrunde die Luft raus und der Abschluss der Saison dann irgendwie unbefriedigend.

Aber derzeit stehen auch schon 2:12 Punkte in Serie zu Buche.

Ja, aber es ist nicht alles schlecht. Unsere eigentlich gute Abwehrarbeit machen wir kaputt, weil wir vorne reihenweise Bälle wegwerfen. Wir scheitern doch regelmäßig an uns selbst.

Unterm Strich zeigte Ihr Team bei den drei Niederlagen 2021 – zu Hause gegen die Kellerkinder HSC 2000 Coburg (23:29) und die Eulen Ludwigshafen (26:29) sowie im Derby bei Frisch Auf Göppingen (17:27) – sehr bedenkliche Vorstellungen.

Da kann ich nicht groß widersprechen. Das waren in der jüngeren bis mittleren Vereinshistorie bestimmt die drei schlimmsten Spiele. Wir haben total den Zugriff verloren. Das tat einfach weh.

„Wieder Faden verloren“

Haben Sie eine Erklärung? Zumal es doch vor dem Derby gegen Frisch Auf bei der MT Melsungen mit 30:28 ein Erfolgserlebnis gab.

Wir haben uns vor dem Spiel bei der MT Melsungen gesagt, wir fokussieren uns wieder auf die Basics, wollen ein gutes Spiel machen und schauen, wie weit uns das trägt. Am Ende gewinnen wir das Ding. In Göppingen war alles wieder anders. Das war ein Derby. Jeder strotzte vor Tatendrang, doch das lief komplett ins Leere. Schnell stand’s 1:8. Wir haben direkt wieder den Faden verloren.

Das wirkt nach außen dann ziemlich leidenschaftslos.

Das mag sein, aber das täuscht. Es fehlt garantiert nicht an der Einstellung. Was wir brauchen ist mehr Ruhe, ein reiferes Verhalten, mehr Finesse.

Fehlt es nicht an Mentalitätsmonstern im Team?

Bei uns rennt nach einem Tor vielleicht keiner zur Trainerbank, stellt sich drauf und schreit Richtung Tribüne, aber wir haben auch Kämpfertypen mit heißem Herzen. Uns fehlte zuletzt eher der kühle Kopf, wenn ein paar Dinge nicht funktionieren.

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Wie arbeiten Sie die Krise auf?

Die Ansatzpunkte sind klar: Das Basistraining steht im Vordergrund – wie zu Beginn einer Vorbereitung. Jedem muss die Verantwortung für den Ball klar sein. Das üben wir: Wir setzten im Training den Passgeber unter Druck, er muss die richtige Entscheidung treffen. Durch viele Wiederholungen muss die Sicherheit zurückkehren, die Automatismen wieder funktionieren.

Befürchten Sie, dass Sie in den Abstiegsstrudel geraten?

Alle Teams im Tabellenkeller sind in der Lage zu punkten, von daher dürfen wir die Gefahr nicht unterschätzen. Wir haben jetzt 17 Punkte, das wird definitiv nicht reichen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um wieder regelmäßig Punkte zu holen.

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Sie stehen unmittelbar vor der Vertragsverlängerung. Wollen Sie Ihre Karriere beim TVB beenden?

Ich fühle mich wohl, identifiziere mich mit dem Projekt TVB. Was hier passiert ist, seit ich 2009 zum Verein gekommen bin, ist beeindruckend. Diesen Weg begleitet zu haben, macht mich stolz.

Was möchten Sie noch erreichen?

Olympia ist natürlich für jeden Sportler ein Traum, auch für mich – egal ob im Hallen- oder Beachhandball (lacht). Aber wirklich genial wäre es, mit dem TVB mal ein internationales Spiel im Europapokal zu bestreiten.