Die Geschäfte werden nun doch am Gründonnerstag geöffnet. Foto: LICHTGUT/Leif Piechowski

Unternehmen und Handel aus dem Kreis Esslingen sind froh, dass am Gründonnerstag nun doch gearbeitet wird.

Kreis Esslingen - Es war kurz vor der Mittagszeit, da meldeten die ersten Nachrichtenticker, dass es die hochumstrittene Corona-Osterruhe doch nicht geben wird. Um 14:13 verschickte dann die Wirtschaftsförderung der Stadt Esslingen eine Eilmeldung an alle, die es betrifft: „Aus aktuellem Anlass: Beschluss des Bundes zur Osterruhe am Gründonnerstag und Ostersamstag wird gestoppt!“ Die angeschriebenen Unternehmer wurden kurz informiert, dass während der kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs beschlossen wurde, dass der Bund-Länder-Entscheid zur sogenannten Osterruhe gestoppt werden müsse. Christine Clement von der Wirtschaftsförderung fasst zusammen: „Somit werden Gründonnerstag und Ostersamstag nicht mehr als Ruhetage behandelt.“

Ruhetage hätten Komplikationen verursacht

Bei der Firma Balluff in Neuhausen zeigte man sich froh darüber, dass man nun weiß, was Sache ist. „Wir waren bereits in der Prüfung, wie wir die Sonderregelung kurzfristig umsetzen können. Wie viele andere Unternehmen sind wir froh über die Klärung“, sagt Pressesprecherin Teresa Weinhuber.

Auch Festo nimmt die Rücknahme der zusätzlichen Ruhetage über Ostern „mit Erleichterung zur Kenntnis“. Für den Esslinger Maschinenhersteller Index wäre der freie Tag mit den „damit verbundenen Komplikationen unverhältnismäßig gewesen“, so Dirk Prust, der Sprecher der Geschäftsführung. Zudem sei die Rücknahme auch im Hinblick auf die Infektionsausbreitung sinnvoll, da das Infektionsrisiko in der Freizeit deutlich höher sei, als am Arbeitsplatz.

Der ursprüngliche Plan sah vor, dass am Gründonnerstag der komplette Einzelhandel schließen sollte. Am Karsamstag sollten nur die Lebensmittelgeschäfte offen haben. Merkel räumte nun ein, einen Fehler gemacht zu haben. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bat die Bevölkerung um Verzeihung für das wirre Hin-und Her.

Handel fordert langfristige Planung

Hilmar Pfister, Sprecher des Handelsverbands Baden-Württemberg, der auch zahlreiche Firmen aus dem Kreis Esslingen vertritt, war erleichtert, dass die Geschäfte am Gründonnerstag und am Ostersamstag nun doch öffnen können. Der Handel hatte einen Kundenansturm am Karsamstag und am Mittwoch vor den Feiertagen befürchtet, wenn die Läden am Donnerstag hätten zumachen müssen. „Nun ist die Gefahr geringer, dass es in den Tagen vor Ostern einen großen Andrang gibt“, sagt Pfister. Daneben sei es völlig unklar gewesen, wie genau ein Ruhetag ausgesehen hätte. Die Händler hätten die Personalplanung neu aufstellen müssen und diese sei rund um die Feiertage schon kompliziert genug. Dass die Regierung ihren Ruhetagsbeschluss nach zwei Tagen zurückgezogen hat, ist für Pfister ein Fallbeispiel dafür, was in der Coronapolitik momentan alles schieflaufe.

Auch Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK der Region Stuttgart, forderte von der Politik mehr Planungssicherheit. „Wir brauchen zum Beispiel endlich Klarheit, wann in den Unternehmen konkret mit dem Impfen über die Betriebsärzte begonnen werden kann. Wir erwarten, dass das spätestens Anfang Mai verbindlich zugesagt wird“, sagte er. Dass die Regierung auf die Kritik der Wirtschaft an der Osterruhe eingegangen sei, sieht Schmalzl positiv. „Es zeugt von Größe, dass berechtigte Kritik angenommen und undurchdachte Spontanbeschlüsse auch wieder zurückgenommen werden. Gut gemeint ist eben oft nicht immer gut“, erklärte er. Die Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen hatte erst neulich Alarm geschlagen: „Der zweite Lockdown bremst die im Herbst 2020 eingesetzte positive konjunkturelle Entwicklung der Unternehmen zum Jahresbeginn 2021 aus“, heißt es im Konjunkturbericht, der im Februar veröffentlich wurde.