Das Plakatmotiv von „Soul“ wird nun wahrscheinlich in keinem einzigen Kino zu sehen sein. Foto: Disney/Pixar

Gib Disney die große Leinwand auf? Nach „Mulan“ startet das Filmstudio nun auch den neuen Pixar-Film „Soul“ direkt bei Disney+. Für die Kinos ist das ein Desaster.

Stuttgart - Es ist es nur eine lapidare Meldung, für die Kinos aber die nächste Hiobsbotschaft nach der Verschiebung des Bond-Films „No time to die“ aufs Frühjahr 2021: Disney wird den neuen Pixar-Trickfilm „Soul“ nicht wie geplant am 26. November auf der großen Leinwand starten, sondern am 25. Dezember direkt im hauseigenen Streaming-Kanal Disney+. Den Corona-gebeutelten Kinos entgehen damit erneut größere Einnahmen, die sie dringend fürs Überleben bräuchten.

Disney hat in diesem Jahr bereits die Realverfilmung von „Mulan“ exklusiv auf Disney+ veröffentlicht und die Lichtspielhäuser umgangen. Der Schaden ist nicht nur wirtschaftlicher Natur, es handelt sich auch um einen Kulturbruch: Da Disney+ bislang weit hinter den Abonnentenzahlen etwa von Netflix oder Amazon Prime liegt, wird nur eine Minderheit „Soul“ überhaupt anschauen – und die wunderbare Pixar-Welt damit bis auf weiteres aus dem öffentlichen Diskurs verschwinden.

Das ist umso bedauerlicher, als es sich wahrscheinlich nicht um einen Unterhaltungsfilm der Kategorie „Cars“ handelt, sondern mutmaßlich um ein Trickfilm-Meisterwerk – denn hinter „Souls“ steht der Regisseur und Autor Pete Docter, der für seine Pixar-Filme „Alles steht Kopf“ (2015) und „Oben“ (2009) jeweils den Oscar für den besten Animations-Spielfilm bekommen hat. In seinem jüngsten Werk erzählen er und sein Co-Regisseur Kemp Power von einer Seele in Verweigerungshaltung, die Menschen nicht leiden kann. Sie gerät an einen Jazz-Musiker, der ihr die Schönheit des irdischen Daseins nahezubringen versucht.