Die Initiative um den Ex-TV-Moderator Wieland Backes recycelt ihre alte Idee einer Interimsoper am Gebhard-Müller-Platz und präsentiert die der Stadt und dem Land. Das Echo fällt unterschiedlich aus. Unterdessen verzögert sich die Entscheidung über die Sanierung des Großen Hauses weiter.
Stuttgart - In der öffentlichen Debatte über die Sanierung der Stuttgarter Staatsoper legt der Verein Aufbruch Stuttgart einen alten Vorschlag neu auf. Die vom Ex-TV-Moderator Wieland Backes geführte Initiative hat einmal mehr ein Auge auf das benachbarte Areal des Königin-Katharina-Stifts geworfen: Sie propagiert den Bau eines „architektonisch markanten Permanentbaus“ auf dem Schulgelände – entweder unter Beibehaltung des denkmalgeschützten Schulgebäudes oder nach Abriss desselben. Der Neubau soll dann zunächst als Interimsoper dienen, später als Konzerthaus und multifunktionaler Veranstaltungsort genutzt werden.
Nach Ansicht des Vereins würde die aktuelle Variante die „Attraktivität und Strahlkraft“ Stuttgarts spürbar erhöhen. Backes und seine Mitstreiter gehen da von einer Kostenersparnis von 300 bis 400 Millionen aus. Bisher wird vor allem die Sanierung des Opernhauses am Eckensee sowie ein Interimsbau bei den Wagenhallen diskutiert. Dafür liegt die Kostenschätzung bei mehr als einer Milliarde Euro. Für den Aufbruch ist die von ihm vorgeschlagene Variante schlicht „die bessere Lösung“.
Gespaltenes Echo auf erneuten Aufbruch-Vorstoß in der Politik
Backes, der den Vorstoß in den vergangenen Tagen bei den Fraktionen im Landtag und im Gemeinderat im Vorfeld der für Anfang März geplanten Bürgerbeteiligung zum Thema Oper lanciert hat, ist überzeugt, in der Debatte über die Umgestaltung der Kulturmeile damit einen weiteren Akzent gesetzt zu haben: „Wir haben im politischen Raum mit unseren Vorschlägen durchaus Eindruck hinterlassen.“ Fragt man im Rathaus nach, hört sich das Meinungsbild differenzierter an. „Wir bleiben bei unserer Haltung, dass der Schulstandort für uns nicht infrage steht“, sagt CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. SPD-Fraktionschef Martin Körner ist dagegen zurückhaltender. Er verweist auf ein Papier der Kreis-SPD, wonach es ein städtebaulicher und kulturkonzeptioneller Fehler sei, die Variante Königin-Katharina-Stift nicht weiterzuverfolgen. Für das Linksbündnis schließt Hannes Rockenbauch immerhin einen Abriss des Schulgebäudes aus, hält aber eine Verlagerung der Schule durchaus für möglich – und eine Diskussion über Alternativen für zwingend. Aus dem Landtag hat bisher nur die AfD in der Debatte über die Oper Position bezogen. Deren kulturpolitischer Sprecher Rainer Baltzer kritisierte in einer Pressemitteilung die hohen Sanierungskosten und forderte, eine „kleine Lösung“ müsse nun diskutiert werden.
Die Schule will an ihrem Standort festhalten
Gegen die Verlegung der Schule haben sich die Grünen ausgesprochen. Auch ihr Parteifreund OB Fritz Kuhn, Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) wollen den Standort des Gymnasiums nicht antasten. Und was sagt die Schule selbst? Backes’ Hoffnung, durch den anstehenden Schulleiterwechsel werde Bewegung in die Sache kommen, macht die stellvertretende Schulleiterin Stephanie Duddey rasch zunichte: „Wir wollen an unserem Standort bleiben, daran hat sich nichts geändert und wird sich auch durch einen neuen Schulleiter nichts ändern.“
Ungeachtet der wieder aufgeflammten Diskussion über den Schulstandort verzögert sich die Entscheidung über die Opernsanierung weiter. Nach Informationen unserer Zeitung hat eine Mehrheit der Ratsfraktionen bei OB Kuhn durchgesetzt, dass erst der Gemeinderat im Frühjahr einen Grundsatzbeschluss über eine Beteiligung an den Kosten fassen soll, bevor der Verwaltungsrat der Staatstheater im Sommer grünes Licht für die Sanierung und den Bau des Wagenhallen-Interims gibt. Letzteres war für März avisiert.