Proteste gegen die geplante Bebauung des Greut mit neuen Wohnungen. Quelle: Unbekannt

Von Hermann Dorn

Bis 2030 will der Gemeinderat rund 3000 neue Wohnungen in Esslingen ermöglichen. So sieht es ein Grundsatzbeschluss vom Juli 2015 vor. Bestrebungen, die mit breiter Mehrheit beschlossene Vorgabe umzusetzen, wollen allerdings nicht recht von der Stelle kommen. Nach wie vor fehlt ein Flächennutzungsplan.

Noch bevor die Verwaltung mit einem Vorentwurf im Januar die öffentliche Diskussion eröffnen wird, dürfte bereits feststehen, dass sie mit Gegenwind rechnen muss. Die jüngsten Auseinandersetzungen haben gezeigt, wie kritisch Bürger reagieren, wenn es um Eingriffe in Grünflächen geht. Zwei Vorhaben standen zuletzt im Mittelpunkt: In Krummenacker will die Stadt im Greut mehr als 100 Wohnungen ermöglichen. Auf dem Sportgelände in der Pliensauvorstadt strebt sie den Bau von 150 Wohnungen an. In beiden Fällen dient der alte Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1983 als Grundlage.

Die Gegner beider Vorhaben führen unterschiedliche Argumente ins Feld. Einmal steht die Sorge um das Klima und die Frischluft im Mittelpunkt (Greut). Das andere Mal geht es um die Forderung, Sport- und Freiflächen für einen ganzen Stadtteil zu erhalten (Pliensauvorstadt). Nachdem Gutachter ein neues Wohngebiet im Greut als vertretbar dargestellt haben, gilt eine Mehrheit im Gemeinderat als wahrscheinlich, wenn es im ersten Quartal 2017 zum Schwur kommt. Ganz ähnlich sieht es in der Pliensauvorstadt aus. Auf dem Sportgelände versuchen die Planer, der Kritik insofern Rechnung zu tragen, als sie den Wohnungsbau auf eine Teilfläche beschränken wollen. Im Gegenzug streben sie aber eine verdichtete Bauweise an.

Anders als in Krummenacker und in der Pliensauvorstadt stoßen die Pläne für zwei weitere Wohngebiete auf keinen großen Widerstand. Auf einer Teilfläche des Sportgeländes in Hegensberg sollen 26 Wohnungen, auf einem früheren Bolzplatz im Stadtteil Zollberg fast 40 Wohnungen entstehen. Neben sozialem Mietwohnungsbau sollen Miet- und Eigentumswohnungen eine Chance erhalten. Vergleichsweise still ist es 2016 im Ringen um einen neuen Flächennutzungsplan gewesen. Zunächst hatte die Rathausspitze erwogen, lediglich den alten Kompass teilweise fortzuschreiben. Gemeinderat und Bürgerausschüsse pochten auf ein Gesamtkonzept. Die Verwaltung zog ihren Vorschlag zurück und kündigte einen neuen Anlauf für den Flächennutzungsplan an.

Dass es 2016 im Wohnungsbau trotz des Gerangels um den Flächennutzungsplan einige Fortschritte zu verzeichnen gab, lag an den privaten Bauträgern. Auf dem früheren Güterbahnhof hat die RVI aus Saarbrücken begonnen, den ersten Bauabschnitt zu realisieren. In den nächsten Jahren sollen an dieser Stelle mehr als 500 Wohnungen auf den Markt kommen. Einen wichtigen Beitrag verspricht außerdem die Esslinger Wohnungsbau GmbH (EWB), die im Stadtteil Brühl mit dem Bau von 94 Mietwohnungen begonnen hat. In Hohenkreuz wurden außerdem die Weichen für zwei Vorhaben mit insgesamt 150 Wohnungen gestellt.