Kommen Hinweisschilder zum CO2-Verbrauch von Autos auf den Schulparkplatz? Der Vorschlag steht zumindest im Raum. Foto: (Werner Kuhnle)

Die Stadt Marbach am Neckar hat ein Klimaschutzkonzept und will nun an einem Zertifizierungsprogramm teilnehmen. Mehrere Räte möchten aber Taten sehen – zum Beispiel auf dem Schulgelände.

Man braucht viel Zeit, um sich durch das mehr als 70 Seiten lange Klimaschutzkonzept der Stadt Marbach zu ackern. Anschließend hat man aber eine ziemlich genaue Vorstellung vom Status quo und den Potenzialen, die gehoben werden könnten. Die künftige Teilnahme am European Energy Award (EEA) soll ebenfalls dazu beitragen, weniger CO2 freizusetzen. Beim EEA handelt es sich um ein Qualitätsmanagement-Instrument, über das die Anstrengungen der Kommune in puncto Umweltfreundlichkeit nach festen Kriterien überprüft werden können. Mit hauchdünner Mehrheit gab der Verwaltungsausschuss jetzt sein Okay, sich um die Auszeichnung zu bemühen.

„Sichtbare Ergebnisse“ werden vermisst

Es kam allerdings nicht von ungefähr, dass das Votum so knapp ausfiel. Mehrere Räte zeigten sich unzufrieden, weil sie wiederholt mit Konzepten und Programmen konfrontiert wurden. Sie wollen stattdessen Taten sehen. „Seit zwei Jahren haben wir ein Klimaschutzkonzept, seit zwei Jahren haben wir ein Klimaschutzmanagement“, konstatierte Susanne Wichmann (Grüne). Aber leider seien kaum „sichtbare Ergebnisse“ zu vermelden. „Ich bin auch erschrocken, wie wenig von dem, was ich gelesen habe, umgesetzt worden ist“, pflichtete Swantje Hammer (CDU) bei. Sie würde es deshalb für sinnvoller erachten, in konkrete Umweltschutzmaßnahmen vor Ort zu investieren – statt Geld für das EEA-Zertifikat auszugeben. Wichtig sei zudem, die Bürger mitzunehmen. Denn da stecke das meiste Potenzial, um für die Umwelt Verbesserungen zu erzielen.

Rüdiger Breh (Freie Wähler) störte sich ebenfalls an all der grauen Theorie und Begrifflichkeiten wie „Erarbeitung eines Arbeitsprogramms“ oder „Prozessgestaltung“, die in der Vorlage zur Sitzung auftauchten. Dabei lebe Klimaschutz doch von „Taten und Ergebnissen“. Breh hatte auch gleich einen Vorschlag mit im Gepäck, der gewiss Diskussionen auslösen könnte: einen autofreien Schulcampus. „Das wäre vielleicht ein Anfang“, sagte Breh. Ansonsten klinge alles für ihn wie „wollen, aber nicht machen“. Sein Fraktionskollege Dirk Weimann regte ferner an, am Eingang zum Parkplatz vor dem Schulzentrum eine Anzeige anbringen zu lassen. Hier solle aufblinken, wie viel CO2 eingespart würde, wenn gerade kein Auto das Signal ausgelöst hätte und eingefahren wäre. Dann würden sich nebenbei womöglich auch wieder mehr Kinder und Jugendliche bewegen.

„Vielleicht kann man über so was mal nachdenken“, sagte Bürgermeister Jan Trost, der es jedoch nicht stehen lassen wollte, dass die Stadt quasi beim Klimaschutz überhaupt nicht ins Rollen gekommen sei. Viele kommunale Liegenschaften seien beispielsweise energetisch in Schuss gebracht und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet worden. Die Straßenbeleuchtung sei auf LED umgestellt, in die Innenstadt eine Fernwärmeleitung gelegt worden. Restlos überzeugt war das Gremium davon nicht. Und so ging der Runde am Ende auch der Verwaltungsvorschlag nicht weit genug, zu einer Energieberatung zuhause künftig 15 Euro beizusteuern und damit die Hälfte des Eigenanteils der Bürger. Mehrheitlich wurde entschieden, die vollen 30 Euro zu übernehmen, um die Marbacher zu ermutigen, das Angebot in Anspruch zu nehmen.