Die Verwaltung hält die Reparaturkosten für zu hoch. Der Schwimmverein plädiert indes für einen Weiterbetrieb des Hermann-Zanker-Bads und befürchtet andernfalls Schlimmes.
Man kann davon ausgehen, dass in der Sitzung des Marbacher Ausschusses für Umwelt und Technik am nächsten Donnerstag in der Stadthalle so viele Besucher wie lange nicht mehr zugegen sein werden. Denn das Gremium diskutiert über einen Punkt, der gerade wie kein zweiter die Gemüter in der Schillerstadt erhitzt: die Zukunft des Hermann-Zanker-Bads. Und was die Verwaltung vorschlagen will, dürfte den meisten Zuhörern nicht schmecken: Die Rathausspitze macht sich dafür stark, die Sportstätte aus wirtschaftlichen Gründen ein für alle Mal dichtzumachen.
Für die Räte stellt sich die Gretchenfrage
Schon seit dem Sommer können Schwimmer dort nicht mehr ihre Bahnen ziehen. Ein Gutachten hatte diverse Mängel aufgezeigt, sodass das Hallenbad geschlossen werden musste. Die Räte haben nun im Ausschuss und abschließend im Gemeinderat im Oktober darüber zu befinden, ob die Problemfelder beseitigt werden sollen – oder eben nicht. In die Abwägung wird auch einfließen, dass oberhalb der Kernerstraße ohnehin ein Ersatzbau angestrebt wird, sodass die Gretchenfrage lautet: Soll man trotzdem noch Geld ins alte Bad stecken, wo es doch sowieso in den kommenden Jahren abgerissen wird?
Die Rathausspitze findet: nein. In der Vorlage zur Sitzung hebt die Verwaltung hervor, dass für eine Ertüchtigung des Bads rund 500 000 Euro in die Hand genommen werden müssten. Doch selbst damit würde sich am energetischen Zustand des Bads nichts ändern, das in der Hinsicht ein echtes Sorgenkind sei. Dazu kämen die unsichere Lage auf dem Gasmarkt und explodierende Kosten. Als weitere Argumente gegen eine Wiederaufnahme des Betriebs führt man ins Feld, dass die vorübergehende Nutzung von anderen Bädern unterm Strich günstiger sei und die Instandsetzung lange dauern würde, und nennt „ein Zeitfenster von rund zwei Jahren“. Gleichwohl plädiert der örtliche Schwimmverein dafür, das Bad so herzurichten, dass es bis zur Einweihung des Neubaus genutzt werden kann. Man könne in Marbach nicht mehrere Jahre auf ein eigenes Bad verzichten, betont der Verein in einem Schreiben an den Bürgermeister und die Räte. „Wir sind der Meinung, dass sich die Stadt nicht aus der Verantwortung ziehen sollte und sagt: Die Leute sollen sich selbst darum kümmern, wie den Kindern das Schwimmen beigebracht wird“, erklärt der Zweite Vorsitzende Peter Winter. „Unfälle werden zunehmen, wenn Kinder nicht mehr schwimmen lernen können“, prognostiziert er. Der Verein könne jedenfalls ohne das Bad keine entsprechenden Kurse mehr anbieten. Winter ist voll d’accord damit, nur das Notwendigste in dem Bad reparieren zu lassen, sieht die wirtschaftlichen Zwänge der Stadt, zweifelt aber, dass die Verwaltung alle Möglichkeiten ausschöpft, um die Kosten zu drücken. „Da fehlt vielleicht der letzte Wille“, sagt er.
Kein Bad, keine Kurse
Zweifel am Willen der Verwaltung
FSG-Chef fordert perspektivisch eine andere Lösung
Volker Müller, Leiter des Marbacher Gymnasiums, vertraut indes darauf, dass die Verwaltung „triftige Gründe“ hat, das Bad zu schließen. Und mit der derzeitigen Interimslösung, wonach die Fünfer und Achter das 16-Meter-Becken in Poppenweiler und die Jugendlichen aus der Kursstufe das Stadionbad in Ludwigsburg nutzen können, lasse sich leben – wenngleich durch die Fahrt dahin Zeit verloren gehe und auch weniger Schwimmstunden als zuvor angeboten werden könnten. „Doch auf Dauer ist das schon eine erhebliche Einschränkung“, macht er klar. Ein Jahr lasse sich so überbrücken. „Aber es muss eine Alternative geschaffen werden“, findet Müller. Er gibt zum Beispiel zu bedenken, dass in dem kurzen Becken in Poppenweiler im Grunde kein vernünftiger Leistungsvergleich möglich sei.