Energieintensiv im Einsatz: Wäre ein Feuerwehrauto mit einem E-Antrieb gut ausgestattet? Foto: Imago/Andreas Gora

Um der gefassten Klimaresolution Folge zu leisten, äußern sich die Grünen in Filderstadt kritisch zu einem neuen Feuerwehrauto mit Verbrennermotor. Die Diskussion gab es vor Kurzem schon einmal.

Die Feuerwehr-Abteilung im Filderstädter Ortsteil Plattenhardt soll ein neues Fahrzeug bekommen. Nach dem Bedarfsplan, der vor einigen Jahren aufgesetzt und vom Gemeinderat beschlossen worden war, soll ein Einsatzleitwagen ELW1 in der Viertonner-Klasse gekauft werden. Der bisherige Wagen soll altersbedingt ausgemustert, das heißt verkauft oder an eine bedürftige Wehr im Ausland abgegeben werden.

Das Auto ist momentan 16 Jahre alt. Der Ordnungsamtsleiter Jan-Stefan Blessing, in dessen Zuständigkeit bei der Stadtverwaltung Filderstadt das Thema Feuerwehr fällt, geht indes davon aus, dass aufgrund langer Lieferzeiten das aktuelle Fahrzeug schon 18 Jahre alt sein wird, bis es überhaupt zum Ersatz kommt. „Das Auto hat seine Einsatzgrenzen deutlich überschritten“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Technischen Gemeinderatsausschusses.

200 000 Euro kostet das Auto wohl

Der neue Wagen soll künftig nicht nur den Plattenhardtern zur Verfügung stehen, er wird bei größeren Feuerwehreinsatzlagen im gesamten Stadtgebiet sowie im Rahmen der Überlandhilfe eingesetzt werden. Auch im Rahmen des Flughafen-Notfallplans muss er beispielsweise parat stehen. Die Mitglieder des Technischen Ausschusses haben der Anschaffung mehrheitlich zugestimmt – um die 200 000 Euro wird der Wagen nach aktuellen Schätzungen kosten –, der Gesamtgemeinderat wird am 24. Oktober beschließen müssen.

Fraglich ist nur, für welche Antriebsart das Gremium sich entscheiden wird. Denn während Jan-Stefan Blessing von einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ausgeht, pocht die Fraktion der Grünen auf ein E-Auto. Grundsätzlich ist so etwas verfügbar, wenn auch selten. Die Berliner Feuerwehr hat vor zwei Jahren das erste elektrobetriebene Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug in Betrieb genommen. „Das gibt es alles, und bei uns soll das nicht möglich sein?“, empörte sich die Stadträtin Catherine Kalarrytou in der Sitzung. Sie verwies auf die Klimaresolution, die Stadt und Gremium unlängst verabschiedet haben, „und wir machen munter weiter wie gehabt“. Jan-Stefan Blessing wiederum zeigte sich gegenüber einem E-Feuerwehrauto skeptisch. „Für uns ist das noch Versuchswiese“, sagte er, bei stundenlangen Einsätzen dürfe das Auto nicht schlappmachen.

E-Mobilität war bereits bei einem Motorrad in der Diskussion

Es ist nicht das erste Mal, dass in Filderstadt im Zusammenhang mit einer Feuerwehr-Anschaffung über das Thema Elektromobilität diskutiert wird. Anfang dieses Jahres hatte der Technische Ausschuss dem Kauf eines neuen Feuerwehr-Motorrads zugestimmt, und auch da hatte sich Catherine Kalarrytou massiv am Verbrennungsmotor gestört, obwohl der Stadtbrandmeister Jochen Thorns dargelegt hatte, dass ein E-Motorrad etwa aufgrund der Reichweiten und der elektromagnetischen Verträglichkeit ausgeschlossen und auch eine Nachrüstung in puncto Zertifizierung und Gewährleistung keine Option sei. „Die Elektromobilität birgt im Bevölkerungsschutz Risiken“, hatte der Ordnungsamtsleiter Blessing in der Sitzung gesagt.

Im Landkreis Esslingen gibt es kein Feuerwehr-Einsatzfahrzeug mit E-Antrieb, ist aus dem Landratsamt zu hören. Warum das so ist, dazu gibt Florian Schepp, der Bürgermeister von Holzmaden und Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Esslingen-Nürtingen, Auskunft. Im Fall eines Unwetters beispielsweise, wenn die Feuerwehr von Keller zu Keller fahre, „da kommen Sie schnell an Ihre Grenzen“. Der Motor sei schließlich nicht nur für die Fahrt notwendig, sondern auch dafür, während der teils sehr langen Einsätze Signalanlage, Pumpen, Funk und mehr zu versorgen. „Da brauchen Sie verhältnismäßig viel Leistung“, sagt er. Wenngleich das Thema E-Mobilität immer wieder in Gemeinderäten oder Feuerwehrgremien aufkomme, glaubt er, dass es aktuell an der Kapazität und der Praxistauglichkeit scheitert. „Da fehlt die Autarkie“, sagt Florian Schepp. „Es bringt nichts, wenn Sie ein E-Auto fahren und hinten fünf Dieselaggregate draufhaben.“

Dennoch: Laut dem Ersten Bürgermeister Falk-Udo Beck wird man sich in Filderstadt bis zur Gemeinderatssitzung mit dem Thema auseinandersetzen und eine Stellungnahme zum Für und Wider eines alternativen Antriebs für die Feuerwehr vorlegen. Er betonte: „Wir müssen das Klimaziel, das wir ausgerufen haben, schon ernst nehmen.“

Feuerwehren im Landkreis Esslingen

Zahlen
Im Landkreis Esslingen gibt es 52 Feuerwehren, wobei viele mehrere Unterabteilungen haben. In Filderstadt etwa gibt es fünf – in jedem Ortsteil eine. Zu den 52 Wehren gehören auch eine Abteilung, die beim Landratsamt angesiedelt ist, sowie sieben Werksfeuerwehren: bei der Messe, beim Flughafen, bei Bosch-Thermotechnik in Wernau, bei Festo in Ostfildern und in Nürtingen bei der Metabowerke GmbH und Co. KG, außerdem bei Robert Bosch Power Tools sowie bei Roto in Leinfelden-Echterdingen. car