Der Gastronom The Duc Ngo möchte nicht, dass seine Gäste zu viel Parfüm auftragen. Foto: IMAGO/Funke Foto Services/SergejxGlanze

Der bundesweit bekannte Berliner Gastronom The Duc Ngo wehrt sich gegen Gerüche der Gäste in seinen Restaurants. Spitzenköche in der Region Stuttgart stimmen ihm zu und feiern, dass dies endlich mal einer offen ausspricht.

Im Idealfall ist ein Besuch in einem guten Restaurant ein Erlebnis mit allen Sinnen: sehen, hören, tasten, schmecken – und riechen. Aber gerade was das Riechen angeht, scheint der so erfolgreiche wie populäre Gastronom The Duc Ngo die Nase voll zu haben. So postete der Koch, der in Berlin mehrere Restaurants betreibt, auf Instagram ein Bild von sich mit zu einem X gekreuzten Armen und der Überschrift: „Zu starke Parfums sind in meinen Sushi/Seafood Restaurants unerwünscht!“

Im Text dazu führt er weiter aus: „Ja, meine lieben Gäste. Ich mag ja auch schöne Düfte, aber manchmal ist es einfach zu viel des Guten. Deswegen bitte ich um Rücksicht auf uns Köche und die anderen Gäste, reduziert euer Parfum, wenn ihr zu uns kommt! Danke.“

Und schon tobt die Schlacht auf allen Kanälen bis in die Presse hinein. Innerhalb weniger Tage hatte der Post mehr als 20 000 Likes, doppelt so viele, wie The Duc Ngo im Schnitt auf Instagram erzielt. Dazu über 600 Kommentare, von denen die meisten zustimmend sind und manche meinen, „das gern auf die Busse in Berlin erweitern“.

Auch der badische Gastronom, Winzer und ehemalige DFB-Präsident Fritz Keller findet das „klasse“ und kommentiert: „Ohne das ,Eindieseln‘ lässt sich auch ein großer Wein im Restaurant genießen.“ Kommt es also vielleicht darauf an, welches Parfum aufgetragen wird? So schreibt ein User: „Endlich ein gehobenes Restaurant, das nicht nach Baccarat-Bordell riecht.“

Es gibt natürlich auch kritische Stimmen wie „aber Duschen ist ok?“ Oder: „Jetzt ist es auch mal gut mit den ganzen Verboten und Geboten. Lass doch den Gast einfach mal Gast sein.“ Und schlussendlich liege dies im Auge beziehungsweise in der Nase des Betrachters: „Was ist, wenn man zu stark selbst als relativ schwach verspürt?“

Besonders für den Service sind Parfums ein No-go

Wie sich ein so ein Parfumverbot in der Praxis durchführen ließe, steht ohnehin in den Sternen. Zwar kann ein Gastronom von seinem Hausrecht Gebrauch machen – aber mit Schnupperkontrolle am Eingang? Fest steht jedenfalls: Mit dem Thema rennt The Duc Ngo in der gehobenen Gastroszene offene Türen ein, wie auch eine kleine Umfrage unter Spitzenköchen in der Region Stuttgart belegt.

Daniele Corona, Küchenchef im Sternerestaurant auf Schloss Filseck, findet: „Super, dass es mal jemand sagt!“ Wobei er sich der heiklen Angelegenheit durchaus bewusst sei, denn wenn man auf den Gast zugehe und ihn anspreche, „dann hat man ihn schon verloren“. Aber zu starke Gerüche in der Spitzengastronomie seien „ein No-go“. Besonders auch im Service, selbst bei zu penetranter Blumendeko, und natürlich erst recht in der Küche.

Wenn beim Kochen die Sinne vernebelt werden

Andreas Hettinger, Alleinkoch im Stuttgarter Sternerestaurant Délice, sagt: „Ich feiere das und habe größten Respekt vor dieser Aktion!“ In seiner offenen Küche in dem kleinen Gewölbekeller an der Hauptstätter Straße sei er gelegentlich selbst von zu starken Düften betroffen und bitte seinen Restaurantleiter Andreas Lutz deswegen, den Gast nicht an Tisch fünf zu setzen. Der Ecktisch ist seiner Küche am nächsten. „Da ist es mir schon passiert, dass der Geruch so sehr meine Sinne vernebelte, dass es schwerfällt, sich auf das Kochen zu konzentrieren. Und ich muss mich nun mal auf meine Nase verlassen können.“ Es handele sich zwar eher um Einzelfälle, aber einer ist ihm besonders in Erinnerung: Als ein Mann auf der Toilette zu viel aufgetragen habe, „das war so extrem, da wurde es im ganzen Raum still“.

Auch Altmeister Vincent Klink hat Verständnis für die Botschaft des Berliner Kollegen: „Einer muss ja mal damit anfangen“, so der Patron der Stuttgarter Wielandshöhe. Als Gast habe ihn das hin und wieder selbst schon gestört, in seinem Restaurant sei es ihm wie generell in Stuttgart weniger aufgefallen. Klink glaubt aber, dass dies eher ein Männerproblem mit ihren „stark würzigen Düften“ sei. „Manche sind dabei auch optisch so lautstark und so sehr von sich überzeugt, dass sie es selbst nicht merken und sich kaum vorstellen können, dass das andere belästigt.“ Aber es komme wohl auch auf die Zusammensetzung des Publikums an, was zu der Frage führt: Liegt es vielleicht doch vor allem in der Berliner Luft?