Seine Supermärkte in Deutschland kennt fast jeder und trotzdem würden die meisten ihn beim Wocheneinkauf nicht erkennen. Dieter Schwarz, Gründer von Lidl und Kaufland, hat am kommenden Dienstag Geburtstag.
Seine Supermärkte in Deutschland kennt fast jeder und trotzdem würden die meisten ihn beim Wocheneinkauf nicht erkennen, wenn er neben ihnen am Regal stehen würde. Der Gründer von Lidl und Kaufland, Dieter Schwarz, gilt als „Phantom“, das sich seit Jahrzehnten aus der Öffentlichkeit heraushält. Fotos des Unternehmers gibt es kaum. Am Dienstag wird einer der reichsten Deutschen 85 Jahre alt.
Geboren wurde Schwarz am 24. September 1939 in Heilbronn, der Stadt, in der er noch heute leben soll. Nach dem Abitur und einem Auslandsjahr in den USA begann er seine Ausbildung zum Kaufmann im väterlichen Betrieb „Lidl und Schwarz“ und stieg schnell auf.
Den ersten Supermarkt eröffnete das Vater-Sohn-Gespann 1968 im württembergischen Backnang unter dem Namen „Handelshof“. Die Erfolgsgeschichte der Discounter folgte dann in den 70er Jahren: Dafür belebte Dieter Schwarz den Namen „Lidl“ wieder, um seine Läden nicht Schwarz-Markt nennen zu müssen. Rund 1000 D-Mark soll ein Mann namens Ludwig Lidl damals für die Namensrechte bekommen haben.
Entführungsdrohungen gegen seine beiden Töchter
Nach dem Tod seines Vaters Josef übernahm Schwarz 1977 die alleinige Führung im Unternehmen. Auf 15.000 Quadratmetern öffnete 1984 der erste Kaufland-Supermarkt, mit dem auch Fleischwaren, Backwaren und Gastronomie ihren Weg in die Discounter fanden. Bis Ende der 90er Jahre baute Schwarz sein Supermarkt-Netz aus, in die östlichen Bundesländer, nach Frankreich, Italien und Tschechien.
Ende der 90er Jahre zog sich Schwarz aus dem operativen Geschäft zurück und übertrug die Geschäfte einem Management aus Vertrauten. 2004 übertrug er die Führung der Treuhand KG Klaus Gehrig. Auch Entführungsdrohungen gegen seine beiden Töchter, die er mit seiner Ehefrau Franziska hat, sollen dazu beigetragen haben. Im Hintergrund aber hält Schwarz die Zügel weiter in der Hand. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten innerhalb des Vorstands und Entlassungen in der Führungsriege.
So beispielsweise 2014, als Vorstandschef Heinz Holland und Einkaufschef Dawid Jaschok wegen „nicht überbrückbarer Auffassungen“ in der Geschäftsausrichtung gehen mussten. „Es gibt offenbar gewaltigen internen Krach“, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ damals.
Beschäftigte in hunderten Lidl-Filialen mit versteckten Kameras überwacht
Bereits 2008 sorgte eine Bespitzelungsaffäre bei Lidl für negative Schlagzeilen. Der Supermarkt ließ Beschäftigte in hunderten Filialen mit versteckten Kameras überwachen. Das Unternehmen entschuldigte sich, verwies aber auch auf hohe Schäden durch Ladendiebstähle. Öffentlich wurde der Vorfall durch einen Artikel des „Stern“. Nur ein Jahr später berichtete der „Spiegel“ über einen Missbrauch von Angestelltendaten, bei dem Lidl Informationen über Krankheiten von Beschäftigten erfasst habe.
Noch heute soll Schwarz in Heilbronn wohnen und einen Zweitwohnsitz an einem oberbayrischen See haben. Mit seiner Stiftung unterstützt Schwarz seine Heimatregion und finanzierte so beispielsweise 20 wirtschaftswissenschaftliche Professuren der TU München an der Außenstelle in Heilbronn mit einem dreistelligen Millionenbetrag. Das „Manager Magazin“ schrieb Ende 2021 gar: „Mit der Wucht seines Milliardenvermögens baut Handelstycoon Dieter Schwarz seine Heimat Heilbronn zu einem Ort nach seinen Vorstellungen um.“
Das US-Magazin „Forbes“ listet Schwarz unter den Top 50 der reichsten Menschen der Welt, mit einem Vermögen von etwa 35 Milliarden Euro. Die Schwarz-Gruppe beschäftigt heute eigenen Angaben zufolge fast 600.000 Menschen in knapp 14.000 Filialen in 30 Ländern und ist der drittgrößte Lebensmittelhändler der Welt, hinter den US-Größen Walmart und Costco.
Töchter könnten in Zukunft Führungsaufgaben im Konzern übernehmen
Einmal kam der sonst inkognito agierende Schwarz in den vergangenen Jahren aus der Deckung. Anfang 2014 griff er überraschend in die Bürgermeisterwahl seiner Heimatstadt ein. Er sprach sich damals für den SPD-Kandidaten Harry Mergel aus, der die Wahl gewann.
Verheiratet ist der „Geheimniskrämer“, wie ihn 2014 das „Handelsblatt“ neben dem Begriff „Phantom“ nannte, seit 1963. Seine beiden Töchter Regine und Monika könnten in Zukunft Führungsaufgaben im Konzern übernehmen, wie es 2023 hieß. Dass er sich dazu öffentlich einlässt, ist unwahrscheinlich. Auch an seinem Ehrentag.