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Stuttgart (dpa/lsw) - Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt macht Baden-Württembergs Behörden zu schaffen. Es gibt deutlich mehr offene Stellen als Ingenieure auf Jobsuche, wie aus einer Erhebung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft und des Verbands Deutscher Ingenieure hervorgeht. Auf 100 arbeitslose Ingenieure kämen im Südwesten 388 offene Stellen in der Privatwirtschaft und im besonders betroffenen öffentlichen Sektor. Der Bundesschnitt ist mit 261 deutlich niedriger, nur in Bayern ist die Lage mit 411 noch schlimmer. Baden-Württembergs Wohnungsbauministerium bestätigte die schwierige Suche nach geeignetem Personal.

«Der öffentliche Dienst findet keine Leute», sagte IW-Arbeitsmarktexperte Oliver Koppel über die Gesamtsituation in Deutschland. Es sei zwar Geld für Sanierungen und Straßenbau da. «Aber jetzt fehlen die Leute, um das Geld zu verplanen.»

Ingenieure aus den Bereichen Bau, Vermessung und Gebäudetechnik sowie Architekten sind laut der IW-Erhebung in Deutschland derzeit besonders begehrt. Bauingenieure würden von der Baustelle weg abgeworben, sagte Koppel. Gleich drei Faktoren befeuerten die Nachfrage, sagte Koppel: Zum einen der bundesweite Bauboom, zudem würden Ingenieure für die staatlich geförderte energetische Gebäudesanierung gebraucht. Auch für Bau und Planung von Flüchtlingsunterkünften werde auf Ingenieure zurückgegriffen.

Eine Sprecherin vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sagte, im Austausch mit Branchenvertretern sei das «Hemmnis bei der Erfüllung der anstehenden Planungs- und Bauaufgaben zur Bewältigung des Wohnraumbedarfs» bereits thematisiert worden. «Auch uns sind Fälle bekannt von Baurechtsbehörden, die Schwierigkeiten haben bei der Nachbesetzung von Stellen für technisches Personal», so die Sprecherin. Das liege wohl nicht nur an Bewerbermangel, «sondern auch an der eher unattraktiven Entlohnung und Besoldung dieser Stellen im öffentlichen Dienst im Vergleich zu Stellen in der Privatwirtschaft».

Belastbare Daten zur Auswirkung des Fachkräftemangels auf die Genehmigung von Bauvorhaben lägen zwar nicht vor. «Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass der Fachkräftemangel mitunter auch zur Verlängerung von Baugenehmigungsverfahren führt», so die Ministeriumssprecherin.