Frl. Wommy Wonder, Sabine Schief, Käthe Kächele, Harald Flößer (stehend von links) sowie das Gesangs-Duo Lukoschek & Anders (vorn) freuen sich mit dem Verein Gemeinsam helfen über ein Kulturprojekt, das in diese Zeit passt. Foto: Ines Rudel

Frauenpower mit Wommy Wonder, Käthe Kächele und Sabine Schief war bei der vierten Folge der Reihe „Kultur.Gut!“ im Netz zu erleben. Für ein furioses Finale sorgte der Geiger Martin Schnabel.

Esslingen - Kultur darf derzeit nur im stillen Kämmerlein gedeihen, doch sie ist auch in Zeiten von Corona sehr lebendig – und vielleicht nötiger denn je. Deshalb haben unsere Zeitung und der Verein Live-Musik zusammen mit dem Esslinger Komma „Kultur.Gut!“ auf den Weg gebracht. Fünf Abende lang präsentiert Frl. Wommy Wonder via Internet Künstlerinnen und Künstler aus der Region. Jeder Abend der EZ-Kulturwoche im Netz ist neu und überraschend – und jede Show zeigt, wie facettenreich die regionale Szene ist. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Harald Flößer, der Chef des Vereins Gemeinsam helfen, der die EZ-Weihnachtsaktion organisiert und „Kultur.Gut!“ unterstützt: „Wir wollen zeigen, dass Kultur ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens ist, dass sie ein hohes Gut ist, das es zu bewahren gilt, und dass sie uns gerade jetzt besonders guttut. Und wir wollen uns dafür bedanken, dass Künstlerinnen und Künstler die Weihnachtsaktion immer unterstützt haben. Nun brauchen sie unsere Unterstützung, und die haben sie verdient.“

Profis am Werk

Ein derart ambitioniertes Projekt mit minimaler Vorbereitungszeit auf den Weg zu bringen funktioniert nur, wenn Profis wie Frl. Wommy Wonder an Bord sind. Der Travestiekünstler führt allabendlich souverän Regie und kurzweilig plaudernd durchs Programm. Humorvoll, hintersinnig, doppelbödig, frech und manchmal auch frivol plaudert „die liebe Wommy“ munter drauflos – und überrascht jeden Abend mit einem neuen glamourösen Outfit. Da kann die nette, aber etwas altbackene Hildegard, in deren Klamotten die Kabarettistin Sabine Schief schlüpft, nur staunen. Das späte Mädchen mit Kompotthütchen und grauem Mäntele hat ihr braves Hündchen stets im Schlepptau – auf den Mann fürs Leben wartet sie noch immer. Aber gibt's den überhaupt? „Männer halten heutzutage nichts mehr aus“, hat Hildegard festgestellt. Und sich die Kerle schön zu saufen, ist auch keine Lösung: „Besoffen sein ist gar nicht schön – nur der Weg dorthin ...“ Dabei wüsste Hildegard schon, was sie will: „Ich brauche Männer mit Cojones.“ Doch die findet man nicht an jeder Ecke – und in Corona-Zeiten sowieso nicht ...

Die Kabarettistin Käthe Kächele hat ihren Mann fürs Leben gefunden, doch der liegt lieber auf dem Sofa, als sich um sein Power-Weib zu kümmern. Deshalb teilt Käthe ungeniert und emanzipiert gegen Kerle aus, die solche Frauen gar nicht verdient haben. In der vierten „Kultur.Gut!“-Show ließ sie ihr Publikum an den Bildschirmen an den Nöten ihrer Zunft teilhaben: „Man sagt ja, Beifall sei das Brot des Künstlers. Und eine Gage gibt es außerdem. Aber was tut man, wenn es derzeit beides nicht mehr gibt?“ Drum ärgert sich Käthe, dass ausgerechnet Künstler zu denen gehören, die den Lockdown ausbaden müssen. Trotzdem ist sie guten Mutes: „Ich bin sicher, dass viele froh sind, dass es uns gibt. Wir Künstler schaffen es, Menschen zum Nachdenken anzuregen, zum Träumen zu verführen und zum Lachen zu bringen.“

Gesangs-Duo liefert passenden Song

Den passenden Song hatte das Gesangs-Duo Lukoschek & Anders ausgewählt: den Queen-Hit „The Show must go on“. Denn der macht Mut, nie aufzugeben und trotz allem weiterzumachen – zum Beispiel mit Projekten wie „Kultur.Gut!“. Und wer erlebt hat, mit welcher Leidenschaft die beiden Musical-erprobten Gesangskünstler den Welt-Hit ins Mikro geschmettert haben, hat Lust bekommen, mehr, viel mehr von Lukoschek & Anders zu hören, wenn die Bühnen wieder frei sind.

Die Faszination seiner elektrischen Geige hat Martin Schnabel dem Publikum erschlossen. Bei seinem Auftritt im Duo mit dem Gitarristen Matt Fleischmann erklärte er erst mal, wie sich mit aufwendiger Technik Effekte erzeugen lassen. „Das Sehen erlernt man durch den Ton“, so lautet die Devise der beiden. Ihre Eigenkompositionen sind inspiriert von Weltmusik, Blues, Rock und Klassik. Lustvoll überschreitet auch Matt Fleischmann mit der Gitarre immer wieder die engen Grenzen vertraut geglaubter Genres.

Schnabel spielt seine Geige diszipliniert, setzt auf Strukturen und verkörpert doch das Bild vom Teufelsgeiger mit jeder Faser. Oft klangen die Muster so klar und dynamisch wie Minimal Music. Dabei erzeugen die beiden Musiker mit starken elektronischen Effekten doch immer wieder eine Ebene, die etwas Magisches hat.

Beim Publikum kam die vierte Show von „Kultur.Gut!“ prima an – viele haben das Projekt auch mit Spenden unterstützt und die Initiatoren mit Kommentaren wie diesen ermuntert: „Kunst und Kultur sind so wichtig wie die Luft zum Atmen.“