Die Toten Hosen um ihren Sänger Campino im August 2019 beim „Konzert gegen Rechts“ in Chemnitz (links Gitarrist Breit, rechts Gitarrist Kuddel). Foto: dpa/Sven Hoppe

Wenn die Toten Hosen dem Motto „Learning English“ folgten, reisten sie sie bislang in die Vergangenheit des Punk. Auf „Learning English Lesson 3“ nun huldigen sie dem Mersey Beat der 1960er Jahre.

Düsseldorf - Als der Mersey Beat von Liverpool aus seinen weltweiten Siegeszug antrat, waren die Musiker der Toten Hosen noch im Windelalter oder gar nicht geboren. Deren Sänger Campino alias Andreas Frege, Sohn eines Deutschen und einer Engländerin, verliebte sich später in die Stadt am Fluss Mersey und besonders in deren Fußballclub, was auch in seinem Debütroman „Hope Street“ eine Rolle spielt. Am 13. November nun bringen die Toten Hosen den Soundtrack zu Campinos Buch heraus: „Learning English Lesson 3: Mersey Beat! The Sound of Liverpool“.

Anfang der 1960er Jahre standen mehr als 300 Bands in Liverpool für den rauen Mersey Beat, allen voran die Beatles. Liverpool lief damals der Hauptstadt London als Musik-Metropole den Rang ab. Die Düsseldorfer Punkrocker haben sich nun 15 Songs ausgesucht, die eine Liverpooler Band Anfang der 1960er Jahre gespielt hat, darunter „Hippy hippy Shake“, „Needles and Pins“, „Shake, Rattle and Roll“, natürlich „Ferry Cross the Mersey“ – und die erste Auskopplung „Respectable“.

Viele sind amerikanische Originale, aus denen die damaligen Bands Mersey-Beat-Versionen machten und als „britische Invasion“ über den Atlantik in die USA reimportiert wurden. „Slow Down“, von den Beatles gecovert, ist im Original ein Rock-’n’-Roll-Song von 1957. Die Punkgruppe The Jam spielte ihn 1977 erneut.

Die Hosen erinnern mit dem Album an längst vergessene Bands wie die Dennisons. Die schlugen leichtfertig ein Angebot von John Lennon und Paul McCartney aus, ihnen das Stück „All my Loving“ zu überlassen. 1967 löste sich die Gruppe mangels Erfolg auf.„Bad to me“ landete in der Version von Billy J. Kramer auf Platz eins der englischen Charts. Geschrieben wurde er von John Lennon und Paul McCartney.

Viele Beatles-Anekdoten

Die Toten Hosen haben zahlreiche tragische Anekdoten der Mersey-Beat-Szene zusammengetragen, auch die von Rory Storm and the Hurricanes, bei denen drei Jahre lang ein gewisser Ringo Starr trommelte. Während der Schlagzeuger dann bei den Beatles Weltruhm erlangte, starb Rory Storm schon 1972 an einer Überdosis Tabletten und Alkohol.

Das Album, erklären die Toten Hosen, sei „eine Liebeserklärung an eine Stadt und an einen Sound, der für einen kurzen historischen Moment die wichtigste Musik der Welt war“. Für ihre Schwarz-Weiß-Videos zum Album haben die Musiker sich passend in Schale geworfen: Sie tragen schwarze Anzüge, weiße Hemden und schmale schwarze Schlipse.

Apropos schwarz-weiß: Heinz-Rühmann-Film, sagt Campino (58). Und fügt seinem Vergleich sofort hinzu: „Aber das ist ja nicht schlecht. ,Der eiserne Gustav‘ ist immer noch ein geiler Streifen.“