Foto: HSG Deizisau/Denkendorf - HSG Deizisau/Denkendorf

Saisonvorschau auf die Handball-Württembergliga-Saison der Frauen

EsslingenAlles neu macht der Mai – oder der Handballverband Württemberg (HVW). Durch die anstehende Spielklassenreform stehen auch die zwölf Frauenhandballteams der Württembergliga Süd unter großem Druck. Da es ab der Spielzeit 2020/2021 nur noch eine Staffel in der Württembergliga geben wird, steigen voraussichtlich vier Teams (also Platz sieben bis einschließlich zehn) in die neue Verbandsliga ab. Für die, die sich für die eingleisige Staffel qualifizieren wollen, heißt das im Klartext: mindestens Platz sechs erreichen. Eventuell reicht auch der siebte Rang – das hängt aber wiederum von verschiedenen Konstellationen in den oberen Ligen ab und entscheidet sich erst nach Ablauf der anstehenden Saison. An der Spitze verändert sich nichts – der Meister steigt direkt auf. Für das Tabellenschlusslicht und den Vorletzten geht es zurück in die Landesliga.

TV Reichenbach

Die Sache mit Platz sechs: „Das wird eine sehr spannende Saison“, meint Trainer Armin Dobler. Ihm ist klar, dass die TVR-Frauen, nachdem sie in den vergangenen beiden Spielzeiten nur ganz knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt sind, von vielen als Mitfavorit gehandelt werden. „Allerdings haben sich viele andere Mannschaften zur neuen Runde extrem verstärkt. Die ersten Spiele werden zeigen, wo wir stehen“, meint der Coach, der natürlich möglichst gut starten will. Zuviel Druck will er jedoch nicht ausüben: „Ich habe die Mannschaft erst übernommen, mir geht es hauptsächlich darum, das Team weiterzuentwickeln.“ Unter Wert verkaufen wollen sich die TVR-Frauen aber auch nicht: „Wir wollen unter die Top fünf“, kündigt Isabel Hammann an. Und falls es mit dem Aufstieg doch klappen sollte, würden die TVR-Frauen auch nicht Nein sagen, so die Reichenbacher Spielführerin weiter.

Der Kader: Rechtsaußen Katharina Seiter absolviert ein Auslandssemester und steht erst zur Rückrunde wieder zu Verfügung. Torhüterin Carolin Strohmeier hat einen Studienplatz in Oldenburg bekommen und ist ab Oktober weg. Die vakante Torhüterposition wurde mit Carina Schmidt vom Drittligaaufsteiger TSV Wolfschlugen besetzt, allerdings fällt nun auch die zweite Torfrau Katharina Wolf nach einer Knie-Operation auf unbestimmte Zeit aus. Ob sie überhaupt wieder auf Leistungsniveau spielen kann, steht in den Sternen. „Wir sind aktuell auf der Suche nach einer weiteren Torhüterin, aber es sieht nicht so gut aus“, sagt Dobler. Er muss zunächst auch auf Kreisläuferin Jennifer Jahn verzichten, die Mutter geworden ist und vermutlich erst gegen Ende des Jahres wieder einsteigt. Für sie springt Carolin Richter aus dem zweiten TVR-Team ein, sie kann zudem auch im Rückraum eingesetzt werden.

Der Trainer: Dobler ist Nachfolger von Uwe Pätzold, der nach drei erfolgreichen Jahren verabschiedet wurde. Der Esslinger Dobler hatte zuletzt ein Jahr pausiert, davor betreute er die Frauen des TSV Köngen, die er von der Landes- in die Württembergliga führte. Dobler reizt besonders die Qualität des Kaders: „Wir haben zwar bislang bis auf Torhüterin Carina Schmidt keine Zugänge zu vermelden, aber der vorhandene Kader ist sehr stark und breit aufgestellt. Den will ich weiterentwickeln.“ Vor der neuen Runde ist Dobler nicht bange: „Ich gehe sehr zuversichtlich in die Saison.“

Die Derbys: Zum Start in die neue Runde steht zuhause gleich das erste Derby gegen die HSG Deizisau/Denkendorf an. „Das ist gleich ein richtiger Kracher zur Einstimmung auf die neue Runde“, sagt Hammann. Beide Teams kennen sich gut, in der Vorsaison ging jeweils die Heimmannschaft als Sieger vom Platz. „Das wird für alle ein spannender Start“, ist sich Hammann sicher, „wir freuen uns, dass es nach der langen Vorbereitung endlich wieder losgeht.“

TSV Köngen

Die Sache mit Platz sechs: „Das wird eine Herkulesaufgabe“, gibt Trainer Tim Wagner zu, „aber wir wollen natürlich unbedingt drinbleiben.“ Klar ist dem Coach, dass sich das Team, das die vergangene Saison auf Rang sechs abschloss, keine großen Fehler mehr leisten kann, was zuletzt oft die Achillesferse der Köngenerinnen war. „An einem guten Tag können wir alle schlagen“, ist sich Wagner aber sicher. Nur mit der Konstanz hapert es für seinen Geschmack noch etwas zu häufig. Die Liga schätzt Wagner stark ein: „Die, die vor uns waren, haben sich sicherlich nicht verschlechtert. Dazu kommen mit der TG Nürtingen II und dem TSV Urach zwei starke Aufsteiger.“

Der Kader: Das Team ist komplett zusammen geblieben. Aus dem zweiten Team kam zudem Anke Hermann, sodass es im Tor eine weitere Option gibt. Aktuell umfasst der Kader 16 Spielerinnen. Allerdings fällt Sophia Thomaser mit einem Kreuzbandrisses noch einige Zeit aus und Marisa Remsing steht aus beruflichen Gründen voraussichtlich erst ab Ende des Jahres wieder komplett zur Verfügung. Immerhin: In Luca-Alisa Hiller vom TV Reichenbach wurde eine junge, ambitionierte Rückraumspielerin verpflichtet. Sie ist mit einem Doppelspielrecht für die A-Jugend des TVR ausgestattet, worauf bei ihr der Schwerpunkt liegt. „Wir wollen sie nicht verheizen“, sagt Wagner, der unterm Strich ganz zufrieden ist: „Wenn uns noch jemand zuläuft, sagen wir nicht nein. Aktiv auf der Suche sind wir nicht.“

Der Trainer: Wagner, dessen handballerische Heimat die HSG Oberer Neckar ist, betreut die Köngenerinnen nun im zweiten Jahr und hat noch Einiges vor: „Das Team hat sich in den vergangenen beiden Jahren in der Württembergliga gut entwickelt. Da wollen wir weiter ansetzen.“ Vor allem spielerisch will der Coach noch eine Schippe drauflegen. „Die Verantwortung soll auf mehrere Schultern verteilt werden und wir müssen noch weiter an unserem Tempospiel feilen. Mit einem schnellen Spiel kann man einfache Tore erzielen, da haben wir noch Luft nach oben."

Die Derbys: Für Wagner sind die Derbys alle interessant: „Die Wege sind immer kurz und jede einzelne Paarung hat ihre eigene Brisanz. Die Spielerinnen freuen sich da richtig drauf.“ Eine bestimmte Partie herausheben will der Coach aber nicht, auch bei der Vorbereitung auf die Nachbarschaftsduelle werden keine besonderen Akzente gesetzt.

HSG Deizisau/Denkendorf

Die Sache mit Platz sechs: Saisonziel der HSG ist Platz eins bis sechs und damit die Qualifikation für die eingleisige Württembergliga. Das wird aber kein Spaziergang, ist sich Trainer Steffen Irmer-Giffoni sicher: „Wir werden sehr hart arbeiten müssen, um die gute Leistung aus der Vorsaison, die wir als Vierter abgeschlossen haben, zu bestätigen.“ Er schätzt die Liga stark ein: „Wir müssen in jedem Spiel alles reinhauen, um drin zu bleiben.“

Der Kader: Der Kader ist breit aufgestellt und hat einen guter Mix zwischen jungen und erfahrenen Spielerinnen mit einem Altersdurchschnitt von 24,5 Jahren. Alle Positionen sind doppelt besetzt. Den Abgängen der Rückraumlinken Mara Derkowski, die sich in die Mutterschaftspause verabschiedet hat, und von Irmer-Giffonis Trainerkollege Markus Kuschke (familiäre Gründe) stehen die Zugänge von Rückraumspielerin Ingrid Nanni (Assis/SP Brasil), Co-Trainer Markus Schmid und Spielmacherin Florence Krug (nach der Mutterschaftspause) gegenüber. Die 28-jährige Nanni spielte in ihrem Heimatland Brasilien im Jugendnationalteam, ist versierte Beachhandballerin und war zuletzt für ein Freizeitteam in Sao Paulo aktiv. „Sie wird uns sicherlich während der Runde helfen. Aber es dauert noch, bis alle Abläufe stimmen“, meint Irmer-Giffoni.

Der Trainer: Irmer-Giffoni betreut die HSG nun in der vierten Saison in verschiedenen Konstellationen, zuletzt mit Kuschke als Co-Trainer. Er wird nun von Schmid als Co-Trainer unterstützt. Der Wernauer hatte zuletzt pausiert und war davor unter anderem als Coach bei der SG Esslingen, dem TSV Zizishausen und der TG Nürtingen tätig. Als Spieler trug Schmid unter anderem das Trikot des TSV Scharnhausen, des TSV Denkendorf und des TSV Deizisau. „Er bringt viel Sachverstand und Erfahrung mit“, lobt Irmer-Giffoni. „Er ist ein anderer Typ als Markus Kuschke, aber die Zusammenarbeit läuft bislang sehr gut.“

Die Derbys: Gleich nach Reichenbach zu müssen ist für Irmer-Giffoni nicht gerade optimal: „Wir hätten uns einen leichteren Gegner gewünscht.“ Zudem sind die HSG-Frauen noch nicht bei voller Leistungsstärke angelangt: „Wir hätten noch vier bis sechs Wochen mehr Vorbereitung gebraucht. Nun müssen wir versuchen, die fehlende Kraft über unseren Teamgeist zu kompensieren. In Reichenbach wird letztlich die Tagesform entscheiden.“