Ebnisee. Foto: dpa - dpa

Tipp von der Autorin: Wanderkarte vorab ausdrucken. Ab und an ist die Gefahr da, sich zu verlaufen.

Von Sabrina Erben

Parkplatz Welzheim am Viadukt: Der Schweiß perlt bereits beim Anziehen der Wanderschuhe langsam den Hals hinunter, um dann auf den Boden zu tropfen. Es ist Vormittag. Dieser Sommertag verspricht Sonne. Viel Sonne. Schon wenige Minuten nach Verlassen des - herrlich klimatisierten - Autos ist das T-Shirt feucht. Es wartet eine zwölf Kilometer lange Wanderung auf uns. Na, das kann ja heiter werden. Dem kurzen Drang, einfach wieder ins Auto zu steigen und ins nächstgelegene Freibad zu fahren, geben wir aber nicht nach. Nix da. Los geht’s. Und so viel sei vorab verraten: Wir haben die Entscheidung nicht bereut. Die Wanderung ist dank der langen Waldabschnitte perfekt für heiße Sommertage.

Um zur Wieslaufschlucht zu kommen, biegt man vom Parkplatz aus in einen breiten Forstweg ab. Weit und breit ist kein Mensch in Sicht. Wir haben unsere Ruhe. Bald kommt der Wald und es wird schattig. Endlich! Mit dabei: Ein rotes Kreuz zur Orientierung am Wegesrand.

Dann zweigt rechts ein Weg in die Schlucht ab. Ein Schild weist den Weg zur Klingenmühle und warnt die Wanderer: „Dieser Wald soll sich ungestört zum Urwald von morgen entwickeln.“ Die Gefahr herabfallender Äste oder umstürzender Bäume sei besonders groß.

Mutig wagen wir uns hinab in die Schlucht. Es wird deutlich kühler. Rechts erscheint nach einiger Zeit die Klingenmühle. Ein toller Anblick, der erstmals zum Verweilen einlädt. Es ist eine Mühle mit langer Geschichte. Im Jahr 1614 gab es die erste urkundliche Erwähnung. Erbaut wurde sie in der Schlucht der oberen Wieslauf als Mahl- und Sägemühle. Das Gebäude und auch das Wasserrad sind noch vorhanden, die Sägemühle nicht.

Die Mühle war - der Überlieferung zufolge - ein Lieblingsplatz Justinus Kerners. Der berühmte Dichter und Arzt arbeitete von 1812 bis 1815 als Oberamtsarzt in Welzheim. Die Mühle inspirierte Kerner zum Gedicht „Der Wanderer in der Sägmühle“. Heute ist die Mühle grundlegend saniert, es gibt zudem ein Antik-Café mit Biergarten, das in der Sommersaison geöffnet hat.

Uns ist es allerdings noch etwas zu früh für eine lange Pause, also laufen wir weiter an der Klingenmühle vorbei. Die Begehung der Wieslaufschlucht wird in Wanderführern als abenteuerlich und schwierig beschrieben. Und ja: Der Weg ist schmal, manchmal rutschig und vor allem matschig. Allerdings ist es nie gefährlich. Mit guten Wanderschuhen - die nach der Tour ziemlich dreckig sind - sollte die Wanderung kein Problem sein. Auch für ältere Kinder ist es gut machbar.

Weiter geht es an der Wieslauf entlang, vorbei an einem alten, komplett verfallenen Gemäuer. Immer wieder liegen im Bannwald Bäume und Äste auf dem Weg oder im Bachbett. Etwas dschungelartig sieht es aus. Der Weg durch die Wieslaufschlucht führte früher die komplette Strecke am Bach entlang, bis zum Hochwasser im Jahr 2011. Im Januar vor sechs Jahren führten Regen und Schneeschmelze zu einem Hochwasser, das Teile von Rudersberg und Haubersbronn überschwemmte. Der Pegel der Rems in Schorndorf unterhalb der Wieslaufmündung zeigte den höchsten Wasserstand, der jemals gemessen wurde. An einer Stelle ist der Weg deshalb aufgerissen, nun muss man etwas bergauf laufen, um wieder an den Bach zu gelangen. Da der Weg aber generell fast ohne Steigungen auskommt, hält sich die Anstrengung auch hier in Grenzen.

Dann verlassen wir die Wieslaufschlucht, laufen vorbei an einer kleinen Siedlung. Dort findet sich an der Bahnstrecke ein wunderbar schattiges Bänkchen im Grünen. Weiter geht es durch Obstwiesen, vorbei an Bienen und Schmetterlingen zum wildromantischen Stümpfelbachtal. Am Eingang wartet ein großes Schild mit einem Warnhinweis. Doch keine Sorge: Wer die Wieslaufschlucht überstanden hat, wird auch das Strümpfelbachtal meistern. Es warten rutschige Stege, Brücken und einige Wasserfälle auf uns. Am Ende des Tals liegt die Nonnenmühle, von dort aus geht es über den Weiler Voggenhof wieder in den Wald. Als Orientierungshilfe dienen wieder die roten Kreuze am Wegesrand. Von Ebni aus ist es nicht mehr lange zum Ebnisee, einem künstlich angelegten Stausee. Ein herrlicher Anblick!

Wir machen eine Pause, lassen die Füße im Wasser baumeln und beobachten die Schwimmer im Wasser. Wer will, kann den See auch zu Fuß umrunden, Tretboot fahren und Eis essen. Dann geht es denn Wieslauftalradweg wieder zurück zur Laufenmühle. Das letzte Stück zieht sich noch und hat leider wenig zu bieten. Wir schwelgen dafür noch etwas in Erinnerung an die wunderbaren Schluchten.

Infos zur Wanderung

Start und Ende: Parkplatz am Wieslaufbahn Viadukt bei der Laufenmühle an der L 1080 von Welzheim nach Rudersberg. Unbedingt Wanderkarte ausdrucken, ab und an ist die Gefahr da, sich zu verlaufen.

Wanderkarte zu finden unter: www.schoener-suedwesten.de/Touren/Schwaebisch-Fraenkischer-Wald/Wanderungen/Wieslauf-Ebnisee-Wanderung.html

Länge: Etwa zwölf Kilometer.

Die Tour: Die Tour im Schwäbisch-Fränkischen-Wald verläuft durch die Wieslaufschlucht, das Strümpfelbachtal, zum Ebnisee und wieder zurück an den Startpunkt Laufenmühle.

Vorsicht: Der Pfad durch die Wieslaufschlucht und das Strümpfelbachtal erfordert gute Wanderschuhe und eine hohe Trittsicherheit.

Verpflegung: An der Klingenmühle gibt es ein Antik-Café mit Biergarten. Es ist von April bis Oktober am Wochenende, an Feiertagen ab 10 Uhr geöffnet. In den Schulferien ist das Café täglich geöffnet. Auch am Ebnisee gibt es einige Einkehrmöglichkeiten oder einen Kiosk.

Das Erfahrungsfeld„Eins+Alles“ bietet am Ende der Tour für Kinder einen Ausflug in die Welt der Sinne. Ein Naturerlebnis mit Sinnesstationen. www.eins-und-alles.de

Waldbus: Wer keine Lust auf den Rückweg hat, kann ab Ebnisee auch in den Waldbus steigen. Dieser fährt ab Schorndorf über Rudersberg, Welzheim, Alfdorf, Ebnisee, Althütte und wieder zurück. Wer in Welzheim aussteigt, muss allerdings auch noch eine halbe Stunde zurück zum Auto laufen.