Personalausfälle stellen auch die Ludwigsburger Klinik vor Probleme. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Mit Corona, Ukrainekrieg, Energie- und Finanzprobleme stehe man momentan vor einer Multikrise, sagt Kliniken-Geschäftsführer Jörg Martin. Weitere Infos aus der RKH-Pressekonferenz.

Die sechste Welle der Coronainfektionen sei in voller Höhe da, „wir stecken mitten drin“, sagte Jörg Martin, der Geschäftsführer der RKH Kliniken, bei der jüngsten Pressekonferenz zur aktuellen Lage in der Kliniken. In den Stationen sei die Zahl der mit oder wegen Corona dort behandelten Patienten stark angestiegen, andererseits sei die Lage aber in den Intensivstationen unverändert angespannt, bisher jedoch noch ohne größere Probleme bewältigbar. Klar sei, bestätigte Stefan Pfeiffer, der Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik, RKH Krankenhaus Mühlacker: „Wir haben nach wie vor auch schwere Verläufe, die in den Intensivstationen behandelt werden müssen.“

Personalausfall bis 33 Prozent

Weitaus größere Probleme bereitet in allen Kliniken der massive und zu einem guten Teil eben auch coronabedingte Personalausfall. Die Abwesenheitsquote liege – Urlaub und Erkrankungen kombiniert – anstelle der zu dieser Jahreszeit üblichen 20 bis 22 Prozent in den Häusern des Verbundes derzeit bei 25 bis 33 Prozent. Dazu komme in finanzieller Hinsicht die Tatsache, dass „wir seit dem 30. Juni keine Coronahilfen mehr bekommen“, so der Geschäftsführer des Klinikverbundes. Man könne zusammen mit Ukrainekrieg und der gesamten Energieproblematik durchaus von einer Multikrise sprechen, sagte Martin: „Und die Finanzierung unserer Kliniken wird immer schwieriger.“

Was die Bettenbelegung in den Normalstationen angehe, habe die aktuelle sechste Welle das Niveau aus dem Frühjahr erreicht, berichtete Stefan Weiß, Ärztlicher Direktor im Zentralbereich Katastrophenschutz und Leiter Stabsmanagement des zentralen RKH Krisenstabs. Dort ist der Anteil der Covidpatienten von zuvor 2,5 Prozent auf sieben Prozent gestiegen, das sind momentan im Landkreis 207 stationär versorgte Covidpatienten. Auf den Intensivstationen stieg deren Zahl zuletzt von fünf aus inzwischen 14 an.

Hohe Auslastung überall

Die Intensivbetten in den Häusern der RKH Kliniken in Ludwigsburg, Bietigheim, Mühlacker, Bruchsal und Bretten seien fast vollständig ausgelastet, hatte es schon vor zehn Tagen geheißen. Dabei spielt Corona jedoch kaum eine Rolle, hatte dazu Alexander Tsongas, der Pressesprecher der RKH Kliniken, erklärt.

Bei den Anstiegen handele es sich um eine gleichmäßige Entwicklung in allen Häusern, hieß es jetzt in der Pressekonferenz. Die entspreche auch der Entwicklung in Baden-Württemberg. Dabei sei zwar in den vergangenen Tagen ein leichter Rückgang bei der Inzidenz verzeichnet worden, andererseits, so Professor Weiß, steige aber der sogenannte R-Wert wieder an, also die Reproduktionszahl, welche die Durchschnittszahl der durch eine Erkrankung ausgelösten weiteren Ansteckungen beschreibt.

Deshalb sind Mediziner und Manager der RKH auch sehr vorsichtig, was das teils bereits beschworene Ende der aktuellen Welle angeht. „Von einer Entwarnung zu sprechen wäre verfrüht“, sagte Weiß. Eine Aussage darüber, ob möglicherweise ein Plateau mit gleichbleibenden Werten erreicht sei könnte, „das ist wie ein Blick in die Glaskugel“. Für eine verlässliche Aussage müssten da mindestens die Daten der nächsten Woche abgewartet werden.

Offenkundig sei andererseits, dass – wie jahreszeitlich üblich – die Zahl der anderweitigen Atemwegserkrankungen deutlich zunehme und zur hohen Auslastung in den Stationen beitrage. Wobei die Influenza bisher noch kaum eine Rolle spiele – „es gibt noch keine Grippewelle“. Trotz der Belastungen sei die Versorgung von Notfällen garantiert – auch im Bereich der Intensivstationen. Trotzdem komme es in Einzelfällen vor, dass geplante Eingriffe verschoben werden. Der abschließende Appell Martins – auch zur Entlastung der Kliniken: „Unsere Bitte an alle ist es, in geschlossenen Räumen Maske zu tragen – das hilft tatsächlich.“