Nach dem Trainerwechsel sind Tobias Grimm und seine Mannschaftskameraden gefordert. Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Nach der Trennung von Trainer Frank Ziehfreund betreuen vorerst Magnus Gründig und Marco Gassmann die Handballer der HSG Ostfildern. Das erste Spiel ist direkt ein Derby.

EsslingenEiniges bei diesem Trainerwechsel war wie üblich. Einiges aber auch nicht. Bei den Württembergliga-Handballern der HSG Ostfildern herrscht kurz nach der Trennung von Frank Ziehfreund und Michel Jäger und kurz vor dem Derby an diesem Freitag (20.15 Uhr) bei der SG Hegensberg/Lieberbronn immer noch eine gehörige Portion Ratlosigkeit. Nach wie vor darüber, wie es zur sportlichen Talfahrt mit fünf Niederlagen in Folge kommen konnte. Und über die Frage, ob der „Impuls“, von dem Ex-Coach und Vereinsführung gleichsam sprachen, nun wirklich die Wende zum Guten bringt.

Über Ziehfreund und Jäger jedenfalls gibt es kein böses Wort. „Immer den Trainer verantwortlich zu machen, finde ich generell blöd“, sagt Kapitän Tobias Grimm, der trotzdem hofft, dass er mit dem Team bald den vierten Saisonsieg feiern kann. „Da jetzt ein Derby ansteht, erhoffe ich mir, dass alle eh noch motivierter sind als sonst“, erklärt er. Dass die Einstellung zuletzt nicht gestimmt habe, verneint Grimm ebenso wie die Vermutung, dass der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht habe, wie es branchenüblich formuliert wird: „Das wäre zu einfach. Sobald im Spiel etwas nicht geklappt hat, war sehr schnell die Körpersprache am Boden. Ich kann nicht sagen, woran das lag.“

Der Kapitän ist nun selbst gespannt darauf, wie die Mannschaft reagiert. „Es waren alle sehr betroffen. Für die meisten ist das eine neue Erfahrung, viele hatten bisher nur Michael Schwöbel und Frank Ziehfreund als Trainer.“

Eine neue Erfahrung ist es auch für das Interims-Trainerduo Magnus Gründig und Marco Gassmann. Der 23-Jährige und der 24-Jährige sind Übungsleiter der Jugendspielgemeinschaft JANO Filder, gehörten zuletzt aber bereits dem erweiterten Trainerstab der HSG-Männer an. „Ein Großteil der Spieler ist älter als wir“, erklärt Gründig. Der Einstieg in den Männerbereich, sagt er, kam für die ambitionierten Nachwuchstrainer „drei Jahre zu früh“. Deshalb ist es für sie auch „vollkommen in Ordnung“, dass der Verein bis zum Beginn des kommenden Jahres einen neuen Coach präsentieren will.

Aber die beiden nehmen die Herausforderung an und krempeln die Ärmel hoch. „Dazu, dass der Erfolg zurückkommt, können wir Trainer aber nur einen Teil beitragen“, sagt Gründig. „die Mannschaft muss den Karren wieder aus dem Dreck ziehen.“ Dass sie das kann, davon ist Gründig überzeugt – schon an diesem Freitag bei Hegensberg/Liebersbronn: „Wir haben die bessere Mannschaft.“

Und dann sagt Gründig noch: „Wir dürfen nicht zu viel verändern, weil auch viel funktioniert hat. Es ist nur Handball, die Mannschaft muss ‚back to basics’.“ Der Nachwuchscoach muss es wissen, mit Ziehfreunds Matchplan auch im jüngsten Spiel gegen die HSG Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf sei er jedenfalls „völlig d’accord“ gewesen. Dennoch verlor die Mannschaft gegen einen Konkurrenten aus dem Tabellenkeller mit 25:31.

„Nette Jungs“

Mit einem Schmunzeln fügt Gründig noch einen weiteren Grund hinzu, warum er an einen Erfolg bei seinem Debüt auf der HSG-Bank glaubt: „Wir haben mit der Jugend schon gegen SG-Trainer Sinisa Mitranic gewonnen, als er noch beim Team Esslingen war. Wir haben keine Angst.“ Mitranic wünscht den beiden „netten Jungs, dass es gut läuft – aber nicht gegen uns“. Vom Trainerwechsel beim Ligakonkurrenten und Nachbarn war der Trainer-Routinier „ein bisschen geschockt. In der Württembergliga gibt es keine schlechte Mannschaft. Es ist so eng und jeder kann jeden schlagen, da muss man Geduld haben“. Bei seiner Mannschaft lief es zu Anfang der Spielzeit mit drei Auftaktpleiten nicht gut, jetzt ist sie in der Spur. „Aus meiner Erfahrung wird das Team nach dem Trainerwechsel besonders motiviert sein“, sagt Mitranic vor dem Derby, „Ostfildern ist eine gute Mannschaft. Aber wir schauen nach uns selbst.“

Bei den Ostfilderner werden sie ganz genau hinschauen, wie sich die HSG-Mannschaft präsentiert, nach diesem Trainerwechsel, bei dem einiges wie üblich war, einiges aber auch nicht.