Roxana-Alina Ioneac überwindet einmal mehr die Dortmunder Abwehr. Foto: Rudel - Rudel

Von Karla Schairer


Ostfildern – Katastrophe in Nellingen. Aber nicht für die Hornets, sondern für die Gäste vom BVB Dortmund. Denn vor dem Spiel bei dem in der Handball-Bundesliga abstiegsbedrohten TV Nellingen hatte die Trainerin des Tabellensechsten Ildiko Barna schon die Befürchtung gehabt: „Es wäre eine Katastrophe, dort zu verlieren.“ Die wurde dann auch Realität. Für die Nellingerinnen war es dagegen ein Feiertag: Mit 31:23 (15:10) schlugen sie den BVB, holten damit den ersten Heimsieg dieser Saison und – noch viel wichtiger – zwei Punkte im Abstiegskampf. Sieben Punkte insgesamt bedeuten zwar immer noch den vorletzten Tabellenplatz, aber der Abstand auf die Neckarsulmer SU auf dem zwölften und damit drittletzten und rettenden Platz beträgt jetzt nur noch einen Punkt.
„Megageil“, sagte TVN-Trainer Pascal Morgant, „die ganze Stimmung, die Fans, das war fantastisch.“ In die Pause waren die Nellingerinnen mit Standing Ovations gegangen, aus der sie ebenso wieder empfangen wurden. „Das gab es noch nie“, schwärmte ein dauergrinsender Trainer. „Da wussten wir, das muss unser Spiel werden.“
Und das wurde es. Nicht zuletzt dank der Fans, die präsenter denn je waren, nicht nur was die Lautstärke anging: Die Trommler waren von dem Sieg in Celle vor zwei Wochen so inspiriert, dass sie sich neue Sweatshirts hatten machen lassen: „Ultras Support Crew“ auf dem Rücken, „100 % Original Schwaben“ auf der Brust. 100 Prozent da war auch Torhüterin Anne Bocka, die fabelhafte Paraden zeigte. „Ich brauche ihren Essensplan von letzter Woche, das muss sie jetzt immer essen“, sagte Morgant lachend.
Ins Spiel starteten die Nellingerinnen nach Maß, allerdings nur bis zum 6:2 (7. Minute), dann nahmen die Dortmunderinnen eine Auszeit und begannen aufzuholen, tasteten sich zum 7:9 heran. Immer wieder war es die Dortmunderin Svenja Huber, die sowohl vom Feld, als auch bei Siebenmetern traf. Ihre Trefferquote bei Strafwürfen liegt bei 76 Prozent.
„Die beste Waffe der Dortmunderinnen ist der Tempogegenstoß“, wusste Morgant, „und dieses Tempo haben wir unterbrochen. Damit haben wir sie in den stehenden Angriff gezwungen.“ Das lag den Dortmunderinnen nicht, eine Führung gelang ihnen nie. Nach der Pause baute der TVN die Führung weiter aus, gleichzeitig schwollen die Fangesänge an. Zehn Minuten vor dem Spielende feuerten die Zuschauer wieder im Stehen an und die letzten Minuten schallte nur noch ein „Oh, wie ist das schön“, durch die Halle 1. Mit Tanja Padutschs Treffer zum 31:23 war das Spiel beendet, Trainer, Spielerinnen und Fans lagen sich in den Armen, tanzten, sangen und strahlten.
„Wir hatten die bessere Taktik“, sagte Morgant, der zudem die „überragende Abwehr“ lobte, die seine Vorgaben – schneller Rückzug – beherzigte. „Die taktische Disziplin war super, es hat alles gestimmt. Die Mädels haben es bis ins Detail umgesetzt“, lobte er weiter. Groß feiern ist jedoch nicht angesagt. Denn am Donnerstag steht das Gastspiel beim Tabellenführer SG BBM Bietigheim an. Regenerieren und trainieren lautet daher Morgants Programm, um in Bietigheim „keine historische Klatsche“ zu bekommen. Denn auch wenn es sich am Samstagabend ein wenig so anfühlte, stellt Morgant klar: „Wir haben keinen Höhenflug.“