Felix Guhl (links) und Philipp Reichelt (Nummer 44) wollen sich mit dem Team auch im Rückspiel gegen den HC Lustenau durchsetzen. Foto: Rudel - Rudel

Von Sigor Paesler

Esslingen – International sind sie schonmal unterwegs. Weil im Bereich des Württembergischen Handballverbandes auch einige österreichische Mannschaften mitspielen, treten die Bezirksliga-Handballer des Team Esslingen heute zum Relegationsspiel beim HC Lustenau südlich des Bodensees an. Das kurzfristige Ziel ist die Landesliga, mittelfristig will die Spielgemeinschaft aus TSG und Turnerschaft Esslingen sowie des TSV Berkheim wieder in der Württembergliga vertreten sein. Das Team hat sportlich ambitionierte Ziele, aber nicht nur: Mit einer neuen Struktur und neuen Ideen sollen das Vereinsleben gestärkt und die sozialen Aspekte wieder mehr gelebt werden.
„Der Verein hat mir selbst so viel gegeben. Das ist viel mehr als Sport, es ist ein Ort, an dem man zusammenkommt und sich geborgen fühlt. Wir haben auch eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagt Reinbert Ulrich, der Anfang des Monats zum Nachfolger von Joachim Steimle als Handball-Abteilungsleiter der TSG gewählt wurde und damit qua Satzung auch Vorsitzender des Team Esslingen ist.

Auf Funktionärs- wie auf Trainerebene arbeitet das Team ab sofort mit einer Doppelspitze aus einer etablierten Kraft und einem Neuzugang. Ulrichs Stellvertreter ist Marius Kusche, der den Posten auch schon unter Steimle ausgeführt hat. Ulrich ist als ehemaliger Mannschaftsspieler „eher für das Emotionale und ich eher für das Rationale zuständig“, wie Kusche erklärt. Die erste Mannschaft wird in Zukunft vom bisherigen Coach Volker Pikard und Daniel Kraaz, dem bisherigen Co-Trainer des Baden-Württemberg-Oberligisten TSV Deizisau, betreut.

Fachmann in Sachen Jugendarbeit

Kraaz, ein ausgesprochener Fachmann in Sachen Jugendarbeit, fungiert zudem als Sportlicher Leiter und hat damit auch die zweite sowie dritte Mannschaft und den gesamten Jugendbereich im Blick.
„Es ist hier jahrelang vieles verwaltet, aber nicht in Angriff genommen worden“, sagt Kraaz über seine bisherige Außensicht auf das Team. „In den Gesprächen jetzt hatte ich das Gefühl, dass man etwas bewegen will.“ Dazu kommt freilich der sportliche Reiz. „Die Mannschaft ist gut und hat Potenzial“, sagt Kraaz, der froh ist, „dass Volker weitermacht. Er kennt den Verein und die jüngsten Erfolge geben ihm recht.“ Auch Pikard ist zufrieden, denn für ihn war der zeitliche Aufwand zuletzt sehr groß. „Wenn wir weiter nach oben wollen, wird es noch mehr. Das mit Daniel und mir passt“, erklärt er. Die Mannschaft bleibt im Wesentlichen zusammen, als Zugang steht Lukas Lohmann aus Deizisau, eines der größten Talente der Region und mit Team-Vergangenheit, fest.

Ulrich und Kusche haben sich zum Ziel gesetzt, das Ehrenamt zu stärken und die Mitglieder einzubinden – ohne sie zeitlich zu überfordern und damit abzuschrecken. „Vereinsarbeit mit seinen Ämtern funktioniert heute nicht mehr“, erklärt Ulrich. „Wir zäumen das Pferd von hinten auf und suchen Leute nicht für Ämter, sondern für Aufgaben.“ Braucht die Homepage ein Relaunch? Bestimmt gibt es jemanden im Verein, der das kann und sich dafür für ein paar Wochen einbringt. Gilt es, ein Fest zu organisieren? Dafür finden sich gerade beim Team geeignete Kräfte, ohne dass diese gleich einen Posten übernehmen müssen. Schnell wurde auf mehrere Schultern verteilt, was bisher an Einzelnen hing.

Die Reaktionen der Mitglieder sind bislang positiv. Auch die so genannten Zukunftswerkstätten kamen gut an. Nach einem Konzept des Württembergischen Landessportbundes hat das Team bislang drei Mal zu so einer Veranstaltung eingeladen. Es wurden Probleme und und Aufgaben benannt, daraus konkrete Handlungsfelder erarbeitet und begonnen, diese abzuarbeiten. Im Kleinen wie im Großen. Die Problematik der maroden Schelztorhalle etwa ist ein wichtiges Thema, um das sich der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt kümmern muss. Es wurde aber auch etwa festgestellt, dass vielen der Kaffee und das Radler bei Heimspielen zu teuer war – gleich beim nächsten Heimspiel wurden die Preise nach unten angepasst.

Die neuen und alten Team-Macher sprühen vor Ideen und Esprit. Den Zeitpunkt, jetzt etwas anzupacken, den Teamgedanken zu stärken, halten sie für günstig. Was die Strukturen betrifft, weil es viele Menschen im Verein gibt, die bereit sind, einen Teil ihrer Freizeit für das Gemeinsame zu investieren. Und was das Sportliche betrifft, weil die Mannschaft auf dem Sprung in die Landesliga ist und von unten einige Talente nachkommen. Die Landesliga, die als nicht besonders attraktiv gilt, soll nur eine Zwischenstation sein. Kusche selbstbewusst: „Wir wollen sicherlich nicht lange in dieser Liga spielen.“ Dennoch ist sie erst einmal das Ziel.

Relegation in Lustenau

Die Ausgangslage für das Team Esslingen vor dem Relegationsrückspiel heute (19 Uhr) beim HC Lustenau ist ausgezeichnet. Das Hinspiel haben die Esslinger mit 25:15 gewonnen und damit ein sattes Polster. Auch wenn Lustenau nun Heimrecht hat, ist Trainer Volker Pikard davon überzeugt, dass die Esslinger besser sind: „Wenn unser Anspruch ist, in der kommenden Saison in der Landesliga zu spielen, müssen wir diesen Gegner schlagen.“ Der Gewinner trifft in der zweiten, entscheidenden Runde auf den Sieger des Duell TV Bittenfeld III gegen TV Streichen, das Hinspiel endete 27:27.