Foto: Lichtgut/ - Lichtgut/

Das Bekenntnis zum sinnlichen Bombast und zur Überwältigung prägte Didos Konzert in der Stuttgarter Liederhalle. Aber sie kann auch anders, nämlich unverkrampft und natürlich.

StuttgartDer Erfolg ist eine launische Größe – aber auch fantastisch und süß. Davon kann die Britin Dido mehr als nur ein Lied singen. Als die 47-Jährige auf die Bühne des Beethovensaals der Liederhalle tritt, wird sie von frenetischem Jubel empfangen. Ein Zuspruch, den sich die Musikerin mit der ätherisch-hellen Stimme hart erarbeitet hat. Der Rest ist Geschichte, gefeiert im Rahmen ihrer „Still on my Mind“ betitelten Konzertrückschau.

Fünf Musiker hat sie mitgebracht, neben Gitarre, Bass und Keyboard ist die Rhythmusgruppe mit einem Schlagzeuger und einer Perkussionistin stark aufgestellt. Über sechs auf der Bühne verteilte Flächenvorhänge flimmern farbige Projektionen, Scheinwerfer und diverse Neonröhren erzeugen teils beeindruckende Lichteffekte. Und schon mit „Hurricanes“ bläst Dido das Publikum von den Stühlen: ein Einstieg voller Wucht, nahtlos fortgesetzt in „Hell after this“.

Bekenntnis zur Überwältigung

Das Bekenntnis zum sinnlichen Bombast und zur Überwältigung prägt den Abend. Besonders der elegische Song „Grafton Street“ gewinnt durch die schwere, dunkle Perkussion und Halleffekte an Tiefe und Textur. Zwischen den Songs scherzt Dido mit ihren Fans, erzählt drollige Anekdoten. Die Unverkrampftheit und Natürlichkeit der Musikerin scheinen im Widerspruch zu stehen zu den ausgeklügelten musikalischen Arrangements und zur durchdachten Dramaturgie, die das Publikum von euphorisch-stampfenden Clubnummern wie „Sand in my Shoes“ oder „My Boy“ hin zur Innerlichkeit von Balladen wie „Quiet Times“ leitet. Doch gerade diese Mischung macht das Erfolgsrezept aus, obwohl vereinzelt auch Abnutzungserscheinungen des Konzepts hörbar sind. Beim seltsam flachen „Mad Love“ etwa kann Dido in den eng gesteckten melodischen Grenzen des Songs nicht einmal ihren eher kleinen Stimmumfang ausnützen und klingt fast monoton. Das große Drama braucht Didos im Kern einfache, sehr unmittelbar wirkende Musik eigentlich nicht, wie das wunderbare „Sitting on the Roof of the World“ beweist: Bloß mit zwei Akustikgitarren und Didos klarem Gesang vermittelt es kontemplative Melancholie.