Berliner Band "Von wegen Lisbeth" in Stuttgart

1

StuttgartVon wegen Lisbeth sind die neue Lieblingsband aller noch oder gerade schon nicht mehr Studierenden, und sie sind es zu Recht: Sie sind frech, sympathisch, unverbraucht und originell. An zwei Abenden in Folge haben die fünf Jungs aus Berlin das mit je 1500 Besuchern randvolle LKA bespielt.

Sänger Julian Hölting erzählt mit leicht rauer Stimme Geschichten aus dem Leben. Sie handeln von Liebesglück und Trennungsnot, vom „Lieferandomann“ und vom Discounter. Mit Songs wie „Kneipe“ oder „Alexa, gib mir mein Geld zurück“ hat er seiner Generation ganz lockere Hymnen auf den Leib geschrieben. Er singt: „Warum macht Ihr Mayonnaise in den Döner? Warum ist die AfD immer noch da / obwohl ich heut beim Yoga war? “ Fragen über Fragen! Freilich geht es nicht nur um den Text, den alle mitsingen wollen. Von wegen Lisbeth sind flott und funky. In 60 Minuten spielen sie 15 ihrer Songs, ohne durchzuhängen; 21 Songs insgesamt, dazu noch eine gute Zugabe. Jeder Song hat eine scharfe Hookline, immer wieder kommt die instrumentale Minute, in der Matthias Rhode, Robert Tischer, Dominik „Doz“ Zschäbitz und Julian Zschäbitz mit Tempo grooven. Das gut verzahnte Zusammenspiel von Bass, Schlagzeug und Rhythmusgitarre ist bis in den letzten Winkel tanzbar präsent, wird genutzt von ausgelassenen Twentysomethings, die euphorisch hüpfen. Auf dem rhythmischen Gerüst sitzen die clever kalkulierten Soundeffekte, das Keyboard, die Triangel, das Glockenspiel, die verschiedenen Kleinpercussioninstrumente, fast wie im Klassenzimmer. Dazu passen die kindlich bunten Accessoires, die Shirts, Servietten, Postkarten am Merchandising-Stand, selbstverständlich fair gehandelt. Wenn sich dann noch der Synthesizer mit altmodischem Quietschen in die Höhe schraubt, ist klar: Hier feiern die Enkel der Neuen Deutschen Welle. Wer das so clever anstellt, kann es sich sogar erlauben, einen Song von Lena Meyer-Landrut zu covern.