Eine Szene vom Hinspielauftakt: Die Heidenheimer Sebastian Griesbeck (links) und Niklas Dorsch (rechts) kämpfen mit dem Stuttgarter Gonzalo Castro um den Ball. Am Mittwoch treffen sich die Teams wieder. Foto: dpa - dpa

Am Mittwoch, 18.30 Uhr, startet der VfB zuhause gegen Heidenheim ins neue Jahr. Jetzt gilt es, alles vorherige wie Trainingslager und Testspiele ist Makulatur. Noch werden die Stuttgarter als Top-Favorit gehandelt, doch die Konkurrenz hat sich gewappnet.

StuttgartMit Sand im Getriebe, aber immerhin erfolgreich hat der VfB seine Generalprobe gegen Dynamo Dresden (3:1) absolviert. Gespannt blickt der Zweitliga-Dritte dem Auftakt entgegen. Das Duell mit dem 1. FC Heidenheim (Mittwoch, 18.30 Uhr) hat es gleich in sich. Der Verein und sein neuer Trainer Pellegrino Matarazzo sind zum Erfolg verdammt, vertrauen dabei im Wesentlichen ihrem bisherigen Kader. In Darko Churlinov (für 200 000 Euro vom 1. FC Köln) kam nur ein Neuer. Der Bundesliga-Absteiger ist für viele Experten noch immer der Topfavorit, doch die Konkurrenz ist gewappnet. Ein Check vor dem Zweitligastart mit dem Experten und früheren VfB-Profi Roberto Hilbert.

Arminia Bielefeld (Platz 1, 34 Punkte): Beim Überraschungsteam der zweiten Liga wird nicht drum herum geredet. „Ich kann mich nicht als Tabellenführer in der Winterpause hinsetzen und sagen: ‚Wir gucken mal, wo wir am Ende landen’“, erklärte Kapitän Fabian Klos in einem Interview mit „11 Freunde“. Klar ist: Für einen Club dieser Größe bietet sich die Chance auf einen Bundesliga-Aufstieg nur alle Jubeljahre. Also will man sie nutzen. Trainer Uwe Neuhaus gibt vor dem Heimauftakt gegen den VfL Bochum die Richtung vor: „So nahe wie jetzt war ich noch nie an der Bundesliga dran“, sagt der 60-Jährige, der auch in der Rückrunde auf ein eingespieltes Kollektiv und seine beiden Top-Torjäger Klos (13) und Andreas Voglsammer (9) vertrauen kann. Die Winter-Vorbereitung verlief unspektakulär und ohne größere Verletzungen. In Torhüter Oscar Linnér (AIK Solna) und Angreifer Sebastian Müller kamen zwei Neue hinzu. Zweitliga-TV-Experte Roberto Hilbert meint: „Die Arminia hat einen guten Trainer, der an seiner simplen, effektiven Spielweise festhalten wird. Man muss aber abwarten, ob sie das Niveau ihrer sensationellen Hinrunde halten können.“

Hamburger SV (Platz 2, 31 Punkte): Beim Hamburger SV, der punktgleich mit dem VfB den zweiten Platz belegt, wollten sie in der Winterpause am großen Rad drehen. Der frühere VfB-Aufstiegsheld Simon Terodde stand ganz oben auf der Einkaufsliste, am Ende gaben der FC und der Stürmer dem HSV aber einen Korb. Dennoch hat der einstige Bundesliga-Dino vor dem Start gegen den 1. FC Nürnberg am kräftigsten von allen Aufstiegsanwärtern investiert: Mittelfeldspieler Louis Schaub (1. FC Köln), Abwehrspieler Jordan Beyer (Borussia Mönchengldbach) und Stürmer Joel Pohjanpalo (Bayer Leverkusen) kamen hinzu. Allesamt Leihgeschäfte – für mehr fehlt beim HSV das Geld. Die Neuzugänge sollen durch Verletzungen entstandene Löcher stopfen, den Kader in der Breite aber auch insgesamt stärker machen. In Hamburg hat man nicht erst seit der missglückten Generalprobe die Aufstiegsflatter. Beim Regionalligisten VfB Lübeck setzte es eine 2:5-Niederlage. „Das darf nicht passieren“, schimpfte Trainer Dieter Hecking. Der frühere VfB-Meisterspieler Hilbert glaub dennoch an den HSV: „Er hat gemeinsam mit dem VfB den besten Kader. Sie haben außerdem ein grandioses Publikum, sind zu Hause sehr stabil.“

1. FC Heidenheim (Platz 4, 30 Punkte): Heimlich still und leise haben sich die Ostälbler an die Aufstiegsränge herangepirscht. Trumpf ist die starke Defensive (nur 18 Gegentore). Klar ist: Sollten die Favoriten HSV und VfB weiter schwächeln, wird sich die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt nicht zweimal bitten lassen. Hilbert gefällt die Mischung aus langjährigen Stützen und ständig neuen, jungen Spielern im Team – das Modell SC Freiburg: „Die Heidenheimer sind vor allem zu Hause sehr unangenehm und könnten bis zum Ende ein ernstes Wörtchen mitreden.“ Die Verantwortlichen vermeiden, vom Aufstieg zu reden – insgeheim wünschen sie sich aber nichts mehr, als dem großen VfB ein Schnippchen zu schlagen.

Erzgebirge Aue (Platz 5, 29 Punkte): Nur zwei Punkte weniger als der VfB weisen die Veilchen vor dem Start in Wiesbaden auf und reden dennoch weiter von den „magischen 40 Punkten für den Klassenverbleib“. Übertriebenes Understatement oder realistische Selbsteinschätzung? Trainer Dirk Schuster hat schon in Darmstadt bewiesen, wie man mit Außenseitern nach den Sternen greifen kann. Warum nicht auch mit Aue? „Für sie gilt wie für alle anderen: Entscheidend ist, wie stabil man im Kopf bleibt, wenn es auf die Zielgeraden geht und man merkt:,Hoppla, wir können ja aufsteigen’“, sagt Hilbert.

Fazit: Der Zweitliga-Experte glaubt an den VfB und den HSV, die sich ein enges Rennen mit Bielefeld liefern werden.