Fokussierte Arbeitsphasen sind wichtig, wenn man Uni-Abschluss und Job gleichzeitig stemmen will. Foto: dpa/Markus Scholz - dpa/Markus Scholz

Am Ende des Studiums steht das Projekt Bachelor- oder Masterarbeit an. Aber was, wenn das Arbeitsleben frech dazwischen grätscht? Dann sind gute Zeitmanagement-Tipps gefragt.

Berlin/HeidelbergOb als Werkstudent, Freelancer oder Festangestellter, manchmal rutschen Studenten schneller in den Berufsalltag als geplant. Oft fehlt zum Hochschulabschluss dann nur noch die Abschlussarbeit. Die neben dem Job zu stemmen, ist eine große Herausforderung. Kann das überhaupt klappen?

Bevor man sich an das Projekt Abschlussarbeit macht, muss erst mal ein gutes Konzept her. „Zunächst bedarf es eines Plans, in dem ich ganz klar durchrechne, wofür ich realistischerweise wie viel Zeit benötige“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Wichtige Konstanten hierbei sind: Recherche, Lesen, Arbeitshypothese entwickeln, das Thema mit dem Professor besprechen, Gliederung erstellen, Ergebnisse darlegen und schreiben.

Wie viel Zeit für die jeweiligen Schritte nötig sind und wo die Schwerpunkte liegen sollen, dazu kann zum Beispiel der Dozent beraten. „Alternativ tauschen sich Studierende mit Kommilitonen höherer Semester aus und fragen nach Erfahrungswerten“, empfiehlt Martin Krengel, Buchautor und Motivationscoach.

Er rät auch dazu, einen großzügigen zeitlichen Puffer bis zum Abgabedatum einzuplanen – bei Bachelor- und Masterarbeiten etwa ein bis zwei Monate, bei Doktorarbeiten ein halbes Jahr. Wichtig sei es, eine eigene Deadline vor der richtigen Deadline zu setzen.

Ist die erste Planung abgeschlossen, geht es um die Vereinbarkeit mit dem Job und die Frage nach dem richtigen Zeitmanagement. Wichtig hierbei: Drei Monate in Echtzeit entsprechen nicht drei Monaten, die man für die Arbeit investiert. „Wer seinen Abschluss jobbegleitend oder als Werkstudent macht, muss ein tägliches Arbeitspensum nebenher stemmen, und entsprechend verlängert sich die Gesamtbearbeitungszeit“, sagt Cordula Nussbaum, Zeitmanagement-Expertin aus Sauerlach bei München.

Jeder Mensch geht bei Projekten ein bisschen anders vor, entsprechend müssen Studierende ihren Zeitplan an ihre Art und Weise anpassen. Nussbaum unterscheidet zwei Typen. Der „Mosaik-Arbeiter“ ist einer, der Aufgaben in kurzen Zeitabschnitten erledigen kann. Der „Plattenarbeiter“ dagegen braucht regelmäßig viel Zeit, um den Anschluss an den vorherigen Output wieder zu finden. Wer herausgefunden hat, welche Definition eher passt, ist schon mal einen Schritt weiter. Denn davon hängt dann das tägliche Arbeitspensum ab: „Für Mosaik-Arbeiter wäre ein täglicher Zeitaufwand von ein oder zwei Stunden pro Tag neben dem Job ideal“, erklärt Nussbaum. Einem Plattenarbeiter rät sie, nach der Vorbereitungsphase Sonderurlaub zu nehmen und die komplette Arbeit in einem Stück zu erstellen.

Martin Krengel empfiehlt generell, die beruflichen Verpflichtungen zu reduzieren, um sich besser auf die Abschlussarbeit fokussieren zu können. „Wenn es möglich ist, verringert man die Arbeitszeit, oder man schreibt in einer projektarmen Zeit. Alternativ nimmt man Urlaub, um Schreibfokuswochen zu haben – oder es ist vielleicht sogar ein Sabbatical für ein Jahr möglich.“ Wer seine Arbeitszeiten mit seinem Chef abstimmen kann, teilt sie sich am besten blockweise ein: Zwei Wochen im Job, eine Woche für die Abschlussarbeit oder eine ähnliche Taktung. Studierende, die voll im Job eingespannt sind und keinen Einfluss auf ihre Schichten haben, sollten versuchen, morgens Zeit für die Abschlussarbeit einzuplanen. Idealerweise nutzen sie die allererste Stunde des Tages, um in der Arbeit strukturell voranzukommen, schlägt Krengel vor.

Pausen für zündende Ideen

Entscheidend ist, dass beim Schreiben kein Zeitdruck entsteht. Der Fokus sollte eindeutig auf der Abschlussarbeit liegen, Termine oder Aufgaben im Job nicht im Kopf herumschwirren. „Schreiben ist eine kreative Arbeit, und Kreativität kann am besten ohne Druck sprudeln“, erklärt Nussbaum. In diesen Konzentrationsphasen rät sie dazu, Smartphone und Co. vom Arbeitsplatz zu verbannen.

Neben dem Job und der finalen Leistung an der Uni bedarf es jedoch immer auch genügend Freizeit, um sich von dem ganzen Stress zu erholen. Daher sollten Studierende diesen Zeitfaktor unbedingt in ihrer Planung berechnen.

Regeneration ist wichtig, damit man wirklich produktiv sein kann – und nicht nur stundenlang am PC sitzt, ohne dass etwas dabei herauskommt, sagt Nussbaum. Ganz häufig komme in den Ruhephasen die zündende Idee, wie das nächste Kapitel aussieht oder welche Anordnung man bei einer Versuchsreihe noch ausprobieren kann.