Mit Puppen kennt sich Linde Götz bestens aus. Im Diakonieladen bewertet sie Spielsachen und zeichnet sie aus. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Mit 93 Jahren arbeitet Linde Götz immer noch ehrenamtlich im Diakonieladen Bernhausen mit. Die frühere Schauspielerin kennt sich vor allem mit Puppen und anderen Spielsachen aus.

Filderstadt Montagmorgen, kurz vor zehn Uhr, bildet sich eine kleine Schlange vor dem Tafel- und Diakonieladen in der Echterdinger Straße in Bernhausen. Meist ältere Menschen, aber auch eine Mutter mit Kinderwagen warten, bis der Laden des Kreisdiakonieverbands öffnet und sie ihre Nummer ziehen können. Drinnen riecht es streng nach Desinfektionsmittel. Im Tafelladen, der abgelaufene, aber noch gut genießbare Lebensmittel anbietet, soll „jede Spur von Schmuddeligkeit vermieden werden“, sagt Tanja Herbrik, die Fachbereichsleiterin Armut und Beschäftigung beim Diakonieverband.

Im hinteren Teil des Gebäudes befindet sich der Diakonieladen, in dem Kleider und Hausrat angeboten werden. Linde Götz setzt gerade einen Plüschhund ins Regal. Sie dreht das Kuscheltier noch etwas. „Sodass ihn die Leute sehen und auch kaufen“, meint die alte Dame, die hier jeden Montag ehrenamtlich arbeitet. Vor 12 oder 13 Jahren hat sie damit angefangen, zunächst an drei Tagen die Woche. Aber nach verschiedenen Krankheiten hat sie auf zwei und dann auf einen Tag reduziert. Linde Götz ist 93 Jahre alt. „Einen Vormittag schaffe ich kräftemäßig noch gut“, sagt sie, und solange sie mit dem Auto von Echterdingen herüberfahren könne, will sie kommen. „So fängt die Woche gut an, man hat was vor, muss sich zusammenreißen“, sagt die Seniorin, die früher Schauspielerin am Staatstheater Stuttgart war. Auch den Kinderchor hat sie dort geleitet und die weiblichen Komparsen betreut.

Auf ehrenamtliche Helfer ist der Diakonie- und Tafelladen angewiesen. Etwa 25 sind aktuell dabei, dazu kommen einige Ein-Euro-Arbeiter, die das Jobcenter geschickt hat, denn der Diakonieladen läuft auch als Integrationsbetrieb. Herbrik könnte noch einige zuverlässige Männer brauchen, die als ehrenamtliche Fahrer mitmachen.

Während die Kunden des Tafelladens ihre Bedürftigkeit mit der Kundenkarte nachweisen müssen, kann im Diakonieladen jeder einkaufen. Und jeder kann Dinge bringen, die er nicht mehr benötigt oder die nicht mehr passen. Linde Götz prüft und bewertet die Waren. „Manchmal bringen die Leute Geschenke, die sie selbst nicht brauchen“, sagt Linde Götz, „sie denken, sie bringen eine Hostie, es ist aber nur Gruschd“. Für alles habe man hier aber keinen Platz. Unnütze Deko, einzelne Gläser oder Teller kaufe ja auch niemand.

Immer gefragt ist Kinderspielzeug. Da ist Linde Götz auch in ihrem Element. Sie ist Spezialistin für Puppen. Als sie mit 65 in Rente ging, hat sie Puppenausstellungen organisiert, 15 Jahre lang. Für Museen hat sie den Wert der Puppen eingeschätzt. „Der Plüschhund ist schön gearbeitet, gutes Material“, sagt sie und heftet mit dem Auszeichnungsgerät das Preisschild an: 3 Euro. Und die fast neuwertige Puppe – „die geht ganz sicher weg“ – gibt es für acht Euro. „Für Kinder ist es wichtig, dass sie die Haare kämmen können“, weiß Linde Götz.

„Alles wird teurer und die Verdienste werden kaum höher“, ist sich die Helferin sicher, dass Tafel- und Diakonieläden eine wichtige Sache sind. Familien mit mehreren Kindern seien froh, wenn sie hier einen Schulranzen bekämen oder Kleider, die kaum getragen seien. Und schließlich erfüllt der Laden noch eine weitere Funktion: Er bietet Kontaktmöglichkeiten für die Kunden und die ehrenamtlichen Helfer. „Man kommt mit Menschen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Ländern zusammen“, erzählt Linde Götz, „und die meisten Besucher sind sehr nett“.