Ein neues E-Auto soll her. Anke Holst und Tanja Herbrik von der Diakonie wissen bereits, wie sie die Spenden der EZ-Leser investieren wollen. Foto: Kaier - Kaier

Der sogenannte Scooter soll 42 000 Euro kosten und einen alten Fiat ersetzen.

Esslingen

Die Esslinger Diakonieläden erfreuen sich großer Beliebtheit, das belegt der tägliche Zulauf: Rund 100 zahlende Kunden finden Tag für Tag den Weg in die Verkaufsräume in der Küferstraße sowie am Ottilienplatz, in denen gut erhaltene Waren für Menschen, die nicht ganz so viel Geld zur Verfügung haben, weitergegeben werden. Neben Möbelstücken aller Art zählen hierzu Hausrat, Kleidung, Kinderartikel und saisonale Produkte wie derzeit Weihnachtsschmuck. Weil das Konzept des Ladens auf Spenden von Privatleuten beruht, die bei den jeweiligen Spendern abgeholt werden müssen, sind die Mitarbeiter der Läden in ihrem Arbeitsalltag auf Fahrzeuge angewiesen. Aktuell sind dies ein Sprinter sowie ein etwas kleinerer Transporter. Vor allem Letzterer ist zuletzt aber ziemlich in die Jahre gekommen, weshalb die Diakonie nun ein ganz besonderes Fahrzeug anschaffen möchte. Die EZ-Weihnachtsspendenaktion greift dem Diakonieladen bei diesem Vorhaben mit einer Finanzspritze unter die Arme.

„Wir hätten sehr gerne eine größere und umweltfreundlichere Variante“, sagt Tanja Herbrik, die Fachbereichsleiterin Armut und Beschäftigung bei der Diakonie. Aufgrund der begrenzten Kapazität des bisherigen Transporters sei es häufig so gewesen, das man zum Spender hingefahren sei, sich die Ware angeschaut habe, dann aber zu einem späteren Zeitpunkt nochmals kommen musste, weil der Gegenstand nicht in das Fahrzeug passte. „Wir wollen deshalb die Möglichkeit haben, die Spenden auch direkt mitzunehmen“, sagt Herbrik. Ebenfalls eine große Rolle spielt dabei der Faktor Umweltfreundlichkeit, der ein immer wichtigeres Thema innerhalb der Gesellschaft einnimmt. „Weil wir diesen Punkt in unserem Verband weiter voranbringen möchten, würden wir mit Hilfe der Spenden gerne ein E-Fahrzeug anschaffen“, sagt Herbrik, die bereits ein ganz bestimmtes Modell im Blick hat.

Ein sogenannter Scooter der Firma Streetscooter soll es werden. Der Hersteller ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Deutschen Post. Diese hatte das Unternehmen im Dezember 2014 aufgekauft, nachdem zuvor zahlreiche Versuche gescheitert waren, von einem Automobilhersteller ein Elektrofahrzeug für den Zustellbetrieb entwickeln zu lassen. Die Deutsche Post entschied sich daher kurzerhand, einfach eigenständig ein Fahrzeug zu entwickeln. Das Ergebnis dieses Vorhabens sind die Scooter, die seit kurzem auf dem freien Markt erhältlich sind, mit einem Motorroller – wie es der englische Begriff vermuten lässt – aber rein gar nichts zu tun haben. Viel mehr ähneln die Fahrzeuge einem Pick-up mit geschlossener Ladefläche.

„Der Laderaum lässt sich von der Seite und von hinten öffnen und eignet sich perfekt für kleine Möbelstücke“, sagt Herbrik, die bereits die Möglichkeit hatte, einen Scooter genauer anzuschauen. Denn auch der Diakonieladen Kirchheim entschied sich kürzlich dazu, eines der umweltfreundlichen und elektronisch betriebenen Gefährte anzuschaffen. „Dort ist er seit einigen Wochen im Einsatz und macht einen sehr guten Eindruck.“

Bedenken, dass das Elektrofahrzeug für den täglichen Bedarf des Diakonieladens nicht ausreichen könnte, hat Herbrik keine. Der Hersteller gibt die Reichweite des Scooters mit rund 200 Kilometern an, was vollkommen ausreichend sei, um die Spender in der Region anzufahren. „Unser Einzugsgebiet geht von Aichwald über Plochingen, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern bis nach Obertürkheim – alles im Umfeld von 50 Kilometern“, sagt Ladenleiterin Anke Holst: „Mit dem Scooter kommt man daher gut dorthin, wo man hin muss.“ Auch die Höchstgeschwindigkeit von 85 Kilometer pro Stunde sei in Ordnung, da man ohnehin größtenteils innerorts oder auf Landstraßen unterwegs sein werde. „Viel wichtiger sind uns Ökologie und Nachhaltigkeit“, so Herbrik. Und diese Punkte wären mit dem neuen fahrbaren Untersatz allemal bedacht.

Wunsch und Ziel des Diakonieverbandes ist es, die Anschaffung im neuen Jahr so zeitnah wie möglich hinzubekommen. „Allerdings können wir erst bestellen, wenn wir das nötige Geld gesammelt haben“, sagt Herbrik. 42 000 Euro kostet das Fahrzeug samt Ladestation – ein nicht zu unterschätzender Betrag für den Diakonieladen, der keinerlei öffentliche Gelder erhält und sich lediglich durch eigene Umsätze und Einnahmen finanziert. Weil davon aber auch Miete, Strom, Personal und Benzin bezahlt werden müssen, bleibt nicht mehr wirklich viel übrig, um es für teurere Anschaffungen zur Seite zu legen. „Wir werden natürlich einen Eigenanteil haben, genauso wollen wir aber auch Sponsoren anfragen, deren Logo dann auf dem Fahrzeug platziert werden soll“, berichtet Herbrik von den Finanzierungsplänen: „Ohne die Weihnachtsspendenaktion würde allerdings gar nichts gehen, denn diese Summe nimmt einen sehr großen Anteil ein.“

Den bisherigen Transporter, einen alten Fiat, hatte die Ladenleitung vor circa drei Jahren gebraucht gekauft. Inzwischen fehle es aber an Stauraum. Zudem sei das Fahrzeug in letzter Zeit immer reparaturanfälliger geworden, weshalb es nun ersetzt werden soll. „Sofern mit der Finanzierung alles glatt läuft, soll der Transporter vollständig ausgetauscht werden“, sagt Herbrik, die eine Notwendigkeit darin sieht, sich immer weiterzuentwickeln, um den Bedürftigen ein gutes Angebot zu machen. „Der Bedarf ist da und den wollen wir weiterhin bedienen.“ Am liebsten mit einem Scooter.

Ein Überweisungsträger für die EZ-Weihnachtsspendenaktion liegt dieser Ausgabe bei.