DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke bestimmt in der Krise mehr denn je den Rhythmus beim Deutschen Fußball-Bund.
Der mächtige Mann des deutschen Fußballs sitzt standesgemäß unter zwei mächtigen Leuchtern. Eine spezielle Form haben die Lichtquellen, die an der Decke des großen Konferenzraums in einem Luxushotel nahe Frankfurt hängen: Sie sehen aus wie kleine U-Boote – was den Mann, der unter den Lampen auf dem Pressepodium sitzt, perfekt ins Licht rückt. Denn Hans-Joachim Watzke, das ist in diesen turbulenten Tagen nach dem WM-Aus der DFB-Elf in Katar klar, soll den deutschen Fußball als Kapitän durch die stürmische See führen. Und ihn aus der Krise nach oben bringen.
Unter den U-Boot-Lampen also legt der Kapitän Watzke am Donnerstagmittag los mit seinen Botschaften. Man hat ihn schon abends zuvor durch dieses Hotel steuern sehen, denn der Mann hatte zu tun. Einmal brauchte er durch einen Hotelangestellten Orientierungshilfe, weil er zwischen all den wichtigen Sitzungen nicht mehr wusste, in welchen Saal er als Nächstes gehen sollte.
Erst Hansi Flick, dann Donata Hopfen
Im deutschen Fußball läuft das andersherum: Da weist Watzke den anderen den Weg.
Als Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund ist er aufgrund seines Postens als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) auch Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds. Als solcher entschied er nun am Mittwoch bei den Gesprächen mit Bundestrainer Hansi Flick über dessen Zukunft mit, ehe er später im nächsten Saal des Hotels das Ende von Donata Hopfen als Geschäftsführerin der DFL mitbesiegelte.
Am Donnerstag gibt Watzke auf dem Podium eine Audienz – und wehrt sich gegen einen Begriff: „Ich habe viel gelesen von der Machtfülle, die ich nun innehabe – das ist ein Wort, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann.“ Er wolle hervorheben, dass er zwar mehrere Ämter habe, aber davon nur eines angestrebt habe: „Das des Aufsichtsratsvorsitzenden der DFL“, sagt der 63-Jährige.
Knackige Botschaft an die Chefs des FC Bayern
Das ist faktisch richtig, auf der anderen Seite aber wehrt sich Watzke eher nicht mit Händen und Füßen dagegen, dass er längst der Entscheider des deutschen Fußballs ist. Dass er etwa den in der DFB-Krise eher teilnahmslos wirkenden Clubchefs des FC Bayern zumindest im Subtext eine kleine Breitseite verpassen darf, gehört zu den angenehmen Dingen dieses Donnerstags – obwohl Watzke das nie zugeben würde.
„Wir müssen alle Kräfte bündeln, der FC Bayern ist in alle Überlegungen eingebunden“, sagt er zunächst. Die Bayern sind: eingebunden. Subtil sollen Watzkes Botschaften in Richtung München rüberkommen – knackig sind sie in echt. „Ich empfehle, für ein Amt in der DFL zu kandidieren, das hilft“, sagt Watzke in Richtung des Vorstandschefs Oliver Kahn. Das deckt sich zumindest inhaltlich mit den Aussagen des Bayern-Präsidenten Herbert Hainer. Der hat zuvor erklärt, dass sich Kahn künftig verstärkt engagieren möchte. Eine Botschaft hat Watzke dann an Hainer. Er habe längst mit den handelnden Personen der Bayern, in dem Fall mit Kahn, gesprochen, also: „Den Hinweis von Herrn Hainer hätten wir nicht gebraucht, wir nehmen ihn aber trotzdem dankend an.“ Die Lacher hat der BVB-Chef auf seiner Seite. Seine Botschaften sitzen. Auch bei einer der großen Fragen, die die DFL umtreibt.
Vor Weihnachten soll der Bierhoff-Nachfolger feststehen
Watzke ist ein Verfechter der 50-plus-1-Regel, mit der sichergestellt werden soll, dass Investoren nicht die Mehrheit bei einem Club übernehmen können. Watzke nennt den BVB und die Bayern als perfekte Beispiele: „Wir haben beide Investoren, aber wir haben den Schlüssel in der Hand.“
Am Ende spricht Watzke als Vizepräsident des DFB weiter. Es geht um die Nachfolge des Geschäftsführers Oliver Bierhoff als starken Mann der Nationalelf. „Es wäre schön, wenn wir vor Weihnachten eine Lösung hätten – wir sollten aber Genauigkeit vor Schnelligkeit setzen.“ So ist das im deutschen Fußball: Watzke gibt den Takt vor.