Thea Dorn Foto: picture alliance / dpa/Karlhein - picture alliance / dpa/Karlheinz Schindler

Thea Dorn ist Krimiautorin, Fernsehmoderatorin, Dramaturgin, Philosophin und Kritikerin. In ihrem neuen Buch „Deutsch, nicht dumpf“, das sie bei der LesART vorstellt, plädiert sie für einen aufgeklärten Kulturpatriotismus.

EsslingenSie galt als „Deutschlands brutalste Krimischreiberin“ und hat sich als Moderatorin, Philosophin, Dramaturgin und Kritikerin einen Namen gemacht. Wer Thea Dorn kennt, der weiß, dass sie die Dinge beim Namen nennt, auch wenn das nicht jedem passen mag. In ihrem Buch „Deutsch, nicht dumpf“ (Knaus Verlag, 24 Euro) begibt sie sich auf heikles Terrain. Denn wer ein unverkrampftes Verhältnis zu Deutschland pflegt und sich vielleicht sogar als Patriot zu erkennen gibt, läuft heutzutage leicht Gefahr, in der rechten Ecke verortet zu werden.

Thea Dorn sieht das anders, und so hat sie sich entschlossen, einen „Leitfaden für aufgeklärte Patrioten“ vorzulegen. Dass das nicht einfach ist, gibt sie gerne zu: „Das Gelände gleicht einem Irrgarten. Zögernd, vorsichtig setzen wir Fuß vor Fuß, wohl wissend, dass wir uns nicht nur zwischen dornigen Hecken verfranzen können, sondern dass etliche Fallgruben darauf warten, uns einbrechen zu lassen.“ Dieses Risiko geht Thea Dorn bewusst ein, weil sie fürchtet, dass hässliche Zeiten vor uns liegen, wenn wir den öffentlichen Diskurs nur den Schreihälsen überlassen, die uns glauben machen, dass sich auf die komplizierten Fragen unserer Zeit simple Antworten finden lassen.

Die Autorin ist weit davon entfernt, jenem sich selbst über andere erhöhenden, unreflektiert deutschtümelnden Patriotismus das Wort zu reden: „Ich glaube, es muss uns gelingen, eine positive Identität, einen positiven Bezug zu diesem Land zu finden. Was natürlich nicht heißt, dass jemals relativiert werden darf, was dieses Land an Verbrechen auf dem Kerbholz hat.“ Sie plädiert dafür, dass die Berufung auf einen deutschen Verfassungspatriotismus nicht genüge, sondern mit einem aufgeklärten Kulturpatriotismus einhergehen müsse. Thea Dorns Argumentation, die sich auf zahlreiche Kronzeugen beruft, mag nicht allen gefallen. Manche haben ihre Thesen durchaus kritisch diskutiert, aber genau diesen Diskurs, den sie herausfordert, findet Sigmar Gabriel unerlässlich. „Mit der Vaterlandsliebe verhält es sich wie mit jeder Form der Liebe: Um aufrichtig und von Dauer zu sein, setzt sie tiefe Kenntnis und vor allem Verständnis für das ‚Objekt‘ der Liebe voraus – mit all seinen guten und weniger guten Seiten, seinen Schwächen und Stärken und auch den Irrungen und Wirrungen, die das Leben mit sich bringt.“ adi