Kein Durchkommen: Leonie Strack (rechts) und der TV Nellingen II verlieren auch gegen Bönnigheim. Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Die Handballerinnen des TV Nellingen II zieren nach dem 27:36 gegen den TSV Bönnigheim weiter das Ende der BWOL-Tabelle.

OstfildernDie vier Trommler gaben alles, um das Team sowie die gerade einmal 50 Zuschauer mitzureißen: Genutzt hat es nichts. Mit 27:36 (14:16) unterlagen die Handballerinnen des TV Nellingen II dem TSV Bönnigheim und stehen damit mit nun 0:32 Punkten weiter am Ende der Tabelle der Baden-Württemberg Oberliga.

Bönnigheim, jetzt auf Platz fünf, ist keine Übermannschaft. Auch die Frauen aus dem Enz-Murr-Kreis hatten zum Saisonstart einen gewaltigen personellen Umbruch mit dem Abgang von sechs Stammspielerinnen sowie der Integration von fünf Neuzugängen zu bewältigen. Wie das Nellinger Team: Der Aufsteiger in die vierthöchste Spielklasse musste einige Leistungsträgerinnen an das eigene Drittliga-Team abgeben. Denn dieses hatten nach dem Rückzug aus der Bundesliga alle Spielerinnen verlassen. Aufgefüllt wird bei den TVN-II-Frauen nun Woche für Woche mit A-Jugendlichen, allerdings nicht aus dem Jugend-Bundesligateam (die müssen bei der „Ersten“ aushelfen), sondern mit Spielerinnen aus dem zweiten A-Jugend-Team aus der Baden-Württemberg Oberliga. Die 17- und 18-Jährigen hatten – wie ebenfalls schon oft in dieser Saison – vor dem Auftritt gegen Bönnigheim bereits ein Jugendspiel in den Knochen.

Es fehlt an Kraft und Abgezocktheit

„Da hat einfach die Kraft gefehlt, vor allem in der zweiten Hälfte“, analysierte Irina Kolpakowa, die die Nellinger „Zweite“ seit Anfang der Saison coacht. Für die Weißrussin, früher eine gestandene Bundesligaspielerin, war die Partie gegen Bönnigheim ein Spiegelbild der Saison: „Wir starten gut, gehen in Führung, aber dann fehlt es an der letzten Konsequenz.“ Tatsächlich hatten die Nellingerinnen bis zum 10:6 (15.) munter vorgelegt, sich dann aber die Butter vom Brot nehmen lassen. Bönnigheims Beste, Spielmacherin Stefanie Samer (Jahrgang 1988), zog immer wieder simple Kreuzbewegungen an und sorgte so für reichlich Unruhe in der Nellinger 3:2:1-Abwehr. Beim 12:12 (23.) gelang den Gästen erstmals wieder der Ausgleich, beim folgenden Nellinger Angriff wurde leichtfertig der Ball verloren – Samer kreuzte und brachte ihre Halblinke Katja Kerner in eine gute Position. Deren Wurf war zwar nicht schwierig zu halten, Nellingens Torfrau Sonja Pott war auch dran, mit viel Glück landete der Ball dann aber doch im Tor – 13:12 (24.) für Bönnigheim. Obendrein kassierte Nellingens Nora Allmendinger noch eine Zeitstrafe und in Überzahl zogen die Gäste langsam aber sicher davon.

„In so einer Situation kommt dann immer noch Pech dazu“, meinte Pott hinterher. An der 20-Jährigen liegt die schlechte Saisonbilanz sicher nicht – mit 19 Paraden gewann sie das Torwartduell glasklar – wie ebenfalls schon oft in dieser Saison. „Sie ist eine Bombe im Tor“, lobte Kolpakowa. Aber ganz alleine kann ein Keeper ein Spiel eben auch nicht gewinnen. Gleiches gilt für Rückraumspielerin Leonie Strack (19), die eigentlich für das Nellinger Drittliga-Team aufläuft, aber gegen Bönnigheim bei der „Zweiten“ aushalf. Sie führte mit 13 Treffern die teamübergreifende Torjägerinnenliste deutlich an – und war die einzige, die mit der defensiven 6:0-Abwehr von Bönnigheim in der zweiten Hälfte zurechtkam – die Reife, ein Team zu führen hat Strack aber (noch) nicht. Und auch die übrigen Nellingerinnen blieben blass.

Unterm Strich fehlt es den TVN-II-Frauen neben körperlicher Robustheit vor allen Dingen an Abgezocktheit – aber das komme noch, meinen zumindest die Verantwortlichen. „Das war kein schlechtes Spiel, das Potenzial ist da“, bestätigte Co-Trainer Jochen Schnizler. Auch Kolpakowa ist von der Entwicklungsfähigkeit überzeugt. Und macht als Headcoach weiter, wie sie nach kurzem Nachdenken versichert: „Wir wollen hier etwas entwickeln und denken alle in die gleiche Richtung.“ Ein Abstieg in die ab kommender Saison eingleisige Württembergliga wäre dabei auch kein Beinbruch: „Das Team hat nächste Saison genügend Erfahrung aus einem Jahr Baden-Württemberg Oberliga gesammelt, es ist eine junge Mannschaft. Da geht noch was“, sagt Schnizler. Sofern das Team zusammenbleibt – die Gespräche laufen.

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