Zwei Zentimeter ist der neue VW Golf länger geworden, misst nun Foto: Volkswagen AG/Hardy Mutschler

Der neue Golf 8 ist da – und er ist moderner als je zuvor: Als erster Volkswagen nutzt er beispielsweise über das System Car2X die sogenannte Schwarmintelligenz des Verkehrs und warnt vorausschauend vor Gefahren.

Wolfsburg - Wenn ein neuer Golf bisher Weltpremiere feierte, dann meist vor großem Publikum auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt. Auf der IAA im September 2019 aber stahl ihm ein anderer VW die Show – der ID.3. Zumindest präsentierte Volkswagen sein erstes vollelektrisches Modell weit spektakulärer, als die Neuauflage seines jahrzehntelangen Bestsellers, die erst Wochen später in Wolfsburg einem ausgewählten Publikum gezeigt wurde.

Woran das lag? Vermutlich an der Einschätzung, dass ein neuer Golf sowieso ein Selbstläufer ist – den Elektroautos aber die nahe Zukunft gehört. Wie auch immer: Der Golf 8 ist da – und er ist moderner als je zuvor, ein richtiges Hightech-Auto. Als erster Volkswagen nutzt er beispielsweise über das System Car2X die sogenannte Schwarmintelligenz des Verkehrs und warnt vorausschauend vor Gefahren. Ohne Aufpreis! Im Umkreis von 800 Metern tauscht er sich mit anderen Fahrzeugen in Millisekunden via WLAN aus und warnt vor Unfällen, Pannen, einem Stauende oder einem sich näherndem Krankenwagen. Da hat man genügend Zeit, um die Rettungsgasse frei zu machen.

Was auch positiv auffällt: Die Serienausstattung des Golf wurde erweitert. Schon die Basisversion – die noch im Frühjahr für vermutlich unter 20 000 Euro nachgeschoben werden soll - hat Hightech-Features wie den Spurhalteassistenten „Lane Assist“, das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung, einen neuen Abbiegeassistenten, eben jenes Car2X, ein digitales Cockpit, ein Online-Infotainmentsystem, ein Multifunktionslenkrad sowie LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten an Bord.

Hightech also ohne Ende. Das gilt auch für den 8,25-Zoll-Touchscreen (ebenfalls Serie). Ältere, die seit jeher Knöpfe und Schalter gewohnt sind, werden sich im Golf 8 endgültig umstellen müssen. Und wer sein Smartphone zum Aufladen einstöpseln will, sollte entweder ein ganz modernes oder einen Adapter dabei haben, denn eine konventionelle USB-Steckdose ist beim neuen Golf Fehlanzeige. Er hat schon die neuen, kleineren USB-C-Eingänge. Auf Wunsch, sprich Aufpreis, öffnet sich der Golf per Smartphone. Neu ist auch die Sprachsteuerung, die mit „Hallo Volkswagen“ aktiviert werden kann. Der ADAC hat es in einem Test ausprobiert: „Es zieht“ zu sagen reicht, damit das Gebläse heruntergeregelt wird und „ich brauche Benzin“ mündet in eine Liste von Tankstellen in der Nähe. Wer zu Hause Alexa nutzt, kann den Amazon-Sprachassistenten zusätzlich mit dem Golf verknüpfen, berichtet der ADAC. Gegen Aufpreis werden erstmals in einem Golf für den Fahrer Informationen wie Tempo, Tempolimit oder Navi-Hinweise per Head-up-Display in die Scheibe projiziert.

Bisher ist der neue Golf nur mit zwei Benzin- (TSI) und zwei Dieselmotoren (TDI) im Angebot, es sind Vierzylinder-Turbodirekteinspritzer mit Otto- respektive Dieselpartikelfiltern. Die zwei 1,5 Liter großen TSI entwickeln eine Leistung von 96 kW/130 PS und 110 kW/150 PS; sie besitzen unter anderem eine temporäre Zylinderabschaltung (ACT). 85 kW/115 PS und 110 kW/150 PS leisten die zwei neuen TDI des Golf. Eine zweifache AdBlue-Einspritzung reduziert um bis zu 80 Prozent die Stickoxid-Emission (NOx) teilt Volkswagen mit. Der Verbrauchsvorteil der 2,0 Liter großen TDI betrage bis zu 17 Prozent gegenüber den Vorgängermotoren.

Größenmäßig hat sich der Golf kaum verändert, er misst nun mit 4,28 Metern zwei Zentimeter mehr als zuvor. Auch innen bleibt es in etwa beim bisherigen Platzangebot. Der Laderaum fasst 381 bis 1237 Liter. Die Kombiversion, der Golf Variant, wird demnächst nachgeschoben. Ebenso sind die Sportversionen GTI, GTD und Golf R geplant. Sechs Airbags – je zwei Frontairbags, Seitenairbags und Kopfairbags – sind ebenso Standard wie Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer an allen äußeren Sitzplätzen. Auf Wunsch ist das Proaktive Insassenschutzsystem erhältlich. Es kann die Folgen einer Kollision mildern, indem es beispielsweise die Gurte straff zieht oder noch offene Fenster schließt. Zudem umfasst es Seitenairbags hinten.

Beim Sicherheitstest Euro NCAP (European New Car Assessment Programme) hat der neue Golf die Bestnote mit fünf Sternen erzielt. Die Prüfer gaben dem Kompaktmodell in allen Kriterien hohe Wertungen – beim Schutz von erwachsenen Insassen, Kindern und ungeschützten Verkehrsteilnehmern sowie bei den Assistenzsystemen.

Optional bietet Volkswagen weitere Highend-Assistenzsysteme für den Golf an: Eines von ihnen ist die Distanzregelung ACC mit vorausschauender Geschwindigkeitserkennung. Der „Travel Assist“ wiederum macht das assistierte Fahren bis 210 km/h möglich.