Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Der 58-Jährige ist schon lange dabei – und möchte bis ins hohe Alter weiterlaufen.

EsslingenEs war kein typischer Samstag im Sportlerleben des Johannes Hopp: Am Vormittag ging der 58-Jährige bei den baden-württembergischen Meisterschaften im Waldlauf auf die Strecke, am Abend schlug er in der Badminton-Bezirksliga gegen den Ball mit dem Korkfuß und den Gänsefedern. Es war nicht deshalb untypisch, weil er mit dem Schläger zwar sowohl im Einzel als auch im Doppel gewann, beim Lauf aber ausnahmsweise weniger erfolgreich war. Johannes Hopp betreibt Badminton und Laufen selten an einem Tag. Ansonsten aber macht er beides mit großer Leidenschaft. Und erfolgreich. Und schon seit vielen Jahren. Und fast immer für seinen Heimatverein Turnerschaft Esslingen.

Während viele Nicht-Leichtathleten eher unlustig die Laufschuhe schnüren, um etwas für die Ausdauer zu tun, die sie für ihren eigentlichen Sport brauchen, sagt Hopp: „Mir macht beides Spaß.“ Und weil er ein zielstrebiger Mensch ist, wurde aus dem Spaß Ernst: „Wenn ich schon laufe, kann ich auch bei Wettkämpfen laufen.“ Und so kam es zu einer interessanten und ungewöhnlichen Sportlerkarriere: Über die Leichtathletik und den Rasenkraftsport fand Hopp bei der Turnerschaft zum Badminton. In der untersten Spielklasse fing er an, später schlug er mit dem Team in der Württembergliga auf und war der Top-Spieler des Vereins. Nach zwölf Vereinsmeisterschaften spielte er beim clubinternen Turnier nicht mehr mit, um anderen den Vortritt zu lassen.

Zurück zum Laufen kam Hopp über den Umweg Triathlon. „Ich wollte mit 40 Jahren einen Ironman machen“, erzählt er. Gesagt, trainiert, getan – im Jahr 2001 war es so weit, natürlich bei der Traditionsveranstaltung in Roth. Diesmal im Dress des Esslinger Triathlonvereins Nonplusultra. Es folgten zwei weitere Teilnahmen in Roth (Bestzeit 11:44 Stunden) und noch mehr Triathlons. Später lief er immerhin 15 Marathons und stieg im Jahr 2011 in die Laufmannschaft von Siegmar Müller bei der Turnerschaft ein. „Damals war das eine Auszeichnung, man musste sich darum bewerben. Offensichtlich habe ich die Kriterien erfüllt“, berichtet Hopp und lacht. Ein Kamerad bezeichnete ihn einmal als den „besten Läufer unter den Badmintonspielern“, wie er erzählt.

1000 Einsätze für die Turnerschaft

Hopp, der als Produktmanager bei der Firma Festo in Berkheim arbeitet und in Aichwald wohnt, ist ein Sportler durch und durch. Und er verspürt eine Menge Bewegungsdrang. „Ich war nie der Beste, aber ich konnte es lange machen“, erzählt er – und betreibt damit ordentlich Understatement. Ein Dauerläufer ist er tatsächlich. In 37 Jahren Badminton verpasste er bis zum Ende der vergangenen Saison aus familiären Gründen nur drei Spieltage und kam insgesamt auf über 1000 Einsätze für die Turnscherschaft – ein wohl uneinholbarer Rekord.

Aber nie der Beste? Als Teamsportler spielte er nur deshalb nicht höher als in der Württembergliga, weil er seinen Verein nicht verlassen und deshalb nicht wie andere etwa zur SG Schorndorf in die 2. Bundesliga wechseln wollte. „Dazu bin ich hier einfach zu verwurzelt“, sagt der gebürtige Esslinger. Aber im Badminton gibt es ja noch die Möglichkeit, individuell Ranglistenturniere zu spielen. Und da blühte Hopp in einem Alter so richtig auf, in dem andere an den Badminton-Ruhestand denken oder sich eine weniger anstrengende Sportart aussuchen. Acht Mal wurde er in den Altersklassen Ü 45 bis Ü 55 baden-württembergischer Meister, zwei Mal südostdeutscher Meister. Mit dem Mixed-Laufteam der Turnerschaft gewann er zwei Mal den WLV-Team-Laufcup.

Ziel: bis ins hohe Alter laufen

Und als was sieht er sich nun – als Badmintonspieler oder als Läufer? Hopp überlegt kurz. „Badminton war schon immer Prio eins, das wussten die Laufkameraden auch“, sagt er und bekräftigt: „Ich bin schon eher Badmintonspieler.“ Wobei sich das ein bisschen zu ändern beginnt. Rückenprobleme sorgen dafür, dass er nicht mehr so häufig ins Badminton-Training geht und an Spieltagen nur noch aushilft, wenn Not am Mann ist. Dann kann er allerdings nicht Nein sagen. So wie am vergangenen Samstag, als er für das zweite Team der Turnerschaft einsprang und bei der 3:5-Niederlage beim SV Vaihingen II zwei der drei Punkte besteuerte.

Ehrgeiz hat er aber immer noch, wobei sich der nun eben in Richtung Laufen verschiebt. „Ich brauche einen Anreiz. Im kommenden Jahr möchte ich mal wieder einen Marathon laufen“, erzählt er. Sein Wunsch ist es, wie etwa sein kürzlich verstorbener Vereinskamerad Walter Bittmann „bis ins hohe Alter zu laufen“. Nur von einem Ziel hat er sich verabschiedet: „Ich wollte mal unter drei Stunden laufen“, erzählt er – seine Marathon-Bestzeit liegt bei 3:04 Stunden. „Das werde ich wohl nicht mehr schaffen.“ Selbst dann nicht, wenn er am selben Tag nicht noch ein Badmintonspiel hat.